Umbau des Huma und Schaffung neuer Wohnquartiere fielen in seine 24-jährige Amtszeit, die im August 2025 endet.
Dezernent wird verabschiedetRainer Gleß begleitete das stetige Wachsen in Sankt Augustin

Rainer Gleß auf der Mewasseret-Zion-Brücke in Sankt Augustin zwischen Technischem Rathaus hinten und dem Einkaufszentrum Huma.
Copyright: Stefan Villinger
Wohl nur wenige Menschen haben die Gestaltung von Sankt Augustin so mitgeprägt wie Rainer Gleß. 24 Jahre lang begleitete der heute 62-Jährige als Technischer Beigeordneter die Geschicke der Stadt. Zur vierten Wiederwahl trat er nicht mehr an. Im August 2025 endet somit seine Amtszeit. „Sankt Augustin ist eine Kommune, die immer weiter wächst. Das ist für einen Stadtplaner eine anspruchsvolle Aufgabe“, sagt Gleß. Das habe ihn bewogen, sich im Jahr 2001 dort zu bewerben. Die Kommune wurde 1969 auf dem Reißbrett durch den Zusammenschluss von acht Gemeinden gegründet. Dort, wo heute das Rathaus steht, war früher Landwirtschaft und Kiesabbau. Gleß entwickelte im Jahr 2006 ein Konzept für das Zusammenwachsen der Stadt, aus dem später der „Masterplan Urbane Mitte“ entstand.
Aus dem angestaubten Hurler Markt von 1977 in Sankt Augustin wurde das moderne Einkaufszentrum Huma
„Die Aufgabe war es unter anderem, mehr urbanes Leben ins Zentrum zu bringen“, erinnert sich Gleß an einen der Eckpfeiler des Konzeptes. 50 Prozent der Kaufkraft der Bürger wanderte nämlich ins Umland ab. Der 1977 gebaute Hurler Markt als zentraler Einkaufspunkt schaffte es zum Beispiel nicht mehr, die Menschen zu locken. „Er hatte den Charme der 1970er Jahre“, schildert Gleß. Da passte es, dass im Jahr 2012 von den Inhabern, der Jost Hurler Gruppe, der Entschluss gefasst wurde, das moderne Huma-Einkaufszentrum zu bauen.

Schnee von gestern: So sah der alte Huma im Januar 2013 aus, bevor er umgebaut wurde.
Copyright: Stefan Villinger
Gleß' Team im Rathaus war damals gefordert, als eine kalte Betonwüste mit ödem Parkplatz zu einem modernen Einkaufszentrum mit grüner Parklandschaft umgewandelt werden sollte. Zahlreiche Vorschriften galt es beim Einreichen der Bauunterlagen zu überprüfen. Und da erinnerten sich viele an den Spitznamen, den Gleß kurz nach seinem Amtsantritt bekommen hatte: der Möglichmacher. „Ein Bauamt ist nicht dafür da, Dinge zu verhindern, sondern Möglichkeiten zu finden, wie die Ideen der Antragsteller im Rahmen der Vorschriften umgesetzt werden können“, lautet seine Devise.
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Die Einfahrt zur Südstraße in Sankt Augustin wurde zum modernen Tor zur Innenstadt umgebaut
Das Rebhuhnfeld und das Areal im Werthchen wurden in Gleß'Amtszeit entwickelt, die Umwandlung des Gärtnereigeländes an der Marktstraße zu einem neuen Quartier gehört genauso dazu wie der Abriss der Tacke-Ruine. Heute befindet sich dort ein Discounter sowie ein Altenheim. Auch die Einfahrt über die Südstraße hat sich als modernes Tor zur Innenstadt verändert.
Der alte Bauhof wurde im Jahr 2024 durch einen Wohn- und Geschäftskomplex ersetzt, gegenüber hat die Kreissparkasse ihr Gebäude errichtet. Die Planungen für das neue Gebäude von Bechtle an den Klosterhöfen fällt in seine Amtszeit. Und den Umbau der alten Post zum Technischen Rathaus im Jahr 2019 begleitete er ebenso wie die Umgestaltung des Karl-Gatzweiler-Platzes, der 2023 eingeweiht wurde.

Der Karl-Gatzweiler-Platz vor dem Rathaus in Sankt Augustin wurde umgestaltet und mit einem großen Fest eröffnet. V.l.: Beigeordneter Rainer Gleß, Bürgermeister Max Leitterstorf, Staatssekretär Daniel Sieveke.
Copyright: Ralf Rohrmoser-von Glasow
Bei der freien Fläche zwischen Huma und Hochschule, die zurzeit als Parkplatz genutzt wird, wird allerdings deutlich, wo die Grenzen eines Technischen Beigeordneten liegen. Ein Investor, der einen Mix aus Wohnungen, Büros, Gastronomie und Hotels bauen wollte, ist wieder abgesprungen. Auch bei der Ansiedlung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist noch immer kein Grundstein gelegt. Gleß sagt jedoch, er sei sicher, dass sich auf beiden Grundstücken bald einiges tun werde.
Sankt Augustin muss sich auf den Klimawandel vorbereiten und Multifunktionswege erstellen
Der Transformation von Sankt Augustin in Richtung Klimawandel sieht Gleß langfristig als ein wichtiges Ziel. Auch der Umbau der Straßen, die ausschließlich für den Autoverkehr geplant wurden, zu Multifunktionswegen, auf denen Fahrräder ihren Platz haben, müsse angegangen werden. Die Wachstumsprozesse in der Stadt sinnvoll zu begleiten, sei eine wichtige Aufgabe, betont er.
Fußball- und Bayer-Leverkusen-Fan Gleß, der von 2002 bis 2004 Präsident von Fortuna Köln war, möchte sich jetzt verstärkt sozialen Aufgaben widmen. So hat er den SOS-Kinderdörfern bei Bauprojekten den ein oder anderen Rat gegeben. Vielleicht könnte das ausgebaut werden. Für das Lesen der Tageszeitung, „die ich selbstverständlich abonniert habe“, bleibt ihm jetzt mehr Zeit. Auch für Bücher von Stephen King und John Irving, die seine Lieblingsautoren sind. Wenn sein 17-jähriger Sohn Manuel die Schule beendet, stehen längere Reisen auf dem Programm. Zum Beispiel reizt ihn der Wild Atlantik Way in Irland. Es gibt also noch viel zu tun – nur nicht mehr im Rathaus.
Zur Person
Nach dem Abitur auf dem Carl-Duisberg-Gymnasium in Leverkusen im Jahr 1983 absolvierte Rainerr Gleß ein praktisches Jahr auf dem Bauernhof. „Eigentlich wollte ich Agrarwissenschaftler werden“, erinnert er sich. „Morgens musste ich Kühe melken, abends endete die Arbeit auf dem Feld.“ Das Praktikum wäre als praktischer Teil des Studiums anerkannt worden. Doch es kam anders. Bei einem Kneipenbesuch kam der damals 20-Jährige mit einem jungen Mann ins Gespräch, der Stadtplanung an der Universität in Dortmund studierte.
Gleß besorgte sich die Studieninhalte und war fasziniert. Er bewarb sich bei mehreren Hochschulen und bekam am 7. Juli 1984 in Berlin an der Technischen Universität einen Studienplatz. Mit der Mitfahrzentrale machte er sich am selben Tag morgens auf den Weg in die damals noch geteilte Stadt, schrieb sich ein und fuhr abends wieder nach Leverkusen zurück. Sogar einen Platz im Studentenwohnheim konnte er an diesem Tag organisieren.
1990 erhielt er eine halbe Stelle als Diplom-Ingenieur für Stadt- und Regionalplanung bei der Berliner Stadtverwaltung im Bezirk Wedding. An der Uni unterrichtete er mit einer weiteren halben Stelle. Doch Berlin wurde ihm nach der Wiedervereinigung zu hektisch. Gleß zog es wieder ins Rheinland. 1992 nahm er eine Stelle im Bauamt in Pulheim an, legte 1994 seine Prüfung als Bauassessor ab. Das ebnete ihm den Weg nach Korschenbroich, wo er zuletzt Stellvertreter des Technischen Beigeordneten wurde.
Als im Jahr 2001 die Stelle des Technischen Beigeordneten in Sankt Augustin ausgeschrieben wurde, bewarb er sich. Er wurde vom Rat in das Amt gewählt. Bürgermeister war damals Klaus Schumacher. (vr)