Niederlage gegen UnionBeim 1. FC Köln spricht nicht mehr viel für Markus Gisdol

Lesezeit 4 Minuten
Gisdol_1

FC-Trainer Markus Gisdol nach der Niederlage gegen Union Berlin. Für Gisdol war es das 18. Spiel in Folge ohne Sieg.

Köln – Der nächste Niederschlag nach bewährtem Muster hat Spuren hinterlassen. Horst Heldt hatte nach der ernüchternden und frustrierenden 1:2-Heimpleite am Sonntagabend gegen den 1. FC Union Berlin schlecht geschlafen. „Die Eindrücke lassen sich nicht wegschieben, die nimmt man mit. Es ärgert mich, dass wir zum wiederholten Male unnötig verlieren“, sagte der Sportchef des 1. FC Köln am Tag nach dem achten sieglosen Spiel in dieser Saison und dem 18. hintereinander.

Der eingestellte clubinterne Negativrekord warf reflexartig die Frage nach der Zukunft der Verantwortlichen auf: „Es bleibt bei der Rückendeckung für Markus Gisdol“, schenkte Heldt dem glücklosen Trainer sein Vertrauen. Ein paar Augenblicke später gab es aber auch erste Zwischentöne in den Aussagen des Sportchefs: „In allem ist es wichtig, dass zu machen, wovon man überzeugt ist und so lange man davon überzeugt ist. Solange wir überzeugt sind, werden wir daran festhalten und wir sind überzeugt.“

Also eine Frage von geeigneten Lösungen und so am Ende auch der Zeit. Denn jedes weitere Spiel ohne Sieg kann ein paar Prozentpunkte an Überzeugung kosten. So eine Niederlage wie gegen die ersatzgeschwächten Berliner sogar ein paar Prozentpunkte mehr. 

Der erkennbare Plan fehlt

Weil sich die Muster im Auftreten der Kölner so verfestigt haben, spricht aktuell nicht mehr viel für die Arbeit von Markus Gisdol. Es gab erneut keinen erkennbaren Plan für das Spiel mit Ball. Der FC strahlte nur bei Standards Gefahr aus. Alles andere blieb bis auf den Abschluss von Ismail Jakobs in der ersten Hälfte im Ansatz hängen. Dazu kommt die brutale Verlässlichkeit, mit der die Geißböcke in der Defensive durch krasse individuelle Fehler einem biederen Gegner die Tore auf dem Silbertablett servieren.

Gisdol Fischer

Markus Gisdol im Gespräch mit Union-Coach Urs Fischer

Beim 0:1 von Taiwo Awoniyi patzten Jorge Meré, Marius Wolf und Rafael Czichos (27.). Das 1:2 durch Max Kruses erstes Bundesligator gegen den FC im elften Anlauf ermöglichten Czichos, Noah Katterbach und Salih Özcan als Glieder einer furchtbaren Fehlerkette (72.). 

Es sagt viel über die mentale Verfassung der Kölner aus, dass Kruse nach seinem von Timo Horn stark gehaltenen Strafstoß ungehindert den Nachschuss verwandeln konnte. Nur FC-Torschütze Ellyes Skhiri war entschlossen genug zu versuchen, das Unheil zu verhindern. Der Tunesier war ohnehin an diesem tristen Abend im Rheinenergiestadion der Spieler, an dem sich alle anderen Kölner ein Beispiel nehmen konnten.

Horst Heldt kündigt Konsequenzen an

Horst Heldt kündigte auch deshalb Konsequenzen an: „Wir müssen die Spieler finden, die bereit sind, konsequenter zu handeln. Die krassen individuellen Fehler kommen aber nicht immer von denselben Spielern, das wäre einfacher zu händeln. Deswegen müssen wir intensiver filtern, wer in der schwierigen Situation in der Lage ist, mit dem Druck umzugehen und konstante Leistungen zu bringen.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Aktuell fällt es schwer zu glauben, dass es genügend solcher Spieler im Geißbock-Trikot gibt. Kapitän Jonas Hector war vor dem Spiel zur Unterstützung zwar mit in der Kabine, auf dem Platz aber fehlt er weiter. Ein geborener Führungsspieler wie Sebastiaan Bournauw steckt zudem so sehr im mentalen Tief, dass er gegen Union überraschend Jorge Meré den Vortritt lassen musste.

Der zum Verantwortungsträger in der Abwehr ernannte Rafael Czichos entpuppt sich regelmäßig als Fehlerteufel. Und Ondrej Duda spielt viel zu defensiv, als dass er seine fußballerischen Qualitäten zur Geltung bringen kann. Gegen die Eisernen musste der Slowake das Feld nach 65 Minuten sogar verlassen, weil er vor einer Gelb-Roten Karte stand. Niemand da also, an dem die anderen sich verlässlich hochziehen und aufbauen können.

„Wir hatten zu wenig Feuer, waren zu brav. Mir hat gefehlt, dass wir uns gerade bei der Stille im leeren Stadion auf dem Platz gegenseitig pushen“, beklagte Markus Gisdol. Der Trainer hätte vor allem in der zweiten Hälfte aber auch mit gutem Beispiel vorangehen können. „Wir müssen die Probleme gemeinsam lösen, da ist der Trainer genauso in der Verantwortung wie die Spieler.

Ich habe jedenfalls noch keine Ansprache gehört, in der der Trainer darauf hingewiesen hat, grobe, fahrlässige Fehler zu machen“, nahm Horst Heldt Gisdol in Schutz. Wie lange der Sportchef dies noch kann, hängt von seiner Überzeugung ab. Die Gegner des FC bis Weihachten heißen Dortmund, Wolfsburg, Mainz, Leverkusen und Leipzig. Nicht die besten Aussichten auf Besserung.   

Rundschau abonnieren