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1. FC Köln„Das erste Tor kann ein Türöffner sein“

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Befreiender Jubel: Ragnar Ache nach seinem ersten Tor für den 1. FC Köln im Pokalspiel gegen Bayern München.

Befreiender Jubel: Ragnar Ache nach seinem ersten Tor für den 1. FC Köln im Pokalspiel gegen Bayern München. 

Der 1. FC Köln kann sich mit einem Sieg am Sonntag gegen den HSV auf sechs Punkte vom Mit-Aufsteiger absetzen.

Ein Blick auf die Tabelle der Fußball-Bundesliga nach dem achten Spieltag der Saison 2025/26 legt die Vermutung nahe, dass am kommenden Wochenende in Runde neun ein paar Weichen gestellt werden könnten. Zum Beispiel für den 1. FC Köln, der sich vor dem Aufsteigerduell am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) mit dem Hamburger SV mit elf Punkten eine gute Ausgangsposition erarbeitet hat. Die gute Gelegenheit ist nicht von der Hand zu weisen: Gewinnt der FC, hat er den HSV erst einmal auf sechs Punkte distanziert und im besten Fall zehn Zähler Vorsprung auf Relegationsplatz 16.

Lukas Kwasniok definiert die Bedeutung des vierten Heimspiels der Saison anders und hat dabei sowohl die Tabellensituation als auch den Zeitpunkt des neunten Spieltags mit eingerechnet: „Eine Weichenstellung wird es nicht geben, auch nicht, wenn wir gewinnen sollten und sechs Punkte vor dem HSV liegen. Die ersten sechs, sieben Mannschaften werden sich weiter absetzen. Die Bayern in einer eigenen Welt und dann fünf, sechs Teams dahinter. Der Rest muss punkten, punkten, punkten und wird dabei Phasen haben, in denen Teams mal zwei, drei Spiele gut punkten und dann wieder nicht“, beschrieb der Kölner Trainer am Freitag nach dem Training am Geißbockheim einen Abstiegskampf, der zwei Drittel der Liga umfasst: „Es geht darum, am Ende genügend Punkte zu haben“, sagte Kwasniok.

Bremen als mahnendes Beispiel

Als mahnendes Beispiel führte er Werder Bremen an, das in der Saison 2020/21 nach 24 Spieltagen 30 Punkte auf dem Konto hatte und damit zwölf mehr als Mainz auf Platz 17. Am Ende der Saison stand Werder bei 31 Zählern und musste direkt absteigen. Nutznießer war unter anderen der FC, der sich durch ein 1:0 am letzten Spieltag gegen Schalke in die Relegation rettete und dort gegen Holstein Kiel bestand.

Also keine Weiche, die am Sonntag gestellt wird. Aber eine Gelegenheit, die Kwasniok so umschrieb: „De facto ist es so, dass es immer ein Vorteil ist, wenn zwei, drei Mannschaften nicht ganz so gut punkten. Dann besteht die Möglichkeit, den Abstand recht schnell, recht groß zu machen.“ Aktuell darf man seine Aussage auf den Erzrivalen Mönchengladbach, den FC Heidenheim und den 1. FSV Mainz 05 beziehen.

Der FC-Coach hat vor dem beim acht Punkten stehenden Mitaufsteiger von der Alster größten Respekt und versteht nicht, warum die Hamburger früh in der Saison als Abstiegskandidat Nummer eins tituliert wurden. „Im Umfeld des HSV ist die Tendenz vorhanden, die Entscheidungen der Verantwortlichen eher negativ zu bewerten. Sie haben Top-Transfers getätigt, aber eben erst am Ende der Transferphase. Das hat für eine gewisse Unruhe gesorgt. Dann spielst du noch gegen die Bayern, bekommst eine Reise und auf einmal wird alles infrage gestellt“, erklärte Kwasniok.

Tatsache ist, dass Hamburg nach dem 0:5 am dritten Spieltag in München sieben Punkte eingefahren hat. Köln hat im gleichen Zeitraum vier Zähler gesammelt. Es hat vielleicht ein Weilchen gedauert, aber die Neuzugänge Fabio Viera, Albert Sambi Lonkonga (beide FC Arsenal) und Luka Vuskovic (Tottenham) haben das Niveau im Team des jungen Trainers Merlin Polzin deutlich angehoben. „Das sind Jungs aus der Premier League, die können normalerweise schon was“, erwähnte Lukas Kwasniok und beschrieb die Auswirkungen: „Die Mannschaft kann Merlins Ansatz, fußballerisch gute Akzente zu setzen, bereits umsetzen. Sie sind uns darin sogar einen Stepp voraus. Es wird ein absolutes Pari-Spiel werden.“

Der FC-Trainer bescheinigt aber auch seinem Team eine gute Entwicklung, für die neben Kristoffer Lund Ragnar Ache aktuell das passendste Beispiel abgibt. Der im Sommer aus Kaiserslautern gekommene Mittelstürmer erzielte gegen die Bayern nicht nur sein erstes Tor im FC-Trikot, er spielte auch zum ersten Mal durch.   „Er wird an seiner Herangehensweise nichts ändern und weiterhin zusätzlich arbeiten, damit er dieses Niveau aufrechterhalten kann. Er ist immer positiv geblieben und natürlich hoffen wir, dass sein erstes Tor ein Türöffner für ihn sein kann und das Netz jetzt auch in der Bundesliga zappelt“, sagte Kwasniok.

Der Trainer wies trotz der terminlich mit Spielen am Samstag, Mittwoch und Sonntag „guten Englischen Woche“ daraufhin, dass bei Ache das Thema „körperliche Gesamtkonstitution“ weiterhin stark zu berücksichtigen sei: „Die Wahrscheinlichkeit, dass er am Sonntag beginnt, ist relativ hoch, um dann zu schauen, wie lange er durchhält“, erklärte Kwasniok.

Es ist alles genau so gelaufen, wie wir uns das gewünscht haben.
Lukas Kwasniok, Trainer 1. FC Köln

Der Coach selbst soll im Winter ein Thema beim HSV gewesen sein und wurde am Freitag mit diesem Gerücht konfrontiert. „Der HSV und Köln sind aufgestiegen, wir haben es mit Paderborn nicht geschafft. Wenn die Dinge anders gelaufen wären, wäre ich jetzt vielleicht nicht hier und auch nicht ganz so glücklich. Es ist alles genau so gelaufen, wie wir uns das gewünscht haben.“


Voraussichtliche Aufstellungen:

1. FC Köln: Schwäbe; Schmied, Martel, Özkacar; Sebulonsen, Krauß, Johannesson, Lund; Bülter, Kaminski; Ache. — Hamburger SV: Heuer Fernandez; Capaldo, Vuskovic, Elfadli; Gocholeisvili, Lokonga, Viera, Muheim; Philippe, Königsdörffer, Dompé. — SR.: Schlager (Gernsbach).