1:1 beim FC AugsburgDas FC-Eichhörnchen läuft weiter frei herum

Lesezeit 5 Minuten
Jan Thielmann verhindert mit dieser Grätsche den Treffer zum 2:1 für den FC Augsburg. FC-Keeper Marvin Schwäbe war bereits geschlagen.

Jan Thielmann verhindert mit dieser Grätsche den Treffer zum 2:1 für den FC Augsburg. FC-Keeper Marvin Schwäbe war bereits geschlagen.

Der 1. FC Köln hat wieder nicht gewonnen, aber erneut auswärts nicht verloren. Das 1:1 in Augsburg musste sich der Bundesligist schwer erkämpfen.

Timo Schultz wollte das Eichhörnchen-Prinzip nach der Länderspielpause eigentlich zu den Akten legen, doch das süße Nagetier läuft weiter frei herum. Der 1. FC Köln verpasste am Ostersonntag beim formstarken FC Augsburg zwar den angestrebten Dreier, erkämpfte sich aber mit dem 1:1 (1:1) den nächsten Punkt auf fremden Plätzen. Die Geißböcke bleiben damit unter ihrem neuen Coach Schultz auch im fünften Auswärtsspiel ungeschlagen, liegen nach dem fünften Remis in der Ferne hintereinander sieben Spieltage vor Saisonende aber weiter einen Punkt hinter dem 1. FSV Mainz 05 und damit auf Abstiegsplatz 17.

„Ich habe heute offenes Visier von meiner Mannschaft erwartet. Wir sind voll auf drei Punkte gegangen und es gab auch vielversprechende Ansätze in der Offensive. Ein Dreier wäre drin gewesen -ob verdient oder nicht, ist mir dann am Ende auch egal. Wir wollten eigentlich nicht mehr Unentschieden spielen, aber ich nehme den Punkt mit“, sagte der FC-Trainer nach dem Spiel.

Wir wollten eigentlich nicht mehr Unentschieden spielen, aber ich nehme den Punkt mit.
Timo Schultz, Trainer 1. FC Köln

Schultz hatte seinen Worten aus der Länderspielpause Taten folgen lassen und stellte deutlich offensiver auf als zuletzt. Vor allem, um der Mannschaft ein anderes Mindset mit ins Spiel zu geben. Der FC-Trainer beorderte den etatmäßigen Stürmer Jan Thielmann auf die Rechtsverteidiger-Position und ließ mit Sargis Adamyan und Davie Selke seine bevorzugte Doppelspitze von der Kette.

Die Doppelsechs war mit Dejan Ljubicic und Denis Huseinbasic spielstark besetzt. Der eher defensiv und kämpferische orientierte Eric Martel musste dafür erstmals in dieser Saison zu Spielbeginn auf der Bank Platz nehmen. Timo Hübers kehrte nach seiner Gelbsperre indes für Luca Kilian (Kreuzbandverletzung) in die Anfangsformation zurück.

Die vierte Änderung in Schultz Startelf im Vergleich zum 1:5 gegen Leipzig betraf die Linksverteidiger-Position.  Für Youngster Max Finkgräfe reichte es nach seinen Rückenproblemen nur für einen Kaderplatz. Leart Pacarada, unter Schultz beim FC St. Pauli Kapitän, ersetzte den 19-Jährige. Im Kader stand erstmals seit Januar mit Luca Waldschmidt eine weitere Option für die Offensive.

Selkes sechster Saisontreffer zum 1:1

Von Kölner Offensivgeist war allerdings außer Ansätzen zunächst wenig zu sehen. Der FC offenbarte vielmehr große Probleme den Ball gegen das Augsburger Pressing aus der eigenen Hälfte zu bekommen. Das Schultz-Team agierte ohne Schärfe und Sicherheit im Passspiel, zu zaghaft in den Zweikämpfen. Auch das Tempo und die Körpersprache fehlten angesichts der Bedeutung dieses Spiels im Abstiegskampf.

Augsburg musste auch ohne seinen gelbgesperrten Topscorer und Kapitän Ermedin Demirovic (23 Torbeteiligungen) nicht viel machen, um in Führung zu gehen. Bei einem Einwurf von Kevin Mbabu schlief die komplette Kölner Hintermannschaft. Philipp Tietz und Ruben Vargas durften den Ball im Strafraum in aller Ruhe annehmen und auch weiterspielen. So kam Arne Maier aus 13 Metern mit links frei zum Abschluss und traf akkurat zum 1:0 ins untere rechte Toreck (18.).

Jeff Chabot 1. FC Koeln, 24, Arne Maier FC Augsburg 10 im Kopfballduell

Jeff Chabot in einem seiner vielen Kopfballduelle

Die Geißböcke waren angezählt und benötigten dringend ein „Hallo wach“, um in dieser Partie Fuß zu fassen. Das kam, weil Augsburg trotz der Führung weiter hoch und riskant mit fünf Spielern presste. Als der FC sich einmal befreien konnte, spielte Florian Kainz von links einen direkten Pass volley in die entblößte Hälfte der Hausherren. Sargis Adamyan sprintete mit dem Ball bis in den Augsburger Strafraum und bediente im perfekten Moment den mitgelaufenen Davie Selke. Der FC-Torjäger musste für das 1:1 und seinen sechsten Saisontreffer nur noch den Fuß hinhalten (33.). Eine Szene, die bewies, was an diesem Ostersonntag mit etwas Mut möglich war.

Adamyan und Thielmann verpassen Kölner Führung

Obwohl der FC nach dem Ausgleich besser ins Spiel kam, war das 1:1 zur Pause glücklich. Marvin Schwäbe musste nämlich zweimal seine höchsten Künste gegen Kristijan Jakic auspacken. Erst entschärfte der Kölner Keeper einen Kopfball des Kroaten nach einer Maier-Ecke (35.), dann war er bei einem Fernschuss zur Stelle, als Jakic einen haarsträubenden Huseinbasic-Fehlpass vor dem eigenen Strafraum abgefangen hatte (45.+3).

Schultz brachte zur zweiten Hälfte Finkgräfe für den in vielen Szenen überforderten Pacarada. Das Spiel machte aber weiter der FCA und der Druck nahm zu. Timo Hübers musste in höchster Not eine Hereingabe von Mbabu klären (51.), dann war Jeff Chabot zweimal zur Stelle (58./59.). Außer einer sich gefährlich zum langen Pfosten drehenden Kainz-Linksflanke gab es zunächst keine Entlastung für die Geißböcke.

Nach gut einer Stunde läutete ein Adamyan-Fernschuss (63.) die beste Kölner Phase ein. Der Armenier verpasste kurz darauf erneut das 2:1, als Felix Uduokai seinen Schuss nach feiner Vorarbeit von Huseinbasic noch über das Tor abfälschte (64.). Nach der anschließenden Ecke rauschte ein 18-Meterschuss von Jan Thielmann nur knapp am Augsburger Tor vorbei (65.).

Jetzt haben wir noch sieben Endspiele, die wir alle gewinnen wollen.
Christian Keller, Geschäftsführer Sport 1. FC Köln

Timo Schultz reagierte, brachte Linton Maina, Eric Martel und später noch Damien Downs. Die bayrischen Schwaben waren dem zweiten Treffer aber viel näher, weil die Kölner auf beiden Flügeln zu viele Räume ließen und im Aufbau die Bälle viel zu schnell verloren. Hätte Jan Thielmann den Hackenschuss von Dion Beljo nicht mit letztem Einsatz von der Linie gekratzt (70.), Hübers und Chabot alles weg verteidigt und Schwäbe gegen Vargas gerettet (87.), wären die Kölner als verdienter Verlierer vom Platz gegangen. So aber hatten sie durch den eingewechselten Luca Waldschmidt sogar noch die Chance auf den so dringend benötigten Sieg (90.+2).

„Wir hatten in der zweiten Halbzeit zu wenig Ballkontrolle. Jetzt haben wir noch sieben Endspiele, die wir alle gewinnen wollen. Uns helfen nur Siege. Aber wir nehmen am Ende natürlich auch lieber einen Punkt mit als zu verlieren. Ich habe heute auf jeden Fall eine Mannschaft gesehen, die das eigene Tor wieder mit dem Leben verteidigt hat“, sagte FC-Geschäftsführer Christian Keller nach dem Auftakt des Saison-Endspurts. In diesem wartet der VfL Bochum kommenden Samstag in Müngersdorf als nächster Gegner.


Statistik zum Spiel:

FC Augsburg:  Dahmen; Mbabu, Gouweleeuw, Udohokai, Iago (46. Pedersen); Jakic; Rexhbecaj (57. Beljo), Maier; Jensen (79. Engels), Vargas (88. Pep Piel); Tietz (88. Michel). – 1. FC Köln: Schwäbe; Thielmann, Hübers, Chabot, Pacarada (46. Finkgräfe); Ljubicic, Huseinbasic; Alidou (66. Maina), Kainz (66. Martel); Adamyan (73. Downs), Selke (82. Waldschmidt). – SR.: Storks (Velen). – Zuschauer: 30.660 (ausverkauft). – Tore: 1:0 Maier (18.), 1:1 Selke (33.). – Gelbe Karten: Alidou, Ljubicic, Maina.