VRS und AVV planen eine radikale Vereinfachung ihrer Ticketangebote bis Mitte 2026. Statt neun könnten künftig nur noch drei Preisstufen gelten. Der Fahrgastverband Pro Bahn warnt vor einer „Preisexplosion“.
Tarifreform im RheinlandAus für das Kurzstreckenticket in der Region droht

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Wer bislang nur gelegentlich mit Bus oder Straßenbahn unterwegs ist und nur ein paar Stationen fahren will, nutzt meist ein Kurzstreckenticket. Vom Einstieg gerechnet, gilt es für bis zu vier Stationen und kostet aktuell 2,70 Euro, als Handyticket 2,61 Euro. Noch, denn künftig könnte es rheinlandweit nur noch drei Basistarif-Tickets geben. Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) und der Aachener Verkehrsverbund (AVV) arbeiten seit vielen Monaten an einer Reform der Tarifstruktur und des Ticketangebots. Der vereinfachte Rheinlandtarif soll bis Mitte 2026 die bisherigen komplexen Tarife von VRS und AVV ablösen, heißt es. Nun gib t es Kritik vom Fahrgastverband Pro Bahn an der Ausgestaltung der Reform hinter verschlossenen Türen.
Das bereits im April von den Verbandsversammlungen abgesegnete Grobkonzept, dem auch schon die Verkehrsunternehmen von VRS und AVV zugestimmt hatten, sieht drei Säulen vor: das Deutschlandticket für Stammkunden, der Luftlinien-Tarif eezy für Gelegenheitsnutzer des ÖPNV mit der notwendigen Smartphone-App und als dritte Säule einen möglichst einfachen Basistarif. Wie der aussehen könnte, hatte VRS-Geschäftsführer Michael Vogel bereits im April bei der Vorstellung der VRS- Jahresbilanz erläutert. Das Grobkonzept sieht nur noch drei Preisstufen vor, statt bislang neun im VRS und vier im AVV. Die Preisstufe 1 gilt für die Stadt/Gemeinde, die Preisstufe 2 schließt auch die Nachbarstadt/Nachbargemeinde mit ein und die Preisstufe 3 könnte für das komplette Rheinlandnetz (heutiges AVV- und VRS-Netz) gelten.
Finale Entscheidung über neuen Rheinlandtarif fällt im Dezember
Auf Anfrage der Rundschau dementierte VRS-Sprecher Benjamin Jeschor, dass es bereits konkrete Entscheidungen über das künftige Ticketangebot gebe. Es sei keinesweg schon beschlossen, dass das Kurzstreckenticket wegfalle. „Im Moment werden noch mehrere Szenarien mit unterschiedlichen Varianten diskutiert“, sagte Jeschor. Im Dezember sollen die Verkehrsunternehmen und die Verbandsversammlungen von VRS und AVV dann einen finalen Beschluss fassen. Davon betroffen seien nur etwa zehn Prozent des Ticketangebots. Für den Fall, dass die Reform beschlossen wird, sollen bis zum Inkrafttreten die derzeit bestehenden Tarife nicht geändert werden, so der VRS-Sprecher. Die sonst übliche Preisanhebung entfällt also.
Kritik am möglichen Aus des Kurzstreckentickets
Der Fahrgastverband Pro Bahn Rheinland hatte die Tarifreform und ein mögliches Aus des Kurzstreckentickets kritisiert. Zwar sei die Vereinfachung zu begrüßen, für Gelegenheitsfahrer aber werde die Reform auf vielen Strecken zu Ungerechtigkeiten und einer „Preisexplosion führen“ , sagte Vorsitzender Hans-Werner Ignatowitz. So sollen laut Fahrgastverband Tickets in der künftigen Preisstufe 1 vier Euro, in der Preisstufe 2 bis zehn Euro und in der Preisstufe 3 bis 15 Euro kosten, führte „Pro Bahn“ als Beispiel an. In vielen, aber nicht in allen Fällen würden so Bus- und Bahnfahrten teurer. Auf Anfrage dementierte VRS-Sprecher Jeschor diese Preisbeispiele. Diese Zahlen seien nicht mehr aktuell. Zu konkreten Inhalten könne er sich aber erst äußern, wenn die Verkehrsunternehmen und Gremien im Dezember eine finale Entscheidung getroffen haben.
Ignatowitz sieht als eigentlichen Grund der Tarifreform, dass sich VRS und AVV eine Digiatlisierungsstrategie verordnet haben. Nicht jeder aber besitze ein Samrtphone um den eezy-Tarif zu nutzen und auch die dazu notwendige Mobilfunkversorgung an entlegenen Haltestellen könne nicht garantiert werden .