Sankt Martin im CoronajahrBei diesen Caterern wird der Gänsebraten fertig geliefert

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Gerald Kortmann und Henry Burghardt von der Bayer Gastronomie mit der knusprigen Martinsgans. Ganz klassisch mit Klößen.

Gerald Kortmann und Henry Burghardt von der Bayer Gastronomie mit der knusprigen Martinsgans. Ganz klassisch mit Klößen.

Leverkusen/Leichlingen – Wissen Sie, warum an St. Martin eigentlich traditionell Gans gegessen wird? Nachdem Martin der bekannten Geschichte nach in einer kalten Winternacht seinen Mantel mit einem Bettler teilte und vom Soldaten zum getauften Christen wurde, sollte er im französischen Tours zum Bischof gewählt werden. Weil Martin aber schüchtern war und der Wahl entgehen wollte, versteckte er sich im Gänsestall.

Die Gänse schnatterten jedoch so laut, dass sie ihn verrieten und St. Martin zum Bischof wurde. Zum „Dank“ landet nun also jährlich am 11. November bei vielen Deutschen ein Gänsebraten auf dem Teller.

Sie dürfen noch etwas leben: Gänse am Gut Nesselrath.

Sie dürfen noch etwas leben: Gänse am Gut Nesselrath.

Caterer leiden unter wegfallenden Feierlichkeiten

Der ist allerdings nicht mal eben selbst zubereitet – und die Restaurants müssen den ganzen November über geschlossen bleiben. Die Alternative sind Gänseessen von Caterern, die sich mit dem Angebot auch über die Vorweihnachtszeit retten wollen. „Das Geburtstags- und Hochzeitsgeschäft ist ja total kaputt“, erzählt Sebastian Lemmer von Lemmer und Rosenkaymer Catering in Leichlingen.

„Wir haben neulich eine Hochzeit mit acht und einen Geburtstag mit sechs Personen beliefert. Das machen wir quasi nur für unsere Kunden. Betriebswirtschaftlich rechnet sich das nicht“, so der gelernte Koch. Die Betriebskosten seien konstant hoch, ob man nun für 60 oder sechs Personen koche. Daher müsse man sich nun überlegen, welche Angebote sowohl für die Kunden, als auch für sie als Unternehmen sinnvoll sind.

„Das wird sehr gut angenommen“: Gänseessen gute Alternative für Caterer und Kunden

Sebastian Lemmer bereitet gerade den Rotkohl vor, der darf nicht fehlen.

Sebastian Lemmer bereitet gerade den Rotkohl vor, der darf nicht fehlen.

Das Gänseessen bietet sich da an: Es gibt zwei feste Gerichte, die an zwei bis drei Tagen in der Woche im größeren Stil gekocht werden. Die Kunden können die Gänsekeulen oder Gänsebrüste mit karamellisierten Trauben und Walnüssen zusammen mit Beilagen wie Semmelknödeln und Apfelrotkohl dann online oder telefonisch vorbestellen. „Das wird sehr gut angenommen“, berichtet Sebastian Lemmer.

Zuhause wird die Gans im Ofen erhitzt, Rotkohl und Klöße müssen nur noch einmal in den Topf. Lemmer und Rosenkaymer haben den Gästen eine Anleitung dazu gelegt – viel falsch machen könne man aber nicht, versichert der Caterer. „Unsere Kunden schicken uns am Abend dann gerne Fotos, wie sie das Essen angerichtet haben“, so Lemmer. „Da freuen wir uns natürlich sehr drüber.“

Bayer Gastro bietet Online-Weinproben und Angebote für Unternehmen an

Gerald Kortmann und Henry Burghardt von der Bayer Gastronomie mit der knusprigen Martinsgans. Ganz klassisch mit Klößen.

Gerald Kortmann und Henry Burghardt von der Bayer Gastronomie mit der knusprigen Martinsgans. Ganz klassisch mit Klößen.

Auch die Bayer Gastronomie in Leverkusen bietet ein Gänseessen für Zuhause an. Online kann ein Bestellformular ausgefüllt und per E-Mail zurückgesendet werden. Lieferkosten für den „Gänseschmaus“ für zwei oder vier Personen fallen nicht an. Auch Weine können dazu geordert werden, erzählt Michael Kindermann von der Bayer Gastro. „Wir müssen den Weg zu unseren Kunden nach Hause suchen“, sagt er. „Die Menschen haben eine Sehnsucht, Gastronomie zu besuchen. Deshalb ist die Nachfrage an unseren lieferbaren Angeboten groß.“ Man sei zuversichtlich, dass man die Zahl von 500 bestellten Gänsen in einem normalen Jahr in 2020 sogar übertreffen könnte.

Die Statistik

Grundsätzlich nimmt die Beliebtheit von Gänsen, Truthühnern und Enten in NRW ab. Wie das Statistische Landesamt mitteilte, wurden im vierten Quartal 2019 und damit rund um St. Martin und Weihnachten 23 000 Gänse geschlachtet. Das sind rund acht Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Auch weniger Enten werden verzehrt: 9300 Enten wurden im letzten Quartal 2019 getötet, das sind rund zehn Prozent weniger als 2018. (awe)

Trotzdem bestätigt auch er, dass das Catering-Geschäft von Corona stark getroffen ist. Durch wegfallende Weihnachtsfeiern versuche man, auch Geschäftskunden anders zu erreichen. „Wir bieten virtuelle Weinproben an. Dabei wird ein Paket mit Weinen zu den Kunden nach Hause geliefert, dann gibt es einen Link zu einem Video-Treffen und unsere Sommeliers führen durch die Weinprobe“, so Kindermann. Gerade weil viele Kolleginnen und Kollegen sich aktuell wenig sehen würden, seien teambildende Maßnahmen wichtig. Auch mit seinem eigenen Team habe er sich in den vergangenen Wochen viele neue Lösungen überlegt. „Durch die Veränderungen haben sich auch viele neue Möglichkeiten ergeben“, sagt Kindermann. „Man muss einfach umdenken.“

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Lemmer und Rosenkaymer eröffnen Food-Anhänger Ende November

Das haben sich auch Lemmer und Rosenkaymer in Leichlingen zu Herzen genommen. Ende des Monats eröffnen sie einen Food-Anhänger. Dort sollen Ragouts, Gulasch und eine Currywurst mit hauseigener Sauce verkauft werden – alles auf hohem Niveau. „Wir wollen unseren Standard in den Street Food Bereich reinbringen“, erzählt Lemmer. Im Dezember hoffe man darauf, dass die Kunden dann an einigen Stehtischen im engsten Kreis Bratäpfel und Glühwein genießen können. Eins ist für Sebastian Lemmer sicher: „Wir lassen uns nicht unterkriegen von dem ganzen Driss!“

www.lr-catering.de

www.bayer-gastronomie.de

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