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Enkeltrick-NetzwerkWegen Geldwäsche verurteilt – Troisdorfer schweigt zu Hintermännern

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Ein Handy mit einer Betrüger-Nachricht per Whatsapp.

Enkeltrick-Betrüger kontaktieren ihre Opfer meist per Telefon. Für ihre Masche brauchen sie Helfershelfer, einer stand jetzt vor dem Amtsgericht. (Symbolbild)

Vor allem Senioren sind das Ziel von Enkeltrick-Betrügern. Wie das Netzwerk funktioniert, zeigte ein Prozess gegen einen Troisdorfer.

Bei den sogenannten Enkeltricks werden tausende Euro auf Konten der Betrüger umgeleitet. Die Drahtzieher befinden sich meist im Ausland, vor deutschen Gerichten stehen häufig nur Helfershelfer. Wie im Falle eines 25-Jährigen aus Troisdorf, der wegen Geldwäsche angeklagt war. 

Seine Aufgabe: Er sollte Leute aus seinem Umkreis dafür gewinnen, ihre Konten samt Bankkarten und PIN-Nummern für illegale Transaktionen zur Verfügung zu stellen. Geld fürs Nichtstun versprach er ihnen – 500 bis 1000 Euro –, und das ohne Risiko. Falls die Polizei ins Spiel kam, sollten sie einfach die Bankkarte bei ihrem Geldinstitut als verlustig melden.     

VR-Bank Rhein-Sieg und Deutsche Bank sperrten Konten

Sechs Taten aus dem Zeitraum April bis Oktober 2023 deckte die Staatsanwaltschaft auf, in allen Fällen war den Geschädigten weisgemacht worden, dass Angehörige in Not geraten waren. Vermeintlich baten diese per Telefonnachricht um Hilfe fürs Bezahlen offener Rechnungen. Der Trick funktionierte, 15 Geschädigte überwiesen insgesamt knapp 56.400 Euro in Teilbeträgen zwischen 1000 und fast 20.000 Euro auf die Zielkonten von fünf Bekannten und des Angeklagten selbst.

Das Geld wurde dann umgehend, meist am selben Tag noch, von weiteren Mittätern abgehoben, was aber nicht immer klappte. In drei Fällen waren die Banken, die VR-Bank Rhein-Sieg und die Deutsche Bank, auf der Hut gewesen und hatten die Konten wegen „Verdachts der betrügerisch veranlassten Zahlung“ zuvor oder zwischenzeitlich gesperrt. Etwa 20.400 Euro erbeuteten die Betrüger, 36.000 Euro wurden abgefangen und den Geschädigten zurückgezahlt.      

Der Angeklagte räumte die Taten ein. Er will für seine Dienste nur 4000 Euro erhalten haben, eine Summe, hinter die die Staatsanwaltschaft ein Fragezeichen machte, ebenso wie hinter die Zahl der Taten, die „gefühlt nur die Spitze des Eisbergs“ seien.

Eine solche kriminelle Energie sieht man selten bei einem Ersttäter.
Richterin Seda Ataer

Die 4000 Euro muss der 25-Jährige als sogenannten Wertersatz an die Staatsanwaltschaft zahlen. Des Weiteren wurde der bislang nicht vorbestrafte Mann zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wird, und 100 Sozialstunden verurteilt. Angesichts der „professionell aufgezogenen Geldwäsche eine milde Strafe“, versicherte Richterin Seda Ataer: „Eine solche kriminelle Energie sieht man selten bei einem Ersttäter.“ 

Der Strafverteidiger hielt hingegen noch eine Geldstrafe für angemessen. Sein Mandant habe sich hinreißen lassen und wegen dieser Taten seinen guten Job am Flughafen verloren, in den er sich trotz mäßiger Schulbildung hinaufgearbeitet hatte. „Das schmerzt ihn sehr.“ Aktuell verdiene er in der Logistik etwa 1900 Euro. 

Er habe aus seinen Fehlern gelernt, versicherte der Verurteilte in seinem letzten Wort. Namen seiner Kontaktleute aus dem Enkeltrick-Netzwerk wollte der Troisdorfer indes nicht preisgeben. Nur so viel, verriet sein Anwalt um Verständnis bittend: „Man kennt sich untereinander.“