Auf Bier- statt Kirchenbänken saßen die Familien der zehn Kinder und einer Frau, die sich mit Siegwasser taufen ließen, am und im Fluss.
Gottesdienst am UferEvangelische Gemeinden aus Sankt Augustin taufen Gläubige an und in der Sieg

Die evangelischen Kirchengemeinden Menden-Meindorf und Niederpleis tauften an der Sieg gegenüber der Siegfähre elf Täuflinge, darunter eine Erwachsene.
Copyright: Ralf Rohrmoser-von Glasow
Pfarrer Jan Busse von der evangelischen Kirchengemeinde Menden-Meindorf hatte es zuvor getestet, so kalt war das Wasser der Sieg gar nicht. Aber nach den Regenfällen der vergangenen Tage war „die Strömung nicht ohne“. So nahmen einige Familien Abstand davon, die Taufe tatsächlich im Fluss an der Siegfähre zwischen Troisdorf-Bergheim und Bonn-Beuel zu empfangen. Doch es gab einige Wackere, die sich dieses besondere Erlebnis nicht nehmen lassen wollten.
Auf Bier- statt Kirchenbänken saßen die Gottesdienstbesucher
Neben Menden-Meindorf war die Kirchengemeinde Niederpleis dieses Jahr dabei. Insgesamt elf Täuflinge waren angemeldet, zehn Kinder und eine Erwachsene. Auf Bier- statt Kirchenbänken saßen sie unter freiem Himmel am Ufer der Sieg und feierten einen speziellen Gottesdienst.
„Das war wunderschön“, sagte Matthias Kliesch, „der Jan hat mich schon getauft, konfirmiert, meine Mutter beerdigt, er begleitet mich durch mein ganzes Leben.“ Seine Tochter Nele, anderthalb Jahre alt, nahm das kalte Wasser auf ihrem Kopf mit stoischer Gelassenheit hin. Mit erstaunlicher Würde war sie Teil einer außergewöhnlichen Zeremonie.

Matthias Kliesch (r.) hält die anderthalb Jahre alte Nele im Arm, die ganz aufmerksam dabei war.
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Busse hatte zuvor die Bedeutung des Heiligen Geistes beschworen, ist doch Pfingsten das drittgrößte Fest für Christen im Kirchenjahr, verbunden mit der Aussendung eben dieses Heiligen Geistes. „Er wirkt, wo er will“, erklärte er und äußerte zugleich die Hoffnung, „in einer Zeit, in der wir uns Sorgen um die Zukunft dieser Welt machen“. Pfingsten sei auch ein Zeichen der Ökumene. „Gott, der Heilige, will die Welt zusammenbringen.“
In diesem Geiste bat er die Taufpaten nach vorn. Ein wenig unspirituell, wie er selbst einräumte, war das Feuerzeug, mit dem er die erste Taufkerze entzündete. Dann allerdings ging die Flamme von Docht zu Docht, von Pate zu Patin zu Pate. Der Posaunenchor des CVJM stimmte ein Lied an, in der die Familien überlegen konnten, ob sie sich die Füße nass machen wollten.

Aus einer Karaffe schüttete ein Mädchen das Wasser aus der Sieg in ein Taufbecken, das zwei Jungen hielten.
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Während die einen schnell die Schuhe und Socken auszogen, wägten andere noch ab. Etliche allerdings entschieden sich für die Landvariante. Drei Kinder schütteten aus einer Karaffe das Wasser aus der Sieg in eine Taufschale. Und dann ging es los, ein Täufling nach dem anderen kam mit Eltern und Paten nach vorn. Mit seinem Kollegen Simon Puschke aus Sankt Augustin-Niederpleis arbeitete Busse zunächst am Ufer, bevor er in die Sieg stieg.
„Ich wollte immer mal getauft werden. Jetzt hat mein Sohn Elias den Augenblick gesetzt.“
„Das war eine schöne Erfahrung“, stellte Markus Pein fest. Tochter Clara, drei Jahre, konnte dem Ritual folgen, sie wirkte bewegt von dem, was mit ihr passierte. Noch intensiver war es für Miriam Mufleh. Die 28-Jährige war die einzige Erwachsene, und sie ging in den Fluss. „Es war total schön“, berichtete sie hinterher. „Ich wollte immer mal getauft werden. Jetzt hat mein Sohn Elias den Augenblick gesetzt.“ Dem Anderthalbjährige wurde ebenfalls das 16,4 Grad Celsius warme Nass über den Kopf gegeben.

Simon Puschke, Pfarrer in Sankt Augustin-Niederpleis, spendete den Schlusssegen.
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„Es ist halt immer ganz viel Improvisation“, resümierte Busse am Ende, „das ist eine tolle Atmosphäre. Die Menschen kommen gerne hierher. Und das Spiel der Posaunen hier draußen, das schafft eine besondere Stimmung.“ Kollege Puschke, der aufgehalten worden war und ein bisschen später kam, zeigte sich nicht weniger begeistert. „Ich kam hier an und bemerkte sofort: Das sieht fröhlich und wuselig aus. So soll es sein.“