Werksgelände in Köln-GodorfNach Leckage – Shell beschleunigt Rohrsanierung deutlich

Bis 2029 will Shell alle Straßendurchführungen im Werk Godorf wie hier zu sehen zu Brückenkörpern umbauen.
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Köln – Nach Kritik aus Politik und Bevölkerung will Shell die laufende Sanierung seiner unterirdischen Rohrleitungen auf dem Werksgelände in Godorf deutlich beschleunigen. 2029 und damit fünf Jahre früher als geplant, soll das 2014 aufgesetzte Programm abgeschlossen werden, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit.
Nach einer zunächst unentdeckten unterirdischen Leckage im April 2020, bei der durch ein nur anderthalb Millimeter großes Loch etwa 300 Tonnen leichtes Gasöl ins Erdreich sickerten und auf einer Fläche von 13.000 Quadratmeter das Grundwasser verseuchten, war das 2014 gestartete Sanierungsprogramm neu aufgesetzt und erweitert worden. Ein unabhängiger Gutachterteam um Professor Dr. Christian Jochum hatte die Mantelrohre, wie sie seit 60 Jahren für die Unterquerung von Straßen auf dem Werksgelände benutzt werden, als Sicherheitsrisiko eingestuft. Der Knackpunkt sei, so Prof. Jochum, dass sich die Leitungen im Erdreich nicht wirklich überprüfen lassen, ohne sie vollständig auszugraben. Die bisherige Ultraschallprüfung jedenfalls könne Außenkorrosionen wohlmöglich nicht frühzeitig genug sichtbar machen.
Rheinland Raffinerie
Die Shell Rheinland Raffinerie ist die größte deutsche Raffinerie mit bis zu 3000 Beschäftigten in den Werken Godorf und Wesseling, dort sind alle Leitungen schon erneuert. Die Raffinerie produziert zehn Prozent des in Deutschland verbrauchten Diesel- und Otto-Kraftstoffs, rund 15 Prozent des Kerosins sowie Produkte für die chemische Industrie. Gleichzeitig stellt die Raffinerie die Weichen für die Zukunft mit einem neuen Gaskraftwerk, dem Wasserstoff-Elektrolyseur REFHYNE oder der LNG-Anlage für CO2-neutralen Lkw-Treibstoff. (kmü)
„Nicht tolerierbar“ nannte Raffineriedirektor Marco Richrath am Mittwoch zum wiederholten Male die 2020 entdeckte Leckage . „Umso mehr haben wir uns bemüht, unter Beachtung aller sicherheitsrelevanten Aspekte, Möglichkeiten zu finden, die Risiken zu reduzieren und die Maßnahmen zu beschleunigen“, so der General Manager des Shell Energy and Chemicals Park Rheinland, wie die Rheinland Raffinerie neuerdings heißt.
Nach dem Begleitkreis mit Vertretern aus lokaler Politik und Umweltverbänden und der Presse sollte zudem am Mittwochabend auch der Nachbarschaftskreis über das neue Konzept informiert werden.
Zuvor hatte Shell bereits das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz sowie die zuständige Bezirksregierung Köln informiert. Laut Shell habe Ministerin Ursula Heinen-Esser die geplante Beschleunigung des Sanierungsprogramms begrüßt.
Umbau der Straßendurchführungen zu Brückenkörpern
Seit 2014 baut Shell im Werk Godorf alle sogenannten Straßendurchführungen, die unterhalb der Straße verlaufen, zu Brückenkörpern um. Von insgesamt 145 Straßendurchführungen waren Ende vergangenen Jahres 68 umgebaut. Für den Rest hatte Shell ursprünglich einen Zeitrahmen bis 2034 geplant.
Nun sollen die verbleibenden unterirdisch verlegten Rohrleitungen unter Straßenkreuzungen bis 2025 in Gänze offengelegt werden. Der Fokus liegt auf kritischen Kreuzungspunkten, die im Laufe des Jahres abgearbeitet werden sollen. Allein dadurch werde das Risiko einer nicht erkannten Leckage bereits um rund 80 Prozent reduziert, so Shell. Für die verbleibenden Rohrleitungen werden umgehend die von den Gutachtern vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt. Der abschließende Umbau zu Brückenkörpern soll dann bis 2029 erfolgt sein.
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Für die Durchleitungen sogenannter Tankwälle, die als Sicherheitseinrichtung in den Tankfeldern des Werks dienen, wurde ein gesonderter Zeitplan entwickelt. In diesem Bereich ist die Sanierung der beheizten Leitungen, bei denen wegen der erhöhten Temperaturen Korrosion begünstigt werden könne, bis Ende 2022 vorgesehen. Die verbleibenden Leitungen sollen bis 2029 fertig gestellt werden.
Positiv wertete Professor Jochum, der lange Jahre Vorsitzende der Kommission für Anlagensicherheit beim Bundesumweltministerium gewesen war, den nun eingeschlagenen Weg: „Mit den festgelegten Maßnahmen und insbesondere der Beschleunigung des Sanierungsprogramms ist der weitere Betrieb der Straßen- und Tankwalldurchführungen bis zur endgültigen Sanierung weiterhin vertretbar“, so der Gutachter.