FC-Stürmer Davie SelkeAuf der Suche nach dem Rhythmus

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Davie Selke sieht in die Ferne

Noch torlos: Mittelstürmer Davie Selke, Winter-Zugang des 1. FC Köln.

Davie Selke kam im Winter ans Geißbockheim, um dem 1. FC Köln sowie sich selbst wieder auf die Sprünge zu verhelfen. Doch noch ist der von gesundheitlichen Rückschlägen heimgesuchte Mittelstürmer nicht die erhoffte Verstärkung.

Ein schwarzes Pflaster zierte auch am Mittwoch noch die linke Augenbraue von Davie Selke. Es war ein Anblick mit Symbolcharakter. Zweieinhalb Monate nach seiner Flucht zum Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln ist der Winter-Zugang nach wie vor vom Verletzungspech verfolgt. Auch die 0:2-Heimniederlage am vergangenen Freitag gegen den VfL Bochum hatte Selke körperlich nicht unbeschadet überstanden.

„Ich bin Christ, deswegen sage ich nicht ‚verhext‘“, antwortete der Mittelstürmer auf die Frage, ob alles „wie verhext“ scheine. „Aber das ist schon eine Phase, über die ich manchmal schmunzeln muss. Ich habe mir hier sehr viel vorgenommen und werde von allen möglichen Sachen ausgebremst, das ist wirklich Wahnsinn“, reagierte Selke mit einer Mischung aus Galgenhumor und Ungläubigkeit, die ihn in seinen Erinnerungen kramen ließ. „Das habe ich in fünfeinhalb Jahren bei Hertha so auch noch nicht erlebt. Jetzt habe ich wirklich einmal alles durch: Krankheit, Knie, Knöchel, jetzt ein Cut – aber ich lasse mich davon nicht aus der Ruhe bringen.“

Keine Torbeteiligung in 293 Minuten

Zumal Ruhe genau das ist, was die Geißböcke derzeit gut gebrauchen können, um sich aus der Krise zu befreien. Sechs von sieben Rückrundenspielen ohne eigenes Tor stellen ein gravierendes Offensivproblem dar, das den 1. FC Köln zehn Spieltage vor Saisonende zurück in den Abstiegskampf gezogen hat.

Ich will arbeiten, hier treffen. Daran messe ich mich auch, da will ich nicht drumherum reden.
Davie Selke, FC-Stürmer

Dabei war Davie Selke im Winter nach schwierigen Jahren in der Hauptstadt nach Köln gewechselt, um sich selbst und damit auch der Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart wieder auf die Sprünge zu verhelfen. In der Kölner Kabine, so heißt es, kommt Selke mit seiner Art gut an. Auf dem Feld passen die Abläufe dagegen noch nicht so recht. „Ich will arbeiten, hier treffen. Daran messe ich mich auch, da will ich nicht drumherum reden“, formuliert Selke seinen eigenen Anspruch in ebenso unmissverständlicher wie erfrischender Deutlichkeit.

Gerecht geworden ist er ihm bislang nicht. Auch, weil er immer wieder gestoppt wurde. Nach 293 Einsatz-Minuten wartet die einstige deutsche Sturm-Hoffnung noch auf ihre erste Torbeteiligung in Diensten des 1. FC Köln. Gegen Bochum konnte sich der 28-Jährige bei seiner dritten Startelf-Berufung dem Ende der Durststrecke zumindest annähern. Ein ums andere Mal wurde der engagierte, letztlich aber glücklos agierende Selke von seinen Mitspielern im Strafraum gesucht.

Doch entweder waren die Hereingaben nicht präzise genug serviert – oder Selke holte aus seinen Kopfball-Abschlüssen zu wenig heraus. „Ich komme nicht aus dem Lauf, sondern stehe. Dann ist es schwierig, Druck hinter den Ball zu bekommen. Es ist mein Anspruch, aus so einer Szene mehr herauszuholen“, beschrieb Selke seine vergleichsweise beste Chance aus der 29. Minute, die der Bochumer Keeper Manuel Riemann recht mühelos parierte.

Wichtig für mich ist, dass ich gesund bleibe und in meinen Rhythmus komme.
Davie Selke, FC-Stürmer

Einmal mehr hatten die Kölner viel investiert, doch einmal mehr mangelte es an Durchschlagskraft. „Wir haben wieder viel Aufwand betrieben und viel daran gesetzt, die Bälle in den Strafraum zu kriegen. Man muss aber sagen, dass das Quäntchen Glück gerade nicht auf unserer Seite liegt“, haderte Davie Selke, um selbstkritisch anzufügen: „Da nehme ich uns vorne auch in die Pflicht – dass wir es uns erarbeiten, dass die Bälle wieder vor unsere Füße fallen – und nicht vor die des Gegners.“

Selke sieht Licht am Ende des Tunnels

So schmerzhaft der Rückschlag gegen den Abstiegskonkurrenten Bochum auch war: Davie Selke sieht zumindest wieder Licht am Ende des Kölner Torlos-Tunnels leuchten. „Wir hatten 10:1-Ecken. Daran merkt man, wie dominant wir waren, auch wenn nicht die klaren Chancen dabei waren“, erklärte der FC-Stürmer und forderte: „Es bringt jetzt nichts, Floskeln herauszuhauen. Wir müssen uns das Glück erarbeiten.“

Für ihn selbst geht es darum, einen Ausweg aus den körperlichen Rückschlägen zu finden: „Wichtig für mich ist, dass ich gesund bleibe und in meinen Rhythmus komme.“ Dann wird sich zeigen, ob Davie Selke sich noch zur erhofften Verstärkung entwickelt. Oder ob sich die Reihe unglücklicher Kölner Sturm-Transfers fortsetzt.

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