Das Wasser strömte in sprichwörtlichen Sturzbächen über die Straße: An der Kreuzung Ohlengäßchen/Adendorfer Straße ist am Freitagnachmittag eine Hauptwasserleitung geplatzt.
Wasserleitung geplatzt13 Keller in Meckenheim unter Wasser

Bauarbeiter machten sich noch am Freitagabend daran, das Leck zu finden.
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Bei insgesamt 13 Häusern lief daraufhin Wasser in den Keller. Die Feuerwehr war mehrere Stunden lang im Einsatz. Die Anwohnerinnen und Anwohner erleben ein Déjà-vu der Flutkatastrophe von 2021 – und machen der Stadt Vorwürfe.
Schon wieder – Engin Polat ist verzweifelt. Er hat Möbel und andere Einrichtungsgegenstände auf einem Bett mit Metallfüßen gestapelt, noch schnell die Waschmaschine ins Erdgeschoss geholt. Unten in seinem Keller liegt ein dünner Wasserfilm auf dem Boden. „Das Holz, die Teppiche, das ist alles hinüber und muss raus – dabei haben wir nach der Flutkatastrophe gerade erst alles neu gemacht“, klagt er.
Knöcheltief fließt das Wasser über die Straße
Es ist kurz vor 17 Uhr am Freitagnachmittag, als es im Erdreich blubbert und sprudelt. Und dann strömt das Wasser über die Kreuzung, fließt hinein in das leicht abschüssige Ohlengäßchen, drückt von unten in die Keller der Reihenhäuser. Polat zeigt Videos auf seinem Smartphone. Zu sehen ist das sprudelnde Wasser über der kaputten Hauptleitung, ein knöcheltiefer Strom, der die Straße hinabfließt und reichlich Sand und Erdreich mitträgt.

Keine schöne Bescherung: Wasser und Schlamm drückten von unten durch die Abflüsse.
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Am Ohlengäßchen befindet sich auch die Hauptwache der Feuerwehr Meckenheim. Einsatzleiter Thomas Rähle lässt nur eine Viertelstunde nach dem ersten Alarm die Löscheinheiten aus Merl und Lüftelberg nachfordern. Doch so lange das Wasser fließt, können die Wehrleute nichts tun. „Da fast alle Leute von der Flutkatastrophe betroffen waren, waren viele sehr aufgeregt. Wir haben versucht, die Leute zu trösten und ihnen geholfen, Sachen nach oben zu tragen“, sagt er. Mit Sandsäcken hätten die Wehrleute eine Barriere zu einer Tiefgarage errichtet.
Feuerwehr kann nur zusehen, solange das Wasser fließt
Nachdem die Stadtwerke die Hauptleitung abgeschiebert haben, können die rund 40 Wehrleute beginnen, die Keller leer zu pumpen. Insgesamt 13 Häuser sind betroffen, der Wasserstand habe Rähle zufolge bis zu einem halben Meter betragen. Einige Familien hat es schlimmer getroffen als 2021.
„Da war das Wasser nur halb so hoch“, sagt Alev Polat, die Nachbarin von Engin Polat. Das Wasser sei durch die Abflüsse und Gullys gekommen. Die ganze Verwandtschaft packt mit an und versucht, den Keller von Wasser zu befreien und betroffene Gegenstände nach draußen zu tragen – ohne Licht, denn der Strom ist zu diesem Zeitpunkt abgestellt. Die Fliesen sind dreckig, die Dusche im Keller ist verschlammt. Polats Bruder hat zwei Sofas nach draußen gestellt, auf den Müll. Im Garten hängen Bettdecken auf der Wäscheleine.
Stadtwerke: „Wir waren schnell vor Ort“
„Man muss sagen, die Stadt hat aus der Flutkatastrophe gelernt: Damals war kein Mensch da, hat gefragt, ob wir Hilfe benötigen – das war diesmal anders“, sagt Alev Polat. Aber: „Es hat viel zu lange gedauert, bis das Wasser abgestellt wurde“, kritisiert sie.
Pia-Maria Gietz, Betriebsleiterin der Stadtwerke Meckenheim, will das nicht gelten lassen: „Wir sind zeitgleich mit der Feuerwehr alarmiert worden, wir haben immer eine Rufbereitschaft. Ich und mein Kollege sind aus unseren Wohnorten sofort losgefahren, ebenso die zuständigen Vertragsfirmen aus Bonn“, entgegnet sie. Auch Bürgermeister Holger Jung sei vor Ort gewesen. Das Abstellen des Wassers sei direkt veranlasst worden.
Versicherungen sollen die Schäden decken
„Es dauert natürlich etwas, bis wir die richtige Stelle zum Abschiebern gefunden haben.“ Gietz rät den Betroffenen, die Schäden der eigenen Versicherung zu melden. „Die ist die erste Ansprechpartnerin. Gleichzeitig sprechen wir als Stadt mit unserer Versicherung, die tauschen sich dann untereinander aus, um die Schäden abzudecken“, sagt sie. Informationen und Kontaktdaten stünden auf der Webseite der Stadt.
Die Kreuzung bleibe noch bis Mitte der Woche gesperrt. „Sie könnte unterspült sein, das müssen wir erst prüfen.“ Auch das Wasser bleibe vorerst abgestellt. Arbeiter machen sich noch am Freitagabend daran, das Leck zu finden. Auf der Kreuzung wird emsig gebaggert. „Über Hydranten versorgen wir die Anwohner mit Frischwasser. Westnetz wird nach und nach wieder den Strom anschalten“, sagt Gietz, während die Feuerwehrleute mit ihren Schläuchen die Straße säubern.
Der Einsatz ist damit beendet, doch für die Menschen im Ohlengäßchen wird auch der 28. Juli 2023 in Erinnerung bleiben.