WassermangelForscher suchen 30 Testhaushalte im Rhein-Sieg-Kreis

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Der Wolfsbach, der in Hangelar durch das Stadtgebiet von Sankt Augustin floss.

Leere Bäche durch Wassermangel, hier der Wolfsbach, der sonst in Hangelar durch das Stadtgebiet von Sankt Augustin fließt.

Die Nutzung von Wasser überwachen und Sparpotenziale aufzeigen – das möchten Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut zusammen mit Bürgern.

Menschen aus dem Rhein-Sieg-Kreis sollen helfen, Strategien gegen den Wassermangel zu finden. Die Forscher des Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik (FIT) suchen deshalb Haushalte, die mit Sensorik ausgestattet werden, um Daten zu erheben und Anreizmechanismen zum Wassersparen zu testen. Im Juli hatte der Rhein-Sieg-Kreis angesichts der anhaltenden Trockenheit die Notbremse gezogen und eine Allgemeinverfügung erlassen, die es verbot, Wasser mit Pumpen aus Flüssen und Bächen zu entnehmen.

Nach Angaben des Kreises war vor wenigen Wochen beispielsweise die Sülz, ein Nebenfluss der Agger, trotz ihres großen Einzugsgebietes unter den kritischen mittleren Niedrigwasserstand gefallen. Verschiedene kleinere Gewässer seien nur noch Rinnsale, beispielsweise der Altendorfer Bach in Meckenheim und der Orbach in Swisttal. Der Wolfsbach in Sankt Augustin drohte nach Angaben aus dem Siegburger Kreishaus sogar ganz trocken zu fallen.

Der Boden trocknet auch im Rhein-Sieg-Kreis aufgrund der Erderwärmung langsam aus

Noch gebe es in Deutschland ausreichend Trinkwasser. Die Talsperren sind gut gefüllt. Doch das Land trockne infolge der globalen Erderwärmung langsam aus, so die Wissenschaftler des FIT. Die Grundwasserbestände sänken. Ein Grund dafür sei nach Einschätzung des Umweltbundesamts die abnehmende Aufnahme- und Speicherfähigkeit des Erdbodens infolge von starken Klimaereignissen.

Die genaue Entwicklung und ihre Folgen für bestimmte Gebiete ließen sich aktuell noch schwer abschätzen, da es keine präzise Informationslage über Wassermengen und den Einfluss von Sparmaßnahmen auf ausgewählte Regionen gibt.

Hier setzt das Projekt CrowdWater (Crowdbasiertes Monitoring und Vorhersage für nachhaltige Regen- & Trinkwassernutzung) an, indem es Sensordaten zum Kreislauf der Wassernutzung erfasst und verarbeitet. Ein umfassendes Monitoring in Echtzeit ermöglicht, dass Haushalte ihren Wassereinsatz erfolgreich planen und Wartungsarbeiten in Versorgungsunternehmen nutzengerechter durchgeführt werden können. Mit einem Angebot an Veranstaltungen und Lehrmaterialien wird CrowdWater darüber hinaus ein Grundverständnis von nachhaltiger Wassernutzung vermitteln, welche auch verfügbares Regenwasser mit einbezieht.

Der Verbrauch von Wasser in den Test-Haushalten im Rhein-Sieg-Kreis soll ermittelt werden

Zur Strategie des Projekts gehört die Verknüpfung intelligenter Messgeräte mit digitalen Werkzeugen. So soll zukünftig der genaue Bedarf an Wasser bestimmt und eventuelle Verluste identifiziert werden können. Dies gelingt unter anderem durch die Berücksichtigung aktueller Wetterdaten. Um den Verbrauch der lebenswichtigen Ressource in betrieblichen Prozessen zu ermitteln, sollen mobile Messkoffer zum Einsatz kommen.

Das Erfahrungswissen und die Lebenswirklichkeit von Verbraucherinnen und Verbrauchern spielen eine zentrale Rolle in der Erforschung ihrer Wassernutzung. CrowdWater möchte deshalb rund 30 Testhaushalte und drei bis sechs Unternehmen in einem Living Lab vernetzen. Ein Living Lab ist ein virtuelles Labor zur Forschung unter Realbedingungen. Die ausgewählten Haushalte werden mit entsprechender Sensorik ausgestattet, um Daten über die Umsetzbarkeit der Werkzeuge zu erheben und Anreizmechanismen zum Wassersparen zu testen.

Die Stadtwerke Troisdorf und die Stadt Hennef machen bei dem Projekt im Rhein-Sieg-Kreis auch mit

„Als Teilnehmende am Living Lab sollten sie sich idealerweise für die Erforschung nachhaltiger Regen- und Trinkwassernutzung interessieren und zu einer aktiven Mitgestaltung bereit sein“, so Fraunhofer-Pressesprecher Alex Deeg. Bei Interesse oder auch allgemeinen Fragen zum Projekt kann sich jeder an die Living-Lab-Koordinatorin Anika Martin per E-Mail wenden: anika.martin@fit.fraunhofer.de

Viele machen bei dem Projekt schon mit. Um das wichtige Thema Datenschutz sowie die Organisation der Living Labs kümmert sich das Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT. Die Stadtwerke Troisdorf, die Stadt Hennef und die Verbandsgemeindewerke Kirchen stellen sich für die praktische Umsetzung der Wassersparmaßnahmen zur Verfügung.

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