Kunst in TroisdorfLena Heeschen baut Bilderwelten im Mini-Format

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Lena Heeschen bei der Herrichtung einer Installation. Im Kunsthaus Troisdorf hat sie derzeit ein Atelier. 

Troisdorf – Lena Heeschens Arbeitsplatz ähnelt einem Labor: Wer eintritt, gelangt in eine Welt der Experimentierfreude. Die 36 Jahre alte Künstlerin probiert in ihrem Arbeitsprozess Struktur und Konsistenz verschiedener Materialien aus. Von Papier und Holz bis Styropor und Watte nutzt sie alles, was ihr in die Finger kommt. Daraus klebt, schnitzt und baut sie Figuren oder Landschaftselemente im Miniaturformat.

Am Ende setzt Heeschen die Mini-Modelle in einem Schuhkarton zu einer Momentaufnahme zusammen und fotografiert die Szene. Auf diese Weise kreiert Heeschen gigantische Oktopusarme, die in einer Prärie um sich greifen. Oder einen verdorrten Baum, der inmitten einer Großstadt aus dem Betonboden hervorbricht. Die fertigen Werke lässt sie digital auf Leinwand und Holz drucken.

Die Einrichtung

Das Kunsthaus Troisdorf ist der Mittelpunkt der regionalen, freien Kunst- und Musikszene. In ihm finden Ausstellungen und Konzerte statt. Alle zwei Jahre schreibt das Kunsthaus ein Atelierstipendium aus, auf das sich Künstler bis 35 Jahre bewerben können. Die Stipendiaten dürfen ein Atelierzimmer zwei Jahre lang kostenlos nutzen und Ausstellungen mitgestalten. So möchte das Kunsthaus jungen Menschen den Einstieg in den Kunstbetrieb erleichtern. (EB)

Für ihre Installationen hat die gebürtige Gummersbacherin im Sommer 2021 das Stipendium des Kunsthauses Troisdorf bekommen und durfte kostenlos in ein Atelier in der ersten Etage des Kunsthauses ziehen. Dabei zog Heeschen zunächst nicht der Beruf der freischaffenden Künstlerin an, sondern das Theater.

Bis 2011 studierte Heeschen Bühnenbild und Szenographie in Berlin. „Mich haben Räume und Dreidimensionalität fast mein ganzes Leben lang fasziniert.“ Danach baute sie sechs Jahre lang Bühnenbilder, unter anderem für Produktionen der Berliner Staatsoper und der Schaubühne. Doch zufrieden war sie nicht: „Weil ich immer für Produktionen anderer Menschen gearbeitet habe, konnte ich nicht immer alle Ideen so umsetzen, wie ich sie im Kopf hatte.“

Wendepunkt war eine Reise nach Palästina. Vier Wochen lang lehrte sie an einer Hochschule Bühnenbau und bemerkte: „Theater hat dort eine ganz andere Bedeutung als hier.“ Die Theaterszene sei zum Beispiel viel politischer. „Als ich zurückkam, hat mir im deutschen Theater die Sinnhaftigkeit gefehlt.“

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Eine Vielfalt von Materialien stapelt sich im Kunsthaus-Atelier. 

Noch in Berlin entwickelte sie ihre ersten Rauminstallationen für ein Kulturfestival. Vor zwei Jahren zog sie nach Köln, um sich künstlerisch neu zu orientieren. Ihre Fotografien bearbeitet sie in der Regel nicht am Computer nach. Heeschen experimentiert so lange mit Lichteinfall und Kamerawinkeln, bis sie zufrieden ist: „Ich versuche es bis zur Perfektion zu treiben.“

Die Arbeit der Szenographin ist kleinteilig – und erfordert viel Platz. Daher ist die Künstlerin froh, dass sie ihre kleine Kölner Dachgeschosswohnung gegen ein Atelier eintauschen konnte. „Es klingt banal, aber zuhause haben mich viele kleine Dinge bei der Arbeit blockiert“, erzählt die 36-Jährige.

Großflächigere Farbprojekte habe sie gar nicht erst angefangen, weil sie in ihrer Wohnung keinen Platz zum Trocknen hatte. Ihren Esstisch habe sie zwischenzeitlich zur Arbeitsfläche umfunktioniert, sodass sie beim Abendessen oft noch Holzspäne auf der Tischplatte entdeckt habe. „Im Atelier kann ich uneingeschränkter arbeiten und Sachen liegen lassen“, sagt Heeschen.

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Im Sommer 2023 endet das Stipendium. Ein bestimmtes Ziel muss die Künstlerin bis dahin nicht erreicht haben: „Aber mein persönliches Ziel ist es, so in der Branche Fuß gefasst zu haben, dass ich mir ein Atelier wie dieses von meinem Gehalt leisten kann.“ Wichtig ist ihr, sich in der lokalen Kunstszene zu vernetzen. Dabei hat ihr das Atelierstipendium geholfen.

Ihr aktuelle Projekt, eine Szenenreihe zu Leben und Tod, stellt Lena Heeschen am Freitag, 19. August, im Kunsthafen Köln aus.

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