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„Another Glass“Kugeln kratzen über Glas – Ausstellung im Pumpwerk Siegburg

Lesezeit 3 Minuten
Mit lautem Kreischen kratzen Korund-Kugeln in der Installation über Glasplatten.

Ein Angriff auf die Ohren ist die Arbeit von Thomas Kuhn aus Euskirchen; Scheibenwischer schleifen mit Korund-Kugeln über die Glasscheibe. 

Eine Ausstellung von Absolventen des Instituts für künstlerische Keramik und Glas fördert verblüffende Facetten des Werkstoffs zutage.

„Another Glass“ ist die neue Ausstellung im Pumpwerk des Kunstvereins Rhein-Sieg betitelt. Das lässt sich aus dem Englischen mit „ein anderes Glas“ übersetzen, aber auch mit „noch ein Glas“.

Durchaus Absicht sei diese Ambivalenz, sagte Annelie Markmann, eine der Beteiligten an der Gruppenausstellung. Hier stehe künstlerisch verwendetes und gestaltetes Glas dem Alltagsgebrauchsglas gegenüber; zudem seien viele sehr unterschiedliche Arbeiten zu sehen.

Ausstellung in Siegburg: Ergebnisse der Künstler unterscheiden sich deutlich

Dass sie gemeinsam am Institut für künstlerische Keramik und Glas der Uni Koblenz in Höhr-Grenzhausen studiert haben, verbindet Lena Feldmann, Masami Hirohata, Thomas Kuhn, Annelie Markmann und Judith Röder, manche von ihnen kannten sie sich auch schon vorher. Gleichwohl sind ihre Herangehensweisen und die Ergebnisse ihrer Auseinandersetzung mit dem fragilen Werkstoff sehr unterschiedlich.

„Another Glass“ – Glasfäden werden zu langen Grashalmen

Glasröhren wie große Reagenzgläser hat Masami Hirohata aus Höhr-Grenzhausen im Erdgeschoss an die Wand gelehnt; zarte grüne Glasfäden muten an wie lange Grashalme. Funkelnde Vasen stehen am Boden. Das Licht bricht sich in der Oberfläche, die aus lauter kleinen Scherben zusammengesetzt ist.

Zu sehen sind funkelnde Vasen, die aus Scherben zusammengesetzt sind.

Kunstvoll gebrochen: Arbeiten von Masami Hirohata.

Außergewöhnliche Objekte von Lena Feldmann aus Lohmar thronen auf hohen Holzgerüsten: organisch wirkende Konstrukte aus Hohlräumen und Verbindungen, die am Ende eines aufwändigen Herstellungsprozesses entstehen. Drucke an der Wand verblüffen den Betrachter, sehen sie doch aus wie gesplittertes Glas, sind aber ein Abbild von Papierschnipseln, die Feldmann kunstvoll arrangiert hat.

Tageslichtprojektoren fernab vom Schulkontext

Judith Röder, die in Köln und der Eifel lebt, hatte eine ganze Reihe von Tageslichtprojektoren im Gepäck, als sie zum Aufbau der Ausstellung nach Siegburg kam. Darauf gelegte Glasscheiben projizieren den Eindruck von Wasser auf die Wand – eine ruhige, fast meditative Arbeit, die bei jeder Präsentation anders aussieht.

Zu sehen sind die Projektoren, die verschiedene Struktur-Bilder an die Wand werfen.

Eine große Ruhe strahlt die Projektion aus, für die Judith Röder eine Reihe von Overhead-Projektoren aufgestellt hat.

Der Kontrast zu Thomas Kuhns Installation könnte kaum stärker sein: Fünf Glasscheiben hat der Euskirchener an die Wand gehängt, Motoren setzen Scheibenwischer in Bewegung. Anstelle der weichen Gummilippen kratzen aber Kugeln aus dem auch sonst zum Glasschleifen verwendeten Korund über das drei Millimeter dicke Glas. Nicht umsonst haben die Ausstellungsmacher Ohrenschützer im Eck platziert.

Annelie Markmann sorgt für Verblüffung

Annelie zeigt eine Jalousie, bei der sie die Lamellen durch Spiegelglas ersetzt hat.

Fragile Kunst hat Annelie Markmann zu der Schau beigesteuert, unter anderem unter dem Titel „Can You See Me“ eine Jalousie, bei der sie die beweglichen Lamellen aus feinem Spiegelglas fertigte.

Annelie Markmann schließlich verblüfft mit ihren Arbeiten nicht nur die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung. Ihr gläserner Fächer – durchsichtig, obwohl doch der Fächer auch für das Verbergen steht – ließ sich nicht wie geplant an der Wand montieren.

Stattdessen hängt nun eine Cyanotypie, ein Abbild des Fächers in einer Art Fotoverfahren, während das „Original“ auf einem Podest liegt. Ein weiterer fragiler Blickfang ist eine Jalousie, deren Lamellen Markmann aus feinem Spiegelglas gefertigt hat.


Die Ausstellung „Another Glass“ ist bis 29. Juli im Pumpwerk, Bonner Straße 65, in Siegburg zu sehen. Die Öffnungszeiten sind: mittwochs von 11 bis 16 Uhr, donnerstags von 13 bis 18 Uhr, freitags von 11 bis 15 Uhr, am ersten und dritten Sonntag im Monat von 13 bis 16 Uhr, sowie nach Vereinbarung.