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ICE-Bahnhof Siegburg/BonnDie Visitenkarte der Kreisstadt wird aufgefrischt

Lesezeit 3 Minuten
Frühjahrsputz am ICE-Bahnhof Siegburg/Bonn, Fenster und Anzeigentafel werden geputzt

Frühjahrsputz am ICE-Bahnhof Siegburg/Bonn, Fenster und Anzeigentafel werden von einem hohen Gerüst aus geputzt.

Beim Frühjahrsputz werden bundesweit 700 Bahnhöfe auf Vordermann gebracht, auch in Siegburg. Maßnahmen gegen Taubendreck bewähren sich.     

Der aktuelle Lenz ist zwar schon ein paar Wochen alt, doch aus Sicht der Deutschen Bahn ist es noch nicht zu spät für einen ausgiebigen Frühjahrsputz im und am ICE-Bahnhof Siegburg/Bonn: Allenthalben wird geputzt und gewienert, mit schweren Dampfreinigern werden Böden gereinigt und die leidigen Kaugummireste sowie Aufkleber entfernt.

Auch Glasflächen, Anzeigetafeln und Aufzugschächte bekommen Lappen, Besen und Schwämme zu spüren, Kehrmaschinen und mächtige Sauggeräte kommen zum Einsatz. Ans Werk machen sich Fachfirmen und freiwillige Helfer, nicht nur in der Kreisstadt: „Bundesweit reinigen wir 700 Stationen, landesweit 40 Bahnhöfe“, erläutert vor Ort Stefan Deffner, Pressesprecher der Deutschen Bahn AG für Nordrhein-Westfalen. Mit im Boot sind auch die Kreisstadt Siegburg und die SSB.

Einmal jährlich ist das Großreinemachen angesagt

„Vom Vorplatz bis zu Bahnsteig“ werde geputzt, berichtet Kai Rossmann, Bahnhofsmanager der DB für den Raum Köln/Bonn. „Man kennt es von zu Hause: Einmal jährlich ist das Großreinemachen angesagt.“ Befragungen zeigten: „Wo es ordentlich und gepflegt ist, steigen unsere Fahrgäste gerne in den Zug.“ Oder kommen gerne in die Stadt, was naturgemäß Bürgermeister Stefan Rosemann am Herzen liegt.

Frühjahrsputz am ICE-Bahnhof Siegburg/Bonn

Mit Dampf und schwerem Gerät: Frühjahrsputz am ICE-Bahnhof Siegburg/Bonn.

Denn das Siegburg-Erlebnis beginne am Bahnhof. „Für jede Stadt ist es wichtig, dass sich Besucherinnen und Besucher wohlfühlen.“ Der Bahnhof sei die Visitenkarte der Kreisstadt. Einen Bahnhof sauber zu halten, könne allerdings schnell zur Sisyphus-Arbeit werden: „Am Bahnhof halten sich nun mal auch die meisten Menschen auf“, schildert Rosemann, durchschnittlich werde er am Tag von 20.000 Menschen genutzt. „Saubere und gepflegte Fahrzeuge und Haltepunkte tragen entscheidend dazu bei, dass der ÖPNV als moderne, umweltfreundliche Mobilitätsform angenommen wird“, betont André Seppelt, Geschäftsführer der SSB. 

Zunehmend in den Griff bekommt die Kreisstadt mittlerweile das seit vielen Jahren leidige Taubenproblem.  In unmittelbarer Bahnhofsnähe, neben dem Parkhaus der Kreisverwaltung, steht ein grüner Bauwagen des Vereins „Taubenhaus-Management“, in dem die Vögel Futter, Wasser und gemütliche Einzelnischen vorfinden, um in Ruhe brüten zu können – was  nach menschlicher Sicht weitaus besser ist, als wenn sie dies unter dem Dach des Busbahnhofs oder in den vielen Nischen der Architektur von Kino und ICE-Bahnhof tun.

Eine Taube baut im Schriftzug des Cineplex-Kinos ihr Nest.

Eine Taube baut im Schriftzug des Cineplex-Kinos ihr Nest.

Allerdings tauschen Vereinsmitglieder wie Silvia Schulte echte Taubeneier gegen künstliche aus, was auf lange Sicht die Population drastisch verringern wird. 80 bis 100 Tauben frequentierten den Wagen zurzeit, 20 seien bereits eingezogen, erzählt die Tierschützerin. „Wir sind zufrieden.“

Binnen eines Jahres sollen die Vögel das Taubenhaus auf Rädern annehmen

Im Oktober war der von der Kreisstadt finanzierte Bauwagen aufgestellt worden. Silvia Schulte zufolge wird es wohl ein Jahr dauern, bis die Vögel das Taubenhaus auf Rädern richtig angenommen haben. Der Verein unterhält auch einen Wagen in Rhöndorf, wo der Bahnhof binnen zweieinhalb Jahren taubenfrei geworden sei.

Ganz so weit ist man in Siegburg noch nicht, wo es an Bahnhof und Europaplatz noch „Hotspots“ gebe. Silvia Schulte kennt die Vorlieben der Tauben, die gern in Nischen und Ecken nisten. Kein Verständnis hat sie, wenn dies bei der Planung von Gebäuden nicht berücksichtigt wird.

Silvia Schulte vom Verein Taubenhaus-Management

Silvia Schulte vom Verein Taubenhaus-Management im Bauwagen.

Einen ausgesprochen widerlichen Anblick bietet eine mit Vogelkot befleckte Telefonsäule der Telekom im Busbahnhof. Johannes Wingenfeld, Leiter des Bürgermeisterbüros, zufolge versucht die Kreisstadt seit langem vergeblich, die Telekom zur Demontage der ungenutzten Säule zu bewegen. 

„Siegburg ist okay“, befindet Kai Rossmann im Großen und Ganzen, der Bahnhof unterliege einer guten sozialen Kontrolle. Andernorts, vor allem an abgelegenen Bahnhalten, seien die Zustände sehr viel schlimmer. „Es wäre schön, wenn das eine Weile so bleibt“, sagt er mit Blick auf den herausgeputzten ICE-Bahnhof, dazu könne jeder seinen Teil beitragen. „Wir können so etwas leider nicht jeden Tag machen.“