„Ein Pionier“Geschwister schließen Autohaus Heubach in Troisdorf nach 60 Jahren

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Anfang der 60er Jahre in Troisdorf. Ein Auto steht an einer Tankstelle ohne Überdachung, im Hintergrund sieht man eine Baustelle.

Vor 60 Jahren wurde die Tankstelle mit einer „Pflegehalle“ für Autos eröffnet.

Mit einem Werkstattflohmarkt verabschiedet sich das Autohaus in Troisdorf-Friedrich-Wilhelms-Hütte.

Die Ausstellungshalle ist leergeräumt, einmal aber wurde sie noch voll: Viele Gäste – Kunden, Freunden und Geschäftspartner – hatten Helmi Daun und ihr Bruder Günter Heubach eingeladen. Nach 60 Jahren schlossen sie das Autohaus Heubach in Troisdorf-Friedrich-Wilhelms-Hütte, das ihre Eltern Paul und Gertrud Heubach 1963 gegründet hatten. 

Mit einem lachenden und einem weinenden Augen gehen die Geschwister in den Ruhestand: „Im Moment freuen wir uns, wenn wir beide mehr Zeit haben“, erzählte Helmi Daun. Für die Familie „und auch für einen selbst.“ Mit 60 (sie) und 65 Jahren (er) könnten sie dem Termindruck nun Lebewohl sagen. 

Eine Frau und ein Mann lehnen an der Motorhaube eines gelben Autos. Sie trägt ein schwarzes Oberteil, er ein kariertes Hemd und eine Werkstatt-Latzhose.

Helmi Daun und ihr Bruder Günter Heubach haben Autohaus und Werkstatt 1990 von den Eltern übernommen

„Ein Pionier“ sei der Vater gewesen, erinnert sich Helmi Daun. Als er die Tankstelle 1962/63 an der Roncallistraße baute und eröffnete, „da gab es ja noch kaum Autos“. Zur Tankstelle gehörte auch eine „Pflegehalle“ für Pkw, hier wurden auch kleine Reparaturen erledigt.

Im Moment freuen wir uns, wenn wir beide mehr Zeit haben
Helmi Daun

Damit Geld in die Kasse kam, bügelte die Mutter in der Tankstelle, hier gab es auch Elektrogeräte zu kaufen. „Eigentlich musste ich als Kind schon helfen“, sagt Helmi Daun heute – lange, bevor sie nach ihrer Ausbildung zur Steuerfachgehilfin 1986 in die Firma zurückkehrte.

Ein Mann und eine Frau in einem Zug.

Gertrud und Paul Heubach hatten die Tankstelle im Jahr 1963 eröffnet. Suzuki lud sie 1988 nach Japan ein.

Das hatte ihr Bruder schon 1977 getan: Mit zwei Meisterbriefen als Mechaniker und Kfz-Elektriker in der Tasche trat er in die Firma des Vaters ein. Der bewarb sich zu Beginn der 80er Jahre beim japanischen Autohersteller Suzuki, der seit 1979 in Deutschland vertreten war und den die Heubachs 1982 auf die Hütte brachten.

Autohaus Heubach vertrat seit 1982 Suzuki in Troisdorf

Waren es anfangs noch um die 30 Autos im Jahr, so addierten sich die Verkäufe bis Ende 2022 auf immerhin 3900 Wagen. Verkaufserfolge, für die sich Suzuki erst bei den Eltern Gertrud und Paul, später auch bei den Kindern mit Reisen bedankte.

Die kleine Chronik, die Helmi Daun erstellt hat, wirft auch Schlaglichter auf  die deutsche Nachkriegsgeschichte: 1964 wurde die Tankstelle überdacht und ein Werbemast aufgestellt, im Jahr des 20-jährigen Bestehens die Tankstelle auf Selbstbedienung umgestellt.

An der neuen Tankanlage, die 1987 installiert wurde, gab es erstmals bleifreies Benzin, ein Jahr später zog der erste Computer ein. Bis heute macht Helmi Daun die Buchhaltung selbst. Die Geschichte der Tankstelle Heubach endete 2010, die Suzuki-Vertretung kündigten die Geschwister zum Jahresende 2022. Die Werkstatt schließt endgültig am 30. September.

Eine Tankstelle in den 1980er Jahren. „Selbstbedienung“ steht über der Eingangstür, „SB-billiger tanken“ am Dach.

1987 stellten die Heubachs den Betrieb der Tankstelle an der Roncallistraße auf Selbstbedienung um.

In den vergangenen fünf Jahren habe es mehrere Versuche gegeben, einen Nachfolger zu finden, sagt Helmi Daun – jedoch ohne Erfolg. Nun sind das Haus mit Werkstatt und die Ausstellungshalle verkauft. 

Von 10 bis 17 Uhr wird es am Samstag, 30. September, einen Werkstatt-Flohmarkt in der Roncallistraße 90-92 geben. „Nostalgiker, Bastler und Schnäppchenjäger“ sollten sich diesen Tag, einen Samstag, vormerken, betonen die Geschwister. Es gebe alte Werbe-Schätzchen, Deko-Artikel und praktische Werkzeuge zu kaufen. 

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