SiegburgNeue Details zum tödlichen Messerangriff in der „Klangfabrik“ – weiterhin offene Fragen

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Die Tanzfläche der ehemaligen Diskothek Klangfrabrik in Siegburg.

Auf der Tanzfläche der Klangfabrik in Siegburg kam es zu der tödlichen Auseinandersetzung.

  • In der Siegburger Diskothek „Klangfabrik“ gab es in der Nacht zum 30. Juli 2022 eine Messerstecherei.
  • Ein 24-Jähriger starb im Krankenhaus.
  • Nun hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen zwei junge Männer erhoben.

Der tödliche Messerangriff in der „Klangfabrik“ in der Nacht zum 30. Juli 2022 hat über Siegburg hinaus für Bestürzung gesorgt. Nach der Festnahme von zwei Tatverdächtigen am Tag nach der Tat wurden bereits viele Details bekannt. Die Antwort einer Kleinen Anfrage im NRW-Landtag brachte im September 2022 weitere Details zutage. Nun wurde Anklage gegen zwei junge Männer erhoben. Wir haben die wichtigsten Fakten und neuen Details gesammelt.

Was ist bislang zu dem Vorfall bekannt?

Um 2.30 Uhr waren in der Nacht zum 30. Juli 2022 in der Siegburger Diskothek „Klangfabrik“ zwei Männer, 24 und 28 Jahre alt, bei einem Streit durch Messerstiche schwer verletzt worden, der 24-Jährige starb noch in der Nacht. Beiden wurde – so die Landesregierung – in den Bauch gestochen. Der 28-Jährige lag mehrere Wochen im Krankenhaus, wurde aber mittlerweile wieder entlassen. Offenbar war es in der Nähe der Tanzfläche zu einer Auseinandersetzung mit zwei weiteren Beteiligten gekommen.

Welche Ergebnisse konnte die Mordkommission bislang erzielen?

Nach dem tödlichen Messerangriff in der Siegburger Diskothek „Klangfabrik“ hat die Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl gegen einen 24-Jährigen erlassen. Er wurde am Tag nach der Tat in Troisdorf von der Polizei gestellt und dem Haftrichter vorgeführt.

Die zuständige Richterin erließ Haftbefehl wegen Totschlags und Beteiligung an einer Schlägerei. Er ist in der JVA Ossendorf inhaftiert. Zudem wurde ein 23-Jähriger festgenommen, der aber wieder auf freien Fuß gesetzt wurde. Beide Männer machen bislang keine Angaben zur Sache.

Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft Bonn Anklage gegen die beiden Männer erlassen. Das bestätigten Polizei und Staatsanwaltschaft auf Nachfrage dieser Redaktion. Der 24-Jährige, der aktuell in Untersuchungshaft sitzt, sei wegen Totschlags in zwei Fällen angeklagt. Im zweiten Fall blieb es allerdings beim Versuch. Zudem würde ihm die Beteiligung an einer Schlägerei zur Last gelegt, sagte Alexander Klingberg, Sprecher der Staatsanwaltschaft Bonn.

Der zweite Angeklagte, der nach seiner Festnahme wieder auf freien Fuß gesetzt wurde, wurde wegen Körperverletzung und der Beteiligung an einer Schlägerei angeklagt. Ob und wann das Verfahren gegen die beiden Tatverdächtigen eröffnet wird, steht noch nicht fest. „Es handelt sich um ein sehr umfangreiches Verfahren“, begründete Gerlind Keller, Sprecherin des Landgerichts in Bonn.

Was ist bislang über den inhaftierten Tatverdächtigen bekannt?

Der Inhaftierte sei der Polizei bekannt, bestätigte Robert Scholten, Pressesprecher der Bonner Polizei im Sommer 2022 gegenüber dieser Redaktion. „Auch auf dem Gebiet der Gewaltkriminalität.“ Laut Informationen dieser Redaktion stand der 24-Jährige bereits wegen eines Angriffs mit einem Messer in Köln vor Gericht. Das Urteil ist in diesem Fall ist allerdings noch nicht rechtskräftig. Verurteilt wurde er laut Generalstaatsanwaltschaft Köln wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Der zweite Tatverdächtige sei wegen eines Straßenverkehrsdeliktes zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Diese Informationen gehen auf die Antworten auf eine Kleine Anfrage der AfD zurück.

Auf welche Probleme sind die Ermittler gestoßen?

Die Ermittlungen hätten sich kompliziert gestaltet, erklärte Robert Scholten. „Ermittlungen an einem Ort wie einer Diskothek sind speziell. Die Lichtverhältnisse, die Lautstärke – all das macht es schwierig.“

Handyvideos von dem Abend sind bislang nicht aufgetaucht. Auch in den sozialen Medien wurden die Ermittler nicht fündig. Zeugenhinweise führten sie zu den beiden Tatverdächtigen.

Was sagt die Stadt Siegburg zu dem Vorfall in der „Klangfabrik“?

Die Stadtverwaltung äußert sich nach der Tat auf Anfrage zurückhaltend. Die Diskothek sei „der Kreisstadt als Ordnungsbehörde vor allem im Bereich von Verstößen gegen den Jugendschutz bekannt“. Bei Kontrollen durch das Ordnungsamt seien Minderjährige auch nach 22 Uhr angetroffen worden, bestätigte Rathaussprecherin Kira Haasbach.

In diesem Zusammenhang liefen Verfahren gegen den Betreiber des Lokals. Es habe in der Vergangenheit auch Gespräche über die Einhaltung der Jugendschutzbestimmungen gegeben. Zu den aktuellen Ereignissen äußerte sich die Stadt unterdessen nicht. Nutzer der sozialen Medien sprachen hingegen von fehlenden Einlass- und Taschenkontrollen.

Was sagen die Betreiber der Siegburger Diskothek?

Die Klangfabrik hat nach der tödlichen Messerattacke den Betrieb aufgegeben und geschlossen. Seine Entscheidung teilte Geschäftsführer Pascal Frangenberg am 9. August in einem Gespräch mit dieser Redaktion mit. Zwei für das Wochenende darauf zunächst geplante Abschiedspartys sagte Frangenberg wieder ab, weil die Stadt sie verbot. 

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