Kostbare SekundenSiegburger Feuerwehr und Ordnungsamt prüfen Rettungsgassen

An der Hubertusstraße gab es kein Durchkommen mehr, im Ernstfall würde kostbare Zeit verloren gehen, die Menschenleben kosten kann.
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- Die Siegburger Feuerwehr und das Ordnungsamt haben enge Straßen auf Rettungsgassen überprüft.
- Das bittere Ergebnis: Vielerorts stehen falsch geparkte Fahrzeuge im Weg und kosten die Kräfte wichtige Sekunden beim Einsatz.
- Warum das Probleme so komplex ist und wie Lösungen gesucht werden sollen.
Siegburg – Beim Abbiegen von der Frankfurter Straße auf die Straße Deichhaus ist es zwar eng, aber das Hilfeleistungs- und Löschgruppenfahrzeug (HLF) der Wache am Neuenhof kommt noch vorbei. Doch nur 20 Meter weiter steht ein Kombi auf der rechten Seite und verengt die Fahrbahn so sehr, dass es nur mit viel Rangieren ein Durchkommen geben könnte. „Haben die nichts anderes zu tun?“, fragt ein Beobachter. „Die wollen nur die Leute nerven.“ Dabei hat es erst vor wenigen Monaten in einer Tiefgarage in dem Haus an der Ecke gebrannt. Die Einsatzkräfte konnten durch schnelles Eingreifen Schlimmeres verhindern.

Der Blick aus dem Führerhaus des Großfahrzeugs der Feuerwehr zeigt, wie eng es manchen Stellen bei der Anfahrt werden kann.
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Es ist eine der wenigen negativen Reaktionen auf die Aktion „Freie Fahrt für schnelle Hilfe“, die das Ordnungsamt und die Feuerwehr gemeinsam durchführen. Direkt daneben stehen Nachbarn, die die Kontrollfahrten mit dem Großfahrzeug, gerade nach dem Brand, ausdrücklich begrüßen.
40 Prozent der Einsatzfahrten sind verzögert
An der Feuerwache am Neuenhof ist die Tour gestartet. Co-Dezernentin Ursula Thiel hat mit ihren Leuten und Brandoberinspektor Michael Ley die neuralgischen Punkten herausgesucht. „Bei 40 Prozent unserer Einsatzfahrten wird es eng“, erklärt der Wachabteilungsführer. „Und mit jeder Minute Verzögerung verringern sich die Überlebenschancen von möglichen Opfern um zehn Prozent.“ 60 Sekunden kommen schnell zusammen, wie sich am Deichhaus zeigt.
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Der Fahrer ist zwar schnell aufgetrieben und setzt sein Fahrzeug weg, aber da vergeht mehr als eine Minute. Liegt ein Mensch bewusstlos in einer verrauchten Wohnung, kann dieser Zeitraum den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen. Dabei sind die Männer am Steuer eines HLF wahre Virtuosen, die ihr Gefährt beherrschen und auf Millimeter fahren. Das beweisen sie bei den Wendemanövern an der Straße Im Mittelfeld, wo der Radius durch abgestellte Autos ebenso erheblich eingeschränkt ist wie an der Mozartstraße.
Keine Chance vorbeizukommen
Doch alle Kurbelkünste nützen an der Hubertusstraße nichts. An der Kapelle parkt ein Kleintransporter, gegenüber ein Sportwagen – keine Chance, daran vorbeizukommen. Ein Ordnungsamtsmitarbeiter kann den Inhaber des Firmengefährts telefonisch erreichen. So muss nicht erst ein Abschleppunternehmen anrücken. Das „Knöllchen“ aber gibt es. Bei der zweistündigen Aktionen kommen so 18 Verwarnungen zusammen.
Thiel betont aber, es sei viel wichtiger, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie schnell ein Menschenleben gefährdet werden könne. Denn niemand stelle sich bewusst in den Weg der Rettungskräfte. Sie sieht das Problem, dass es zu wenig Parkplätze gebe. Ein Halter eines falsch abgestellten Fahrzeugs wird nachdenklich: Ihm sei gar nicht klar gewesen, dass Rettungswagen nicht mehr durchpassten.