Seine Werkstatt ist von zahlreichen Marken zertifiziert, unter anderem von Omega, Jaeger Lecoultre, Cartier und Baume Mercier.
Fingerspitzengefühl gefragtKailash Chawla ist der Uhrenexperte von Troisdorf

Kailash Chawla repariert fachmännische alte Uhren, auch Chronografen, wie Armbanduhren von Fachleuten bezeichnet werden.
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Wenn nichts mehr rund läuft, kann Kailash Chawla helfen. Er ist seit Jahrzehnten anerkannter Experte für die Reparatur von Uhren. Aufträge von Fachgeschäften aus ganz Deutschland bestätigen das. Mit seinen geschickten Händen kann er feinste Zahnräder wieder richten. Seine Werkstatt gleicht einem Hochsicherheitsgefängnis mit soliden Stahltüren und vergitterten Fenstern. Allerdings nicht, weil niemand ausbrechen soll: Hier soll kein ungebetener Gast eindringen können.
Fingerspitzengefühl ist eine Grundvoraussetzung für Chawlas Arbeit. Gerade macht er die Inspektion einer Rolex für einen Händler aus Hamburg. Eine andere Luxusuhr aus München ist gerade fertig geworden. Das ist für ihn Tagesgeschäft. Die Restaurierung historischer Uhren ist dagegen oft eine Herausforderung. Defekte Teile müssen besorgt werden. Dafür hat er ein Netzwerk in ganz Europa.
Als Jugendlicher in der Werkstatt des Onkels in Indien das Handwerk des Uhrmachers gelernt
In der indischen Stadt Indore kam der heute 55-Jährige zur Welt. So ist es auf seinem deutschen Personalausweis vermerkt. Indore ist für seine Baumwollwebereien bekannt. Doch die Familie hatte sich auf die Reparatur von Uhren spezialisiert. Und so kam es, dass Chawla in der Werkstatt seines Onkels Ramesh diese filigrane Handwerk erlernte.

Fingerspitzengefühl ist bei den kleinen Rädern im Inneren der Uhren gefragt.
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„Vormittags bin ich in die Schule gegangen, von 12 bis 20 Uhr habe ich in der Werkstatt gearbeitet“, erinnert er sich. Mit einem Schulabschluss, der mit dem deutschen Realschulabschluss vergleichbar ist, stieg er komplett beim Onkel ein. Doch der junge Mann wollte„ etwas von der Welt sehen“. So kam er 1993 nach Deutschland. „Eine Bekannte meinte, dass ich dort mit meinen handwerklichen Fähigkeiten gefragt bin.“ Mit seiner Frau und einem Kind wagte er den Schritt von Asien nach Europa. Der Start in dem neuen Land auf einem anderen Kontinent war nicht einfach. „Ich wollte arbeiten und habe deswegen sofort genommen, was ich bekommen habe.“
Chawla teilte Prospekte aus und schaute sich parallel nach einer Anstellung um. 1995 klappte es beim Uhrmachermeister Erwin Suche in Köln. Nach einem Jahr Praktikum folgte die Festanstellung. Der Chef war zufrieden mit dem Können seines neuen Mitarbeiters. Allerdings hatte er Chawla keinen Lehrabschluss, wie er in Deutschland üblich ist. Doch das störte niemanden, da er sein Handwerk verstand.

Eine Vielzahl von Ersatzteilen findet sich in der Werkstatt.
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„Ich möchte Herrn Chawla eine Uhrmacherausbildung bestätigen, welche ihn befähigt, alle anfallenden Reparaturen in einer Uhrmacherwerkstatt umsichtig auszuführen“ stand dann auf seinem Zeugnis, als er beschloss, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Eine unkonventionelle Lösung seines damaligen Chefs, wie sie im Rheinland durchaus üblich ist, wenn es mal mit den Regularien hapert.
Dass man sein Handwerk versteht, ist die eine Sache. An Kunden zu kommen, die andere. Da erinnerte sich Chawla an seine ersten Monate in Deutschland: „Ich habe Werbezettel drucken lassen und sie verteilt.“ Das funktionierte. Schnell kamen die Aufträge, und bald schon wurde es in der Werkstatt eng. Das war im Jahr 2007.

Vielfältig ist die Gestaltung der Uhren, die sich in der Werkstatt befinden.
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Chawla, der sich für den Kricketsport begeistert, hatte die Marktlücke gefunden. Ein Ladenlokal wollte er nicht eröffnen. Er absolvierte aber etliche Fortbildungen. „Meine Werkstatt ist von zahlreichen Marken zertifiziert, unter anderem Omega, Jaeger Lecoultre, Cartier, Baume Mercier und mehr“, zählt er auf. „Ich bin der typische Handwerker. Wenn ich in aller Ruhe bei meinen Uhren sitze, geht es mir gut. Andere Herausforderungen brauche ich nicht.“ Wenn Chawla voller Konzentration Chronografen repariert, taucht er in eine andere Welt ein und vergisst die Zeit um sich herum.
In der Werkstatt in Troisdorf stehen und hängen zahlreiche historische Uhren
In der Werkstatt in Troisdorf stehen und hängen zahlreiche historische Uhren. Viele sind zufällig zu ihm gelangt. „Ich kann schwer nein sagen, wenn mir eine gefällt.“ So ist der Beruf auch zu einem Hobby geworden. Das sonore Ticken um ihn herum beruhigt ihn. Er weiß aber auch, „dass das nicht jeder mag“. Viele Menschen seien in der heutigen hektischen Welt auf der Suche nach vollständiger Ruhe, die nicht durch ein stetiges Ticken im Hintergrund gestört werden dürfe.
Mit dem früheren Betrieb seines Onkels in Indien ist seine heutige Werkstatt nicht mehr zu vergleichen. Die Technik hat Einzug gehalten. Ein elektronisches Gerät prüft, ob die reparierte Uhr bis zu einer Tiefe von 100 Metern wasserdicht ist, eine spezielle Reinigungsmaschine entfernt kleinste Staubteile. Kailash Chawla: „Uhren sind Präzisionsinstrumente, die sorgfältig gepflegt werden müssen.“