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Fruchtbarer VulkanbodenEhepaar aus Troisdorf verkauft besondere Pistazien vom Ätna

Lesezeit 4 Minuten
Nunzio Orefice und seine Frau Stephanie haben mit Pizzichella Feinkost ein neues Standbein. Sie importieren Pistazien und Pistazienprodukte aus Bronte am Ätna.

Nunzio Orefice und seine Frau Stephanie haben mit Pizzichella Feinkost ein neues Standbein. Sie importieren Pistazien und Pistazienprodukte aus Bronte am Ätna.

Das Ehepaar Orefice bietet die besonderen Pistazien in seinem Feinkostshop an.

Ende Mai 2024 haben Nunzio Orefice und seine Frau Stephanie das Restaurant „Quattro Passi“ auf der Troisdorfer Burg Wissem aufgegeben: 44 Jahre Gastronomie hatten ihre Spuren hinterlassen. Die Hände in den Schoß gelegt haben die beiden aber keineswegs.

Eine Pause habe es nicht gegeben, erzählen die beiden jetzt. Sie hätten sich direkt um den Feinkostladen gekümmert. Unter dem Namen „Pizzichella“ vertreiben sie Pistazien und Pistazienprodukte aus der sizilianischen Heimat Orefices; seit Anfang April sind sie im Online-Geschäft. „Wir sind autorisiert und zertifiziert“, beschreibt Stephanie Orefice das Resultat eines längeren Prozesses. 

Vulkanboden soll für besonderen Geschmack sorgen

In der Kleinstadt Bronte am Ätna wachsen in 760 Metern Höhe die Pistazien, selbstbewusst beworben als „die besten der Welt“. Die geschützte Ursprungsbezeichnung DOP (Denominazione di Origine Protetta) für die Pistacchio Verde di Bronte bestätigt die Herkunft und besondere Qualität. Der fruchtbare vulkanische Boden zeige sich im besonderen Geschmack der Pistazien, berichtet Stephanie Orefice. Schmelzwasser vom fast 3400 Meter hohen Vulkan liefert das benötigte Wasser – Brontes Vorteil gegenüber den Nachbarstädten wie Randazzo.

Alle zwei Jahre nur wird in Bronte geerntet, etwa 200 Tonnen Ertrag liefern dann die bis zu vier Meter hohen Bäume. Zu den zahlreichen Familien, die sich am Westhang des Vulkans auf den Pistazienanbau spezialisiert haben, gehört die von Nunzio Orefices Cousin Gianluca Russo. Auf den steilen Hängen sei eine Ernte mit Maschinen nicht möglich, schildert Nunzio Orefice die Produktion in seiner Heimat. Getrocknet werde ebenfalls ohne Maschineneinsatz „wie zu Jesu Zeiten“.

Wir starten mit Pistazien, wollen aber auch andere Produkte importieren
Nunzio Orefice

Im Oktober 2024 reiste das Troisdorfer Unternehmerpaar nach Sizilien, besuchte drei Wochen lang nicht nur die Familie, sondern auch Produzenten in der Region: Meistens auf Empfehlungen hin trafen sie sich mit Herstellern von Olivenöl und Weinen. „Wir starten mit Pistazien, wollen aber auch andere Produkte importieren“; im Onlineshop gibt es schon jetzt Öl in den für die Region typischen wie ein Kopf gestalteten Flaschen.

Gianluca Russo baut in Bronte/Sizilien die Pistazien an, die Nunzio Orefice und seine Frau Stephanie in Deutschland vermarkten.

Gianluca Russo baut in Bronte/Sizilien die Pistazien an, die Nunzio Orefice und seine Frau Stephanie in Deutschland vermarkten.

Cousin Gianluca Russo liefert nicht nur die in Handarbeit geernteten ganzen Steinfrüchte nach Troisdorf, sondern auch verarbeitete Produkte. Dazu zählt ein pikantes Pesto ebenso wie die „Pasta pura“,  hochkonzentriertes Pistazienmark. Dafür mahlt der Produzent die Kerne so fein, dass sie sich ohne weitere Zutat zu einer cremigen Textur verbinden. 

Aus einer Konditorei in Bronte beziehen die Orefices Pistaziengebäck, das zu 77 Prozent aus den Steinfrüchten besteht. Auch Powerriegel sind im Sortiment, in einer süßen Pistaziencreme sieht Stephanie Orefice ernsthafte Konkurrenz auf dem Frühstückstisch zum bekannten Nuss-Nugat-Platzhirsch.

„Kein Kamelleprodukt“, betont Nunzio Orefice, sei die Geschmacksexplosion aus Südeuropa, „etwas teurer“ sei das schon: 100 Gramm Pistazienmark kosten 13 Euro, die doppelte Menge der süßen Creme sind für 14,90 Euro zu haben. 190 Gramm des Pistazienpestos schließlich kosten 15,50 Euro. Und natürlich gibt es auch Pistazien zum Knabbern - so, wie sie den meisten wohl schon lange bekannt sind.

Schmackhaft und gesund: Pistazien enthalten reichlich wertvolle ungesättigte Fettsäuren, Vitamin E, B-Vitamine und Mineralstoffe wie Kalium und Magnesium. Das Festival bietet Pistazien-Spezialitäten aus acht Ländern. (zu dpa: «Grüner Trend»)

Schmackhaft und gesund: Pistazien enthalten reichlich wertvolle ungesättigte Fettsäuren, Vitamin E, B-Vitamine und Mineralstoffe wie Kalium und Magnesium. Das Festival bietet Pistazien-Spezialitäten aus acht Ländern. (zu dpa: ´Grüner Trend»)

Schon in seinem Restaurant habe er immer wieder Pistazienprodukte beim Kochen verwendet, sagt Nunzio Orefice – lange, bevor Dubai-Schokolade zum Erfolg wurde. „Das ist nur Gepansche“, schmäht er das Schoko-Produkt.  Völlig anders seien die Pistazien aus Bronte, die fast ohne weitere Zutaten verarbeitet würden. Eine Minute dauere es, bis sich die Geschmacksfacetten entfalteten, schwärmt er. Dann aber „tänzeln sie auf der Zunge“. 

Im Wohnhaus der Orefices soll es Verkostungen geben

Familie und Freunde hätten sie dafür schon begeistern können, erzählen die Orefices. Auf den Abendmärkten, beim Familienfest und Erntedank in Troisdorf wollen sie neue Fans gewinnen. Befreundete Gastronomen zählen schon zu den Kunden. Ganz kann Nunzio auch selbst vom Kochen nicht lassen: In der Casa Pizzichella, dem Wohnhaus des Paares im Stadtteil Friedrich-Wilhelms-Hütte, wird es Degustationen geben, die von Wein und Antipasti begleitet werden.

Leicht zu Hause nachkochen lasse sich folgendes Nudelgericht mit Pistazienpesto: Nunzio Orefice schwitzt dafür luftgetrockneten Bauchspeck, Mortadella oder Garnelen in der Pfanne leicht an, gibt dann das Pesto hinzu (für fünf Personen rechnet er etwa ein Glas) und rührt alles gut auf.  Sahne, Parmesan und – ganz wichtig– etwas Nudelwasser, damit die Sahne sich nicht verzischt, vervollständigen das Rezept.

Weitere Rezeptvorschläge sind auf der Internetseite zu finden.