FastenmonatSo bereiten sich Moslems in Siegburg auf den Ramadan vor

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Vier ältere Männer und eine Frau mit Kopftuch

Freuen sich auf den Beginn des Fastenmonats: Vorstandsmitglied Ali-Osman Tasoluk, 1. Vorsitzender Turan Kalkan, Sadriye Kaciran aus dem Frauen-Vorstand, 2. Vorsitzender Osman Akdeniz und Gemeindemitglied Ismayil Ertence.

Nichts essen zwischen Sonnenaufgang und -untergang – das allein macht aber den Ramadan nicht aus.

Am heutigen Montag, 11. März, beginnt der Ramadan. Einen Monat verzichten muslimische Gläubige zwischen Sonnenaufgang und -untergang dann auf Essen und Trinken. Für die Gemeindemitglieder der Ditib-Moschee an der Händelstraße in Siegburg eine besondere Zeit. Was sie für die Musliminnen und Muslime bedeutet und wie sie sich darauf vorbereiten, erzählten uns fünf Gemeindemitglieder.

„Der Ramadan ist eine Zeit der Reinigung und der Besinnung. Das Fasten ist eine der fünf Säulen des Islam“, sagt Gemeindemitglied Ismayil Ertence. „Dabei geht es nicht ums Abnehmen, sondern die Anerkennung Allahs“, erklärt er. „Wenn wir fasten, denken wir an Menschen, die nichts zu essen haben und fühlen uns ihnen nahe. Deswegen wird im Ramadan auch besonders viel gespendet.“

Ramadan: Die Fastenzeit verschiebt sich täglich um zwei Minuten

Der 45-Jährige freue sich auf die Fastenzeit. „Sie reinigt Körper und Seele, man ist konzentrierter, auch respektvoller – insbesondere gegenüber Menschen, die nicht fasten wollen. Wir glauben, dass Allah uns dann unsere Sünden vergibt.“ Er mache mit, seit er zwölf Jahre alt sei. „Mein Sohn ist 20, der fastet auch. Meine Tochter ist mit neun Jahren noch etwas zu klein.“

Als Jugendlicher sei der Ramadan immer etwas anstrengend gewesen. „Ich habe mir ein X in den Kalender gemalt und die Tage gezählt, bis er vorbei war. Aber es ist nicht so, dass man leidet – am Ramadan ist noch keiner gestorben“, ergänzt Ertence. Wer krank oder alt sei, dürfe das Fasten aussetzen. Ebenso, wer einer anstrengenden Arbeit nachgehe.

Gläubige beim Freitagsgebet in der Siegburger Ditib-Moschee an der Händelstraße.

Gläubige beim Freitagsgebet in der Siegburger Ditib-Moschee an der Händelstraße.

Die Gemeindemitglieder blicken jeden Tag auf den Gebetsplan, der die Zeiten von Sonnenaufgang und -untergang wiedergibt. Am heutigen Montag beginnt die Fastenzeit in Siegburg um 5.04 Uhr und endet um 18.36 Uhr. Da die Tage länger werden, verschiebt sich diese Zeit täglich um etwa zwei Minuten nach hinten beziehungsweise vorne.

Auch für die Gebets- und Fastenzeiten gibt es Apps

Ab Ende März gilt die Sommerzeit, es bleibt eine Stunde länger hell. Da der islamische Kalender kürzer ist, beginnt der Ramadan jedes Jahr zehn Tage früher. „Winter ist natürlich der Jackpot“, sagt Ertence.

„Je nach Ort, an dem man sich aufhält, gelten unterschiedliche Gebets- und Fastenzeiten. Meine Mutter lebt in Frankfurt, sie darf acht Minuten früher wieder essen.“ Natürlich muss niemand so etwas im Kopf haben, auch für Gebetszeiten gibt es Apps.

Ertence arbeitet am Flughafen und übernimmt während des Ramadans gerne die Nachtschichten. „Dann geht die Zeit schneller rum – das machen viele so“, sagt er. Der Ramadan ist auch die Zeit der besonderen Erlebnisse: „Ich arbeite in Pulheim, dort gibt es eine Moschee. Die Nachbarn sind keine Muslime, fasten aber immer mit, weil sie das interessant finden“, sagt Turan Kalkan, Vorsitzender der Gemeinde. Eine ältere, kränkliche Frau, sagt er, habe nie mehr zum Arzt gehen müssen, seit sie faste.

Siegburger Moschee: Gemeinsames Fastenbrechen mit bis zu 200 Menschen

Zum Freitagsgebet ist die Moschee an der Händelstraße wie gewohnt rappelvoll, Männer knien im Gebetssaal, der Imam spricht auf deutsch und türkisch. Es ist der letzte Freitag vor dem Ramadan – und Gemeindevorstand Ali-Osman Tasoluk nimmt besonders viele Geldscheine entgegen. Denn die Gemeinde hat Großes vor.

Ein grünes Schild mit arabischen Schriftzeichen.

An der Wand der Siegburger Ditib-Moschee hängt das islamische Glaubensbekenntnis.

Für das Iftar, das Fastenbrechen, lädt sie täglich in ihr Kulturzentrum neben unweit der Gemeinde ein. „Je nach Wochentag kommen 50 bis 200 Personen. Auch Nicht-Muslime dürfen kommen, es gibt Essen für alle“, sagt Ertence. Ein Koch sei engagiert worden, die Frauen aus dem Vorstand beteiligen sich. „Es gibt Suppe, Salat, Datteln, Reis und Fleisch. Das ist eine Mammutaufgabe“, sagt er anerkennend.

Als 2015 viele Geflüchtete nach Deutschland kamen, hätten viele Gemeindemitglieder auf das Fastenbrechen in der Moschee verzichtet, um ihr Essen den Neuankömmlingen zu überlassen. „Das gehört zu unserer Kultur, unsere Türen sind offen.“

Die Gemeinde freue sich auf die Veranstaltungen. „Auch wenn es 30 Tage am Stück sind, während Corona konnten wir zwei Jahre lang nicht gemeinsam essen, deswegen sind wir sehr glücklich“, sagt Ertence.

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