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„GSG 9 für Schlaganfälle“Troisdorfer Stroke Unit deckt ganzen Rhein-Sieg-Kreis ab

Lesezeit 4 Minuten
Ein Rettungswagen fährt mit Blaulicht zu einem Einsatz. (Symbolbild)

Bei dem Verdacht auf Schlaganfall sollte zuerst der Rettungswagen gerufen werden. (Symbolbild)

Für über 800.000 Menschen trägt die Troisdorfer Spezialstation für Schlaganfälle die Verantwortung - und der Bedarf wächst.

Bei einem akuten Schlaganfall geht es darum, möglichst schnell zu reagieren. Doch nicht jedes Krankenhaus im Rhein-Sieg-Kreis ist auf die Behandlung von Schlaganfällen eingestellt. In der Ausnahmesituation hilft es, informiert zu sein. Woran erkennt man einen Schlaganfall? Was ist als Erstes zu tun? Wohin fährt der Krankenwagen?

Der Schaganfall ist in Deutschland die zweithäufigste Todesursache nach Herzinfarkten und die häufigste Ursache von bleibenden Behinderungen im Erwachsenenalter. Oliver Hejl, Chefarzt im Eitorfer Sankt Franziskus Krankenhaus spricht von zwei Schlaganfallarten, jeweils mit anderer Behandlung. „Als medizinischer Laie ist es schwer zu unterscheiden, welche Art von Schlaganfall vorliegt“, so Hejl.

Auch für medizinische Fachkräfte sei zunächst ein bildgebendes Verfahren, wie eine CT-Untersuchung nötig, um die Schlaganfall-Art bestimmen zu können, führt der Chefarzt aus. Bei verdächtigen Symptomen rät er, direkt den Rettungsdienst zu rufen. Zeitersparnis sei wichtig.

Stroke Units gibt es auch noch in Bonn und Bergisch Gladbach

In welche der Spezialkliniken der Krankenwagen fährt, ist vom Ort des Schlaganfalls abhängig. Auch die LVR-Klinik in Bonn kann Patientinnen und Patienten aufnehmen. Außerhalb des Rhein-Sieg-Kreises sind Kliniken in Asbach, Euskirchen, Köln Merheim und Bergisch Gladbach Anlaufstellen.

Frederic Mack, Leitender Oberarzt der GFO Kliniken Troisdorf, hat auf einer Karte die Stroke Units eingezeichnet, die im und um den Rhein-Sieg-Kreis liegen.

Frederic Mack, Leitender Oberarzt der GFO Kliniken Troisdorf, hat auf einer Karte die Stroke Units eingezeichnet, die im und um den Rhein-Sieg-Kreis liegen.

Troisdorfer Schlaganfall-Station trägt die Verantwortung für über 800.000 Menschen

Die Deutsche Schlaganfallgesellschaft definiert einen Schlaganfall als „eine kritische Durchblutungsstörung des Gehirns, die sich typischerweise mit plötzlichen Funktionsstörungen bemerkbar macht.“ Die beiden zu unterscheidenden Formen seien zum einen der sogenannte Hirninfarkt und TIA, also eine Mangeldurchblutung durch Verstopfen einer Schlagader (etwa 85 Prozent der Fälle); zum anderen eine Hirnblutung, die durch Platzen einer Schlagaderausgelöst wird (etwa 15 Prozent der Fälle. Weitere Informationen gibt es hier.

Je nach Art des Schlaganfalls sind unterschiedliche Verfahren notwendig. Bei einer TIA wird Fabiana Schuch zufolge in der Regel keine Reha benötigt. Sie arbeitet als Oberärztin mit dem Leitenden Oberarzt Frederick Mack in der Stroke Unit in Sieglar, Troisdorf, die zu den GFO Kliniken gehört. „Wir sind die einzige Stroke Unit im Rhein-Sieg-Kreis“, so Schuch. Aufgrund fehlender Zentren im östlichen Bereich „übernehmen wir die Verantwortung für mehr als 800.000 Menschen“.

Bei einem akuten Schlaganfall versuchen wir alles möglich zu machen, dass die betroffene Person hier versorgt wird.
Fabiana Schuch, Oberärztin

Die Troisdorfer Schlaganfall-Station sei eine absolute Spezialeinheit, so Frederick Mack: „Wir sind wie eine GSG9, nur für Schlaganfälle.“ Schlucktherapeuten, Physiotherapeuten und Pflegekräfte sind speziell für Schlaganfälle ausgebildet, genauso wie Logopäden und Ergotherapeuten. Im gesamttherapeutischen Team spreche man jeden Tag alle aktuellen Patientinnen und Patienten durch. Diese Zusammenarbeit eines speziell auf dieses Krankheitsbild ausgebildeten Teams mache den Kern der Station aus, so Mack, „und auch generell der Schlaganfall-Medizin.“

Bis zu zehn Patienten können zeitgleich in der Troisdorfer Stroke Unit behandelt werden, sagt Oberärztin Fabiana Schuch. Es komme häufig vor, dass diese Kapazitäten komplett ausgelastet seien, dennoch: „Bei einem akuten Schlaganfall versuchen wir alles möglich zu machen, dass die betroffene Person hier versorgt wird.“

Demografischer Wandel: Anzahl an Schlaganfallpatienten wächst

„Man hat jährlich ungefähr 200 Schlaganfälle pro 100.000 Einwohner“, erklärt Frederick Mack. Etwa 90 Prozent der Schlaganfall-Medizin könne die Troisdorfer Klinik abdecken, so Mack, wobei man auch in neue, vielversprechende Techniken investiere. Dazu gehört unter anderem, „dass wir Gefäßverschlüsse im Kopf wie bei einem Herzkatheter auch wieder aufmachen können.“ Eine Therapieoption, die großen Benefit verspreche, die Studienlage sei da eindeutig.

Man hat jährlich ungefähr 200 Schlaganfälle pro 100.000 Einwohner
Frederick Mack, leitender Oberarzt

„Nur ein bis zwei Prozent aller Ärzte sind Neurologen, dabei haben wir ein sehr großes Versorgungsgebiet“, sagt Frederick Mack. Der Bedarf wachse zudem perspektivisch: Wegen des demografischen Wandels sei eine deutliche Zunahme an Schlaganfall-Patienten zu erwarten. Auch deshalb wird in der Troisdorfer Klinik die neurologische Intensivstation ausgebaut.


Was sind typische Schlaganfallsymptome?

Welche Symptome sind verdächtig? Die Verwaltung des Rhein-Sieg-Kreises gibt eine kompakte Bestimmung von möglichen Schlaganfällen an die Hand: FAST: Face, Arms, Speech, Time. Bei einem potenziell Betroffenen kann auf das Gesicht, die Arme und Sprache geachtet werden, dabei ist es wichtig, schnell zu sein und umgehend die 112 anzurufen (Time).

Bei einem Schlaganfall hängt potenziell ein Mundwinkel bei dem Versuch zu Lächeln. Auch die Arme können einen Hinweis geben. Kann ein Betroffener nicht die beiden Arme nach vorne strecken und seine Handflächen nach oben drehen, ohne dass ein Arm sinkt oder sich dreht, besteht ein Verdacht auf einen Schlaganfall. Sprachstörungen können auch bezeichnend sein. Etwa, wenn jemand einen einfachen Satz nicht nachsprechen kann oder die Aussprache verwaschen klingt. (ges)