Im Pumpwerk in Siegburg sind aktuell die Werke des Künstlers Peter Gilles zu sehen, der mit einer ganz besonderen Technik malte.
„Sich selbst einbringen“Künstler Gilles malte mit Blut statt mit Farbe – Ausstellung in Siegburg

Seine Bilder malte Performancekünstler Peter Gilles unter anderem mit dem eigenen Blut.
Copyright: Andreas Helfer
Düster und ausdrucksstark sind die Bilder, die von Samstag an im Pumpwerk zu sehen sind. Der Betrachter vermeint gequälte, verzweifelte Kreaturen schreien zu hören, gefangen in archaischen Farbwelten aus Schwarz und Brauntönen, in den sich skelett- und schädelartige Strukturen finden.
Arme und Beine mancher Figuren sind grotesk verdreht oder verlieren sich in eigentümlichen Auswüchsen. Ungewöhnlich war zudem die Arbeitsweise des Malers: Peter Gilles malte mit seinem Blut und seinem Körper.
Herbert Döring-Spengler, Fotokünstler und Vorstandsmitglied des Kunstvereins für den Rhein-Sieg-Kreis, erinnert sich gut an das Wirken des gebürtigen Kölners Gilles (1953 bis 2017). Er war mit ihm befreundet und zeitweise bei der gleichen Galerie.
Bei Performances nahm Gilles sich Blut ab und malte damit
Oft habe Gilles vor Publikum gemalt, dann sei der Arzt und Psychoanalytiker Hartmut Kraft dabei gewesen. Immerhin habe sich Gilles nicht unerhebliche Mengen Blut abgenommen.
Bei den Performances sei es keineswegs um einen billigen Schockeffekt gegangen, versichert Döring-Spengler. „Seine Gefühle und sich selbst voll einzubringen“, das sei Gilles’ Ansatz gewesen, sein Thema die Zerrissenheit von Mensch und Welt. „Ehrlicher arbeiten kann man nicht“, findet Döring-Spengler. Der Freund habe es nicht darauf abgesehen, mit seiner Kunst Geld zu verdienen.

Ausdrucksstark sind die Arbeiten von Peter Gilles, die das Pumpwerk bis 2. Juni zeigt.
Copyright: Andreas Helfer
Als „Bild über dem Sofa“ seien die Arbeiten auch kaum geeignet. Für die Ausstellung im Pumpwerk sah sich die Witwe des Künstlers Birgit Kahle die ungewöhnlichen, über mehrere Etagen verteilten Räume des Pumpwerks an, um die Hängung zu planen. „Ideal“ sei das Gebäude für die Ausstellung, so ihr Urteil.
Großformatige Werke von Gilles sind Sammlerstücke
Hartmut Kraft, der auch Kunstsammler ist, führt bei der Vernissage ein in das Werk. Er schildert, wie Gilles sich mit dem eigenen Blut eingerieben und mit seinem Körper Papier oder Leinwand bedruckt habe. In weiteren Arbeitsschritten habe er diese „Autoanthropometrien“, wie er sie nannte, mit Farbe, Kohle oder Erde überarbeitet. „Die entstandenen Arbeiten bewegen sich zwischen Körperlandschaften einerseits und fast informell anmutenden Bildern andererseits“, schreibt Kraft.
Gilles habe „Fragmente zur Klärung der eigenen Identität in Gefahren- und Grenzsituationen“ geschaffen. Die oft großformatigen Werke seien seit den 80ern von vielen Museen und Sammlern erworben worden, auch von Peter Ludwig und dem Kunstmuseum Bonn.
Die Ausstellung „Peter Gilles – Lust for Life“ wird am Samstag, 29. April, 16 Uhr im Pumpwerk, Bonner Straße 65, eröffnet und ist bis zum 2. Juni zu sehen. Geöffnet ist sie mittwochs von 11 bis 16 Uhr, donnerstags von 13 bis 18 Uhr, freitags von 11 bis 15 Uhr, jeden ersten und dritten Samstag im Monat von 13 bis 16 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung unter 02241/97 14 20.