Am ICE-BahnhofMit den Waffenkontrolleuren in Siegburg unterwegs

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Im Siegburger Bahnhof vor den Treppen und Rolltreppen und neben dem Aufzug gehen zwei uniformierte Beamte. Sie sind von hinten zu sehen, eine blonde Frau mit Pferdeschwanz und ein Beamter mit Mütze begleiten drei Männer, die Kapuzenjacken tragen.

Die Bundespolizei hat im Siegburger Bahnhof Kontrollen zur Waffenverbotszone durchgeführt.

An diesem Wochenende ist der Siegburger Bahnhof Waffenverbotszone. Wir begleiteten Beamte der Bundespolizei bei den Kontrollen.  

Vom Bahnsteig der S 66 im Bahnhof Siegburg strömen die Fahrgäste zur Treppe, von Gleis 1 kommen Reisende herunter. Die drei Bundespolizisten scannen die Menschen, einen sprechen sie an. Volltreffer. Schnell gibt er zu, dass er Cannabis dabei hat. Dabei ist an diesem Abend die Überprüfung der Waffenverbotszone die Hauptaufgabe.

Auch Schraubenzieher, Baseballschläger und Küchenmesser sind verboten

Immer mehr Menschen, so die Feststellung der Polizei, führen Waffen mit sich. Daher werden besonders an den Bahnhöfen regelmäßig Waffenverbotszonen eingerichtet, an diesem Wochenende schon zum zweiten Mal im Januar. Noch bis zum 15. Januar dürfen dort jeweils zwischen 18 und 2 Uhr keine gefährlichen Gegenstände griffbereit mitgeführt werden.

Dazu gehören laut der Bundespolizei beispielsweise auch ein Schraubenzieher, Baseballschläger oder Küchenmesser. Noch während die Beamten den Mann überprüfen, kommen seine zwei Begleiter hinzu. Die junge Frau wird ebenso durchsucht wie der weitere Mann.

Auf einer Maßtabelle liegt ein schwarzes Messer mit aufgeklappter Klinge.

Bei einer jungen Frau fanden die Beamten dieses Einhandmesser, eine verbotene Waffe.

Bei ihr werden sie fündig, sie hat in ihrer Tasche ein sogenanntes Einhandmesser dabei. Nach einer Bedrohung durch einen Ex-Freund führe sie es mit sich, erläutert sie. Es lässt sich mit einem Handgriff aufklappen, die Klinge rastet ein. Damit darf das Messer auch außerhalb der Waffenverbotszonenzeit nicht getragen werden.

Ein Anstieg ist für uns spürbar.
Kathrin Stoff, Pressesprecherin der Bundespolizeiinspektion Köln, zu Waffen bei Privatpersonen.

„Dabei spielt die Klingenlänge keine Rolle“, erklärt der Streifenführer, ein Polizeikommissar. Der Fund zeige, wie viele Bewaffnete unterwegs seien. „Ein Anstieg ist für uns spürbar“, sagt die Pressesprecherin der Bundespolizeiinspektion Köln, Kathrin Stoff.

Waffenverbotszonen hat es schon in der Vergangenheit gegeben. Bei der jüngsten eine Woche zuvor habe es bei 300 Kontrollen in Siegen, Bonn, Köln und Siegburg lediglich zwölf Verstöße gegeben. Möglicherweise, so Stoff, hätten die Ankündigungen Wirkung gezeigt.

Waffenkontrolle am ICE-Bahnhof Siegburg: Die Beamten tragen Westen mit Schnittschutz

Den drei Streifenbeamten sind bei Kontrollen früher schon Waffen in die Hände gefallen. Ihrer Erfahrung nach geben die Kontrollierten zumeist an, dass sie sie zur Selbstverteidigung führen. „Es wird ja kaum einer zugeben, dass er damit jemand abstechen will“, sagt die taffe Frau im Trio.

Der dritte Beamte – alle drei möchten aus Anonymitätsgründen bei ihrem Einsatz nicht von vorne fotografiert werden und auch ihre Namen nicht nennen – ist selbst einmal bedroht worden. „Da stand ein Mann vor mir mit einer zerbrochenen Glasflasche.“ Das Gefahrenpotenzial ist also groß, trotz der Westen mit Schnittschutz.

Eine Hand hält eine kleine Sprühflasche mit der Aufschrift Pfeffer-KO in die Kamera.

Auch Pfefferspray ist in der Waffenverbotszone nicht erlaubt.

Zahlreiche Einsatzkräfte sind an diesem Abend aufgeboten, um das Waffenverbot durchzusetzen. Mobilen Kontroll- und Überwachungseinheiten (MKÜ) der Bundespolizeidirektion Sankt Augustin unterstützen die Wache am Siegburger Bahnhof. Mit ihren gelben Schriftzügen sind sie gut erkennbar. Sie gehen in kleineren Gruppen vor und agieren je nach Einsatzlage flexibel.

Kurz nach der ersten Kontrolle gelingt den Einsatzkräften ein weiterer Fang. Sie überprüfen einen 18-Jährigen, der mit der Bahn nach Köln fahren will. Bei seiner Durchsuchung entdecken sie ein „Tierabwehrspray“. Das fällt unter die verbotenen Waffen und wird sichergestellt. Auf Plakaten ist das beschrieben, gleichwohl hat es offensichtlich noch nicht jeder Fahrgast mitbekommen. Oder will es nicht.

Die Polizisten erwischten in Siegburg auch Schwarzfahrer und Drogenkonsumenten 

Die Streife der Wache hat den Vorgang mit dem Klappmesser dokumentiert und abgeschlossen. In ein paar Minuten steht der nächste Einsatz an, an Bahnsteig 3 kommt ein ICE an, in dem ein „Schwarzfahrer“ aufgegriffen worden ist. „Na, dann holen wir uns die EvL“, meint der Polizeikommissar. „Erschleichen von Leistungen“ ist mit der Abkürzung gemeint. Standardaufgabe, aber manchmal zeitraubend.

Auf dem Weg zum Gleis kommen ihnen drei junge Männer entgegen. Sie passen in das Fahndungsraster, so die Pressesprecherin. Höflich sprechen die Beamten sie an, genauso höflich reagieren die drei. Sie haben ganz offensichtlich Erfahrung im Umgang mit der Polizei. Denn auf direkte Ansprache gibt einer sofort zu, dass er „zwei Joints“ dabei habe. Er und seine Begleiter müssen mit zur Wache, sie folgen freiwillig.

Es wird Wiederholungen der Waffenverbotszone geben.
Kathrin Stoff, Pressesprecherin der Bundespolizeiinspektion Köln

Bei der Durchsuchung kommt Cannabis zum Vorschein, ein zweiter hat ebenfalls Rauschgift dabei. Die Abfrage in den Meldesystemen ergibt, dass sie als Konsumenten bekannt sind. Sie können wenig später wieder gehen, Anzeigen werden gefertigt. Waffen hatten sie nicht dabei.

Auch die „EvL“ war ein aufwendiger Zugriff. Der Mann taucht mit dem Namen, den er angibt, nicht in den Systemen auf. Er selber behauptet, an diesem Tag schon mehrfach „schwarz“ gefahren zu sein. Weil in Siegburg erkennungsdienstliche Behandlung nicht möglich ist, muss die Streife ihn nach Köln bringen– und fehlt bei der Suche nach weiteren Waffen. Pressesprecherin Stoff ist sich sicher: „Es wird Wiederholungen der Waffenverbotszone geben.“

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