Hermann Josef Hack und Andreas Pohlmann fordern mit einer Schau im Kunst-Kiosk auf, selber zu fotografieren oder zu zeichnen.
Ungewöhnliche AktionKunst zum Mitmachen auf dem Siegburger Markt

Hermann Josef Hack und Andreas Pohlmann bespielen den Kunst-Kiosk in Siegburg auf dem Markt.
Copyright: Sandra Ebert
Das erste Videotelefonat zwischen Forschern am Nordpol mit denen am Südpol brachte ihm 1994 einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. 1998 fertigte er einen Teppich aus Socken von Arbeitslosen und legte ihn Gerhard Schröder vor die Füße. Zum Weltflüchtlingstag 2014 baute er vor dem Reichstag in Berlin aus seinen Bildern Zelte für Geflüchtete.
Der Siegburger Künstler Hermann Josef Hack hat sich durch ungewöhnliche Aktionen einen Namen gemacht. Er packt gern heiße Eisen an, Flüchtlingspolitik, Klimawandel, Ressourcenverschwendung. „Kuschelkunst“ will er nicht machen, sagt er.
25.000 Zeichnungen hat Hermann Josef Hack in seinen Skizzenbüchern
Hermann Josef Hack will zum Nachdenken anregen über die Frage ‚Wie gestalte ich meine Zukunft, wie will ich leben‘. Mit dem Fotografen Andreas Pohlmann, seit 30 Jahren Partner bei vielen Kunstaktionen, hat er sich den Kunst-Kiosk vom Stadtmuseum über den Sommer gesichert, um Menschen die Angst vor Kunst zu nehmen. Auf große Sprechblasen haben sie geschrieben: „Komm ruhig näher“ und „Mach mit“. Denn im Schaukasten des Stadtmuseums sollen bei der Aktion „Vorzeichen“ nicht nur Skizzen von Hack und Fotografien von Pohlmann zu sehen sein – Passanten sollen sich selber künstlerisch mit ihrer Umwelt auseinandersetzen.

Ein Blick in eins der Skizzenbücher von Hermann Josef Hack.
Copyright: Sandra Ebert
„Ich kann ja gar nicht zeichnen“, hat er oft schon gehört. Aber darauf komme es gar nicht an, sagt der Siegburger.„Kunst ist nicht nur etwas zum Aufhängen.“
Aufzeichnen, was einen bewegt – das begleitet ihn sein ganzes Leben schon. Sein Skizzenbuch hat Hermann Josef Hack immer dabei. Wartet er vor der Umkleidekabine auf seine Frau, zeichnet er. Sitzt er in der Bahn, zeichnet er. 25.000 Zeichnungen hat er so gefertigt, in Tusche, mit Stift; 270 Skizzenbücher füllen sie. Und hat er keins zur Hand, muss eben ein Bierdeckel herhalten oder ein Post-it. „Das ist ein Fluss aus den Gedanken in die Hand“, sagt der Siegburger Künstler.
Auf Bannern werden die Zeichnungen der 10. Klasse im Kiosk auf dem Siegburger Marktplatz zu sehen sein
In einer Endlosschleife werden diese Zeichnungen in einer Diaschau im Kunst-Kiosk abgespielt, und viele kennt man als umgesetzte Installation wieder, so wie Brot-Armee. „Ich möchte die Leute animieren, selber Skizzenbücher zu machen“, sagt Hack. Nicht, um hübsche Bildchen zu malen, sondern um sich mit Themen auseinanderzusetzen.
Kunst helfe beim Perspektivwechsel, sagt auch Pohlmann. Wenn er vor die Tür geht, bückt er sich, schaut auf den Boden. „Da sehe ich ein kleines Unkraut zwischen den Fugen. Wie groß ist das wohl in zehn Jahren?“ Eine Flechte hat er auf einem Stein vor seiner Haustür fotografiert, die aussieht wie ein gelber Kontinent. Das genaue Hinschauen ermögliche eine ganz eigene Sicht auf die Natur und auf den Umgang der Menschen mit ihr. Mit dem Handy könne man schnell Fotos machen, regt Pohlmann an, man müsse nur mal anders schauen als sonst „und mal kein Essen fotografieren“.

Das Foto aus der Serie 'Scopter´ zeigt eine Flechte, die auf einem größeren Stein wächst.
Copyright: Dr. Andreas Pohlmann
Erste Erfolge haben die beiden schon zu verzeichnen, die vor den Sommerferien eine zehnte Klasse am Anno-Gymnasium besuchten und die Schülerinnen und Schüler aufforderten, einfach mal zu Papier zubringen, was sie bewegt. „Wie ein Schalter, der umgelegt wird“ beschreibt Hack das Ergebnis. Und auch Lehrerin Juliane Kullmann und die stellvertretende Schulleiterin Cordula Engel waren baff über die Ergebnisse. Auf Bannern werden die Zeichnungen bei der Aktion im Kiosk auf dem Siegburger Marktplatz zu sehen sein.
Wo anders als im Kunst-Kiosk könne so etwas Wirklichkeit werden, sagt Dr. Gundula Caspary vom Stadtmuseum: „Seit zwei Jahren ist er im Einsatz als Außenvitrine des Hauses, um Menschen mit Kunst zu konfrontieren. Es war schon fast zwingend notwendig, dass Hermann Josef Hack und Andreas Pohlmann hier etwas machen.“
Im Stadtmuseum stellt sie Tische auf und legt Stifte und Papier bereit, auch in der Stadtbibliothek wird es das geben: Hier können Menschen selber ihre Skizzen anfertigen. Pohlmann und Hack werden sie sichten, genau wie die Fotos, die per E-Mail verschickt werden können. „Der Plan ist, sie im Laufe des Projekts zu zeigen“, sagt Pohlmann.