Wissenswertes zum GebäckWas der Teufel mit der Aachener Printe zu schaffen hatte

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Printen

  • Aachen gilt als Wiege der Printe, aber auch in Köln wird das Gebäck seit 1842 nach einem geheimen Familienrezept hergestellt.
  • Wie genau die Printe von der Kaiserstadt an den Rhein fand, ist nicht überliefert. In Aachen soll aber der Teufel eine Rolle gespielt haben.

Auf den klassischen „Bunten Tellern“ zu Nikolaus oder Heiligabend darf im Rheinland vielerorts eine Sache nicht fehlen: Printen. Zwar gilt gemeinhin Aachen als die Printen-Stadt schlechthin – doch in Köln wird das süße Gebäck gerade zur Weihnachtszeit in vielen Bäckereien und Konditoreien ebenfalls zum Verkaufsschlager.

Auch im traditionsreichen Café Printen Schmitz haben die Printen Hochkonjunktur, wenngleich die lebkuchenähnlichen Spezialitäten hier das ganze Jahr über gern sowohl von Einheimischen als auch von Besuchern gekauft werden – doch der Advent ist unbestreitbar ihre Hauptsaison.

Die Erfolgsgeschichte der ursprünglich aus Belgien stammenden Leckerei begann in den 1820er-Jahren, als sie sich vor allem im Aachener Raum etablierte. Wie die Printe nach Köln kam, lässt sich heute nicht mehr genau nachvollziehen. Bekannt ist jedoch: 1842 übernahm die Kölner Familie Schmitz das Printenhaus in der Breite Straße von der belgischen Vorbesitzerin. Heute leiten Simone und Josef Schmitz das Unternehmen in fünfter Generation. Und Tochter Vivienne hat ihren Meistertitel schon in der Tasche.

Printen Schmitz, mit Simone Schmitz und Josef Schmitz

Geschäftsführerin Simone Schmitz mit Schwiegervater Josef Schmitz 

Die Pandemie hat dem Printenverkauf in den letzten beiden Jahren keinen Abbruch getan. Eher im Gegenteil: Die süßen Spezialitäten sind bei den Kölner Bäckern und Konditoren beliebter denn je. „Die Leute legen Wert auf Qualität und wollen sich etwas Gutes gönnen“, ist sich Simone Schmitz sicher.

Exotische mit Chiliflocken und Limettenpfeffer

Neben den klassischen „Kräuterprinten“ stehen auf den Einkaufslisten der Kunden Sorten mit Zuckerguss- oder Schokoladenüberzug, Mandeln, Nüssen, Nougat, und vielem mehr. Manchmal gibt es allerdings auch exotischere Varianten: „Wir hatten auch schon einmal eine Printe mit Chiliflocken und Limettenpfeffer im Angebot“, berichtet Simone Schmitz. Auch mit der klassisch rechteckigen Form kann bisweilen experimentiert werden. Ein gerade bei Touristen beliebtes Souvenir ist die Kölner Dom-Printe, die zu festlichen Anlässen wie Weihnachten oder auch der närrischen Saison zusätzlich mit einem entsprechenden Design aus Fondant oder Marzipan versehen wird.

Was die Printe vom Lebkuchen unterscheidet

Der wichtigste Unterschied zu den in der Adventszeit ebenfalls beliebten Lebkuchen liegt übrigens in den Zutaten. Anders als Lebkuchen enthalten Printen – zumindest in der „Basis-Ausführung“ – weder Honig noch Ei. Die genaue Zusammensetzung der charakteristischen Gewürzmischung ist bei Schmitz, wie unter Printenherstellern üblich, ein wohlgehütetes Familiengeheimnis, das von Meister zu Meister weitergegeben wird. Lediglich an zwei Orten existiert das Rezept: sicher verwahrt im Tresor und im Kopf des Chefs. Dieser ist für die Bestellung der Zutaten und die Anfertigung des Gewürzmixes verantwortlich; eine Prozedur, die stets fernab von neugierigen Augen stattfinden muss. Anschließend wird die Mischung dem Teig beigegeben und dieser über Nacht zum Aufgehen stehen gelassen. Am nächsten Tag werden die „Pillen“ genannten Teigportionen dann mit einer Maschine ausgerollt und in Form gebracht.

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Die Aachener Printenlegende

Um den Ursprung der Printen ranken sich auch einige Legenden. Die wohl bekannteste Sage spielt unmittelbar nach dem Stadtbrand von Aachen im Jahr 1656. Da die Stadt nach dem verheerenden Feuer große Not litt, suchten die Menschen nach Wegen, um den Wiederaufbau mitzufinanzieren.

Ein Bäckerlehrling hatte die Idee, dafür Printen zu backen und zu verkaufen. Das Rezept für das leckere Gebäck lag jedoch sicher verschlossen in der Gruft Kaiser Karls des Großen- dieser hatte Printen so gern gegessen, dass ihm das geheime Rezept mit ins Grab gegeben wurde. Es wusste jedoch niemand mehr genau, wo sich die letzte Ruhestätte des Kaisers befand. Daraufhin bot der Teufel dem Bäckerlehrling an, ihn zum Kaisergrab zu führen - doch nur im Austausch gegen den Schlüssel zur Domschatzkammer. Der Lehrling akzeptierte und stieg in das Grab hinunter. Der Kaiser war zwar über die Störung verärgert, gab das Rezept zum Wohle Aachens dann aber doch heraus. Die gebackenen Printen verkauften sich so gut, dass viel Geld in die Stadtkasse floss.

Der Teufel forderte daraufhin den versprochenen Schlüssel, doch der kluge Bäckerjunge bot ihm erst einmal ein Blech frischer Printen an. Der Teufel fraß sie mitsamt dem heißen Blech auf und bekam davon furchtbare Bauchschmerzen. Ohne den erhofften Schatz zog er sich wütend in die Hölle zurück. (crb)

Wissenswertes rund um die Printe

Die Bezeichnung „Printe“ leitet sich von dem niederländischen Wort „prent“ bzw. „print“ ab, das übersetzt so viel wie „Abbild“ oder auch „Druckplatte“ bedeutet. Der Name geht somit auf die traditionelle Herstellungsweise der Printen zurück, bei der mit Hilfe einer Presse Motive in den Teig eingedrückt wurden.

Printen eignen sich dank der darin enthaltenen Gewürze wie Zimt oder Anis auch gut dazu, Nachspeisen geschmacklich zu verfeinern. In kleine Stückchen geschnitten, können Printen zum Beispiel anstelle von Streuseln im Topping weihnachtlicher Cupcakes verwendet werden. Selbst mit Eiscreme ist das knackige Gebäck gut kombinierbar.

Die Aachener Printe ist ein Produkt mit geschützter geographischer Herkunftsangabe. Nur jene Printen, die tatsächlich in Aachen und seinen Nachbarorten hergestellt wurden, dürfen diesen Namen tragen.

Das Gourmet- und Lifestylemagazin Falstaff verrät, bei welchen Bäckern aus der Kaiserstadt es die leckersten und hochwertigsten Printen zu kaufen gibt:

1. Nobis

www.nobis-printen.de

2. Klein

www.printen.de

3. Bruns

www.bruns-printen.de

4. Kaussen am Ponttor

www.kaussen-am-ponttor.de

5. Drouven

www.drouven-printen.de

In der Weihnachtszeit werden auf diese Weise mindestens 200 Kilogramm Teig pro Tag verarbeitet. „Das Konditorhandwerk besteht nicht nur aus Dekoration und Ästhetik, sondern ist auch körperlich harte Arbeit“, sagt Simone Schmitz. „Das sollte nicht vergessen werden.“ Für einen appetitlichen Glanz werden die festlichen Gebäckstücke nach dem Backen noch mit einem aus Wasser und Kartoffelstärke bestehenden „Printenlack“ bestrichen.

Printen Schmitz

Zum Anbeißen sind die Printen aus der Traditionsbäckerei „Printen Schmitz“ in der Kölner Breite Straße. 

Und die Printen sind weit mehr als eine Knabberei für Zwischendurch: auch als Koch – und Backzutat eignen sie sich gut. Wer beispielsweise als Festtagsschmaus einen Sauerbraten zubereiten will, kann Kräuterprinten für die Soße verwenden und diese mit Rosinen zusätzlich verfeinern. Sogar als Beimischung in Leberwurst oder als Basis von Likören geben Printen einen besonderen Pfiff.

Knackig aus dem Kühlschrank oder weich aus dem Brotkasten

Übrigens: Wer seine Printen lieber etwas knackiger und fester mag, kann sie im Kühlschrank aufbewahren. Wer sie lieber weicher mag, sollte hingegen zu Kräuterprinten greifen und diese zusammen mit Brot oder anderem Gebäck aufbewahren. Die darin enthaltene Feuchtigkeit sorgt dafür, dass die Printe weich und locker bleibt.

Das rheinische Traditions-Festtagsgebäck ist also nicht nur zu Weihnachten ein echtes „Multitalent“: Ob als Last-Minute-Geschenk, Inspirationsquelle, Zutat oder einfach klassisch als leckerer Imbiss zum Nachmittagskaffee oder –tee.

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