Hauptstraße in KaldauenNach Unfall mit 11-Jährigem in Siegburg ist die Sorge um Schulkinder groß

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Autos und ein Bus auf einer Hauptstraße

Parken auf der Fahrbahn der Hauptstraße in Kaldauen ist völlig normal.

Der Mobilitätsausschuss hat einem Verkehrskonzept für die viel befahrene und problematische Verkehrsader zugestimmt. 

Ein schwerverletztes Kind bei einem Autounfall, ein Rettungshubschrauber, der auf der Hauptstraße in Kaldauen landen muss: All das erschütterte den Siegburger Ortsteil. Überraschend aber geschah der Unfall nicht, bei dem der Elfjährige laut Polizei hinter einem Auto plötzlich auf der Fahrbahn auftauchte und angefahren wurde.

Schon länger sorgen sich Anwohner, vor allem Eltern, und auch der Bürgergemeinschaft Kaldauen über die unübersichtliche Verkehrssituation auf der Hauptstraße. „Wildes Parken“  am Rand der viel befahrenen Straße ist dabei nur ein Problem von vielen, mit dem sich aktuell auch Stadtverwaltung und Politik beschäftigen.

Tempo 30 wird nicht beachtet: „Es wird viel zu schnell gefahren“

Gloria Hochgeschurz, Carina Hirschfelder und Lisa Biber-Freudenberger haben Kinder, die langsam, aber sicher allein zur Grundschule laufen sollten. Doch solche Pläne haben durch den Unfall einen Dämpfer bekommen, die Sorge, es könnte etwas passieren, ist groß.

Drei Frauen hinter einem Fahrrad mit einem Schulranzen

Hauptstraße in Kaldauen, Lisa Biber-Freudenberger (von links), Gloria Hochgeschurz und Carina Hirschfelder sorgen sich um die Sicherheit ihrer Kinder auf dem Schulweg

„Es gibt zwar ein Tempo-30-Limit, aber es wird viel zu schnell gefahren“, berichtet Gloria Hochgeschurz, die sich mehr Kontrollen und Anzeigetafeln für die Geschwindigkeit wünscht.

„Es fehlen sichere Schulwege“, bemängelt Carina Hirschfelder, Mutter einer zehn Jahre alten Tochter und eines fünfjährigen Sohns, der vor der Einschulung steht. Erst vor kurzem sei im Zentrum eine Ampel durch einen Zebrastreifen ersetzt worden.

Gloria Hochgeschurz schildert, sie beobachte immer wieder brenzlige Situationen, wenn sie ihre neun Jahre alte Tochter zur Schule bringe. Den aktuellen Unfall mitgerechnet, wisse sie von drei Fällen, in denen Kinder in Kaldauen angefahren worden seien. Da es zu wenige Möglichkeiten gebe, die Hauptstraße sicher zu überqueren, müssten Kinder lange Umwege in Kauf nehmen, je nachdem, wo sie wohnten.

Autos, die vor dem Aldi in Kaldauen parken, müssen nach dem Einkauf auf die  Hauptstraße zurücksetzen

Autos, die vor dem Aldi in Kaldauen parken, müssen nach dem Einkauf auf die Hauptstraße zurücksetzen

Lisa Biber-Freudenberger weiß, was ein tödlicher Unfall für Angehörige bedeuten kann: Als Fünfjährige verlor sie ihren drei Jahre älteren Bruder bei einem Unfall mit einem Schulbus, damals lebte sie im hessischen Odenwaldkreis.  Der Tod sei ein „Trauma, das die ganze Familie betrifft und einen nicht mehr loslässt“. Einig sind sich die drei Mütter, dass auch mehr für die Verkehrserziehung getan werden müsse. 

Konträre Interessen in Kaldauen

In der Kommunalpolitik ist das Problem Kaldauen bekannt. Der Mobilitätsausschuss stimmte jüngst einem Verkehrskonzept für die Hauptstraße zu, das zahlreiche Änderungen vorsieht. Seitens der Stadtverwaltung wurde nach einer Bürgerbeteiligung im vergangenen Jahr festgestellt, dass es in Kaldauen „konträre Interessen“ von maximalem Parkraum bis hin zu gar keinem Parkraum gebe. 

 „Zu einem umsetzbaren Konzept kann deshalb nur eine Konsensvariante führen“, heißt es entsprechend in der Vorlage für den Ausschuss. Für Straßenmarkierungen und Verkehrszeichen können knapp 10.000 Euro ausgegeben werden. 

Polizeibeamte sichern nach dem Unfall am 5. März Spuren.

Polizeibeamte sichern nach dem Unfall am 5. März Spuren.

Polizeibeamte untersuchen ein silbernes Auto.

Die Hauptstraße wurde dazu in fünf sogenannte Lupenräume unterteilt, von Feuerwache bis Mühlenhofweg, Mühlenhofweg bis Buchenweg, Buchenweg bis Marienstraße, Marienstraße und Birkenweg sowie Birkenweg bis Paul-Moog-Straße. Das Konzept sieht neue Parkscheibenregelungen, neue Markierungen oder deren Entfernung, Halteverbote, die Schaffung von Stellplätzen, die Entfernung von Pfosten und vieles mehr vor, insgesamt mehr als 31 Einzelmaßnahmen.   

Große Skepsis bei der CDU

Michael Römer (CDU) sagte, er sehe das Konzept mit  „großer Skepsis“. Er erkenne keine Verbesserungen, wenn jetzt Verkehr in Nebenstraßen abgedrängt werde. Große Probleme gebe es zwischen den Einmündungen Buchenweg und Paul-Moog-Straße und in Höhe des Aldis.

Dort müssten Ausparkende auf die Hauptstraße zurücksetzen, die durch die Markierung von drei Halteplätzen auf der Fahrbahn noch enger werde. Seine Fraktion wolle jetzt sehen, wie das Konzept funktioniert. Bei der Abstimmung enthielt sich die CDU.   

SPD-Fraktionschef Michael Keller sah den Versuch, zwei Dinge zusammenzubekommen, die eigentlich nicht zusammenpassten: das Interesse von Anliegern an mehr Parkraum und die Bedürfnisse von Fußgängern und Radfahrern. Das Konzept sei „eine Sache, die man anpassen kann, wenn sich der Bedarf ergibt“. Die Frage sei: „Mit welcher Lösung kommen die meisten am besten zurecht?“

Ein Plan mit einem Ausschnitt des Ortsteils Siegburg-Kaldauen

Einer von fünf Lupenräumen des Verkehrskonzepts für die Hauptstraße in Siegburg-Kaldauen

Mit Vorschlägen für das Konzept hatte sich auch die Bürgergemeinschaft Kaldauen eingebracht. „Das ist das Machbarste, was geht“, lautet die Einschätzung der Vorsitzenden Rita Schubert. „Wir sind die Lupenräume nacheinander durchgegangen.“

„Einfach anzuhalten und zu parken, ist Usus geworden“

Wegen der starken Bebauung und der Geschäfte habe man kaum anders vorgehen können. „Oder wir müssten Häuser abreißen.“ Das wilde Parken sei schon lange ein Problem gewesen, insbesondere, seitdem das Abstellen auf dem Gehweg nicht mehr möglich sei.

„Einfach anzuhalten und zu parken, ist Usus geworden. Da hat sich keiner mehr Gedanken gemacht“, sagt Rita Schubert weiter auf Anfrage der Redaktion. Letztlich bleibe wohl nur der „schmerzhafte Weg über das Portemonnaie“, also mit Verboten. Sie bedauere, dass es keine neuen Regelungen für Radfahrer gebe. Für diese hätte sie sich die Ausweisung von Wegen über die Straßen parallel zur Hauptstraße gewünscht.      

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