„Suchtpotenzial“Duo überzeugt in Troisdorf mit „Sexueller Belustigung“

Das Duo Suchtpotenzial mischte die Troisdorfer Stadthalle auf.
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Troisdorf – Suchtpotenzial hat das Duo um Sängerin Julia Gámez Martin und Pianistin Ariane Müller – und es heißt auch so. Mit ihrem Programm „Sexuelle Belustigung“ mischten die beiden Frauen aus Berlin und Ulm am Freitagabend die Troisdorfer Stadthalle auf. Neben allerhand Blödeleien feuerten Suchtpotenzial auch einige feministische Spitzen ab.
Nach fast zehn Jahren auf der Bühne hat das Duo mittlerweile regelmäßige Auftritte im Fernsehen. Das sei nicht immer so gewesen: „Am Anfang trittst du halt auf dem 60. Geburtstag von Tante Edeltraud auf. Oder in Ortschaften mit grünen Ortsschildern. Oder vor Tieren – die sind ja so ein schlechtes Publikum! Die klatschen überhaupt nicht, das hat Disney völlig falsch dargestellt“, klagen die beiden. Als Sanifair-Bon-Milliardärinnen hätten sie beide nun das nächste Ziel vor Augen: Las Vegas.
Suchtpotenzial in Troisdorf: Kölscher Dialekt gesungen auf einen Country-Rhythmus
Die Show, die sie dafür vorbereitet haben wollen, zeigen sie dem Troisdorfer Publikum: Ziemlich komisch ist die Parodie verschiedener Dialekte – unter anderem Kölsch – gesungen auf einen Country-Rhythmus.

Julia Gámez Martin auf Bühne in der Stadthalle Trosidorf.
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Während Müller am Flügel sitzt, steht die ausgebildete Sängerin Gámez Martin am Mikrofon. Zwischen ihren Gesangseinlagen erzählen sie Blödsinn am laufenden Band: „Einige Leute werfen uns ja vor, wir hätten uns hochgeschlafen“, sagen Müller und Gámez Martin. „Das stimmt gar nicht! Wir haben uns runtergeschlafen: Praktikanten, Bufdis, Regionalbusfahrer.“
Die pointierten Dialoge zwischen den beiden Künstlerinnen sind eine wahre Freude, Gámez Martins schauspielerische Einlagen – etwa der häufig entgleisende Gesichtsausdruck – lassen das Ganze in einem vollkommenen Spaß gipfeln. Die beiden nutzen jede Gelegenheit, um feministische Botschaften zu verbreiten: „Uns wird oft vorgeworfen, wir seien männerfeindlich, wir hätten eine Schwanz-ab-Mentalität. Ich sage immer: Das ist dein Körper, das kannst du selbst entscheiden“, kommentiert Müller.
Autritt in der Troisdorfer Stadthalle hätte ein größeres Publikum verdient gehabt
Wenn ein Mann etwas richtig mache, könne man ihm auch mal einen Klaps auf den Po geben. „Das ist dann auch okay, so wie der sich anzieht – ich hab mich vor dem Eisprung nicht im Griff“, sagt Gámez Martin und persifliert damit die angebliche Mitschuld von Frauen bei sexuellen Übergriffen.
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Jetzt kommen die beiden richtig in Fahrt: Fast alle Liebeslieder, führen sie aus, handelten von Frauen: „Michelle, Anita, die fette Elke, Joana du geile Sau – immer wird der Name gesungen. Wie ist das überhaupt mit dem Datenschutz?“, fragen die beiden.
Und drehen den Spieß einmal um: Sie singen das erste Liebeslied über einen Mann: „Klaus Dieter“, brüllt Gámez Martin mit laszivem Blick, während sie sich vor scheinbarer Erregung kaum auf den Beinen halten kann, „wenn du dich bückst, um deine Socken in Birkenstocksandalen hochzuziehen, dann sehe ich dein geiles Bauarbeiter-Dekolleté – das macht mich ganz rattig!“ Bodyshaming mal andersrum.
Dieser wunderbare Auftritt zweier außerordentlich talentierter Künstlerinnen hätte in der Troisdorfer Stadthalle ein größeres Publikum als die rund 100 Kartenkäuferinnen und -käufer verdient gehabt.