Der 1. FC Köln hat in der sechsten Minute der Nachspielzeit mit 0:1 bei Borussia Dortmund verloren und dazu Abwehrchef Timo Hübers mit einer schweren Knieverletzung.
1. FC KölnDrama um Timo Hübers und eine bittere Niederlage

Drama um Timo Hübers: Der FC-Innenverteidiger hat sich schwer am Knie verletzt und fällt lange aus.
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Schlimmer hätte es kaum kommen können. Der 1. FC Köln musste sich im Topspiel der Fußball-Bundesliga nach einer leidenschaftlichen Leistung nicht nur in der sechsten Minute der Nachspielzeit durch ein Tor von Maximilian Beier mit 0:1 (0:0) bei Borussia Dortmund geschlagen geben, er verlor auch Timo Hübers. Der Abwehrchef verletzte sich schwer am Knie und wird monatelang ausfallen.
„Es gibt Tage im Leben, die würde man gerne streichen. Dieser gehört dazu. Wir konnten uns trotz einer leidenschaftlichen Leistung nicht belohnen. Und dann kommt die schwere Verletzung von Timo dazu“, kommentierte FC-Coach Lukas Kwasniok den bitteren Samstagabend und fügte kämpferisch an: „Zu unserem Job gehört es, hinzufallen und dann wieder aufzustehen. Ich möchte mich bei der Mannschaft für ihre Einsatzbereitschaft bedanken. Für unsere Aufopferung standen heute mit Timo Hübers und Eric Martel zwei Namen.“
Cenk Özkacar feiert Startelfdebüt
Kwasniok hatte mit Blick auf das nächste Heimspiel gegen den Hamburger SV die Dreierkette umgestellt. Der von einer Gelbsperre gefährdete Joel Schmied blieb draußen. Der FC-Coach zog dafür Eric Martel von der Sechs ins Abwehrzentrum zurück, auch um einen Bodyguard für BVB-Torjäger Serhou Guirassy zu haben. Cenk Özkacar kam links in der Kette zu seinem Bundesliga-Debüt. „Wir erwarten Tempo in den Halbräumen. Cenk ist etwas schneller als Dominique Heintz und deshalb spielt er“, erklärte Kwasniok.
Denis Huseinbasic rückte neu in die Startelf und nahm nach einer starken Trainingswoche die Sechser-Position von Martel ein. Die offensive Dreierreihe bestand wie erwartet aus Jakub Kaminski, Marius Bülter und Shootingstar Said El Mala. „Diese Kombo kann einem wehtun. Wir erwarten viel Druck von Dortmund und brauchen ein gutes Umschaltspiel. Und Bülter gibt uns Größe. Mal sehen, ob es aufgeht“, verriet Kwasniok vor dem Spiel bei Sky seine Pläne.
Said El Mala hat zweimal das 1:0 auf dem Fuß
Der Plan des FC war sofort zu erkennen. El Mala brachte in den ersten sechs Minuten über links zwei Umschalter zum Abschluss und holte zwei Eckbälle heraus. Gregor Kobel parierte einen Linkschuss des 19-Jährigen (3.), dann stoppte Waldemar Anton El Mala. Den Dortmundern war es beide Male, wie von Trainer Nico Kovac vor dem Spiel gefordert, gelungen, den Kölner Dribbelkünstler auf seinem etwas schwächeren, linken Fuß zu halten.
Der BVB generierte in Hälfte eins viel Ballbesitz (67 Prozent) und schnürte den FC zeitweise ein. Die Geißböcke verteidigten aber aufmerksam und im Verbund. Der FC hielt auch seine linke Seite zusammen, wo Özkacar und Kristoffer Lund gegen Karim Adeyemi und Julian Ryserson mächtig zu tun hatten. Ein zu hoch angesetzter Schuss von Pascal Groß aus 20 Metern war zunächst das Einzige, was die Kölner zuließen (22.).
Zu diesem Zeitpunkt hätte die Kwasniok-Elf vorne liegen müssen. Lund und Özkacar hatten einen BVB-Vorstoß gestoppt und Bülter anschließend schnell auf El Mala umgeschaltet. Der Linksaußen lief allein auf Kobel zu und dachte wohl einen Moment zu lang über seine Optionen nach. Als Rami Bensebaini herangerauscht kam, setzte El Mala den Ball knapp neben den rechten Pfosten (19.).

Said El Mala (.) vergibt das 1:0 für den 1. FC Köln.
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Der FC-Jungstar hielt die Dortmunder Defensive bei strömenden Regen vor 81.365 Zuchauer im stimmungsvollen Signal Iduna Park weiter in Atem und lauerte auf Ballverluste. Erst verzog er etwas überhastet aus 14 Metern zentral (35.), dann bremste Bensebaini ihn nach einer Balleroberung gegen Anton im letzten Moment mit letztem Einsatz (44.).
Defensiv blieben die zweikampfstarken Geißböcke bis auf zwei Szenen stabil. Als Adeyemi Özkacar zum ersten Mal richtig das Nachsehen gab, zeigte der bei hohen Bällen unsichere FC-Keeper Marvin Schwäbe seine Stärken im Eins-gegen-Eins und wehrte aus sechs Metern großartig ab (34.). Bei einem 20-Meter-Schuss von Felix Nmecha hätte die Kölner Nummer eins nichts ausrichten können, der Ball flog knapp rechts vorbei (37.). Das 0:0 zur Pause ging trotz 10:5-Torschüssen für Dortmund in Ordnung, die besseren Chancen hatte der FC. „Wir hatten zwei, drei gute Umschalter. Wenn wir beim BVB etwas mitnehmen wollen, müssen wir solche Chancen verwerten“, sagte Lukas Kwasniok.
Das mit den Chancen änderte sich in Hälfte zwei. Kwasniok brachte Tom Krauß für Marius Bülter, um die linke Seite zu stabilisieren und den defensiv immer wieder aushelfen müssenden Kaminski für die Offensive freizumachen. „Nach hinten hat es funktioniert, nach vorne nicht.“ Der FC-Coach musste mitansehen, wie Marvin Schwäbe zum zweiten Mal die Null festhielt. Nmecha hatte die FC-Abwehr mit einem Chip-Ball ausgehebelt und Guirassy aus fünf Metern freie Schussbahn. Schwäbe machte sich breit und wehrte mit dem Oberarm ab - eine Weltklasse-Parade (53.). Cenk Özkacar musste nach dieser Szene raus. „Ganzkörperkrampf“, erklärte Lukas Kwasniok die nicht eingeplante Auswechslung des türkischen Nationalspielers.
Kwasniok wechselt dreifach, dann verletzt sich Hübers schwer
Der Kölner Torwart war weiter gefordert. Nachdem Eric Martel gegen Nmecha per Kopf für Schwäbe klärte (60.), lenkte der FC-Kapitän einen weiteren Versuch von Nmecha aus 15 Metern stark mit einer Hand über die Latte (62.). Der Dortmunder Druck nahm minütlich zu. Auch, weil die Kölner nach dem Ausscheiden von Bülter nur mit El Mala und Kaminski vorne nicht mehr richtig entlasten konnte. Der FC-Coach reagierte mit einem Dreifach-Wechsel und brachte Linton Maina, Ragnar Ache und Joel Schmied. Es änderte sich wenig. Schwäbe war bei einem Ryerson-Freistoß erneut auf dem Posten (77.).
Dann kam der Horrormoment mit Timo Hübers, der sich nach einem gewonnenen Zweikampf gegen Guirassy schwer verletzte (82.). Der Innenverteidiger verdrehte sich das Knie und alle, die die Szenen mit eigenen Augen hatten ansehen müssen, wussten, dass es schlimmer kaum hätte kommen können. „Es geht ihm sehr schlecht. Ich war gerade in der Kabine bei ihm und er ist immer noch aufgewühlt und weint, weil er starke Schmerzen hat. Er weiß, dass es mit dem Knie nicht gut aussieht. Auch, wenn wir noch keine genaue Diagnose haben, wissen wir, dass Timo mit einer sehr schweren Knieverletzung Monate ausfallen wird“, sagte Lukas Kwasniok betroffen.
Der 44-Jährige hatte zu diesem Zeitpunkt schon fünf Mal gewechselt. Der FC musste die Schlussphase also mit Zehn gegen Elf bestreiten – und hielt weiter tapfer dagegen. Schwäbe entschärfte einen Flachschuss des eingewechselten Julian Brandt (90.), bevor die siebenminütige Nachspielzeit anbrach. Der FC warf, angeführt von „Block-Weltmeister“ Eric Martel alles rein und alles sah nach einem schwer erkämpften 0:0 aus.
Das Leben ist schön, von fair war nie die Rede.
Dann aber flog die 17. und letzte BVB-Ecke in den Kölner Strafraum und kam auf Umwegen zu Fabio Silva. Der Portugiese schlug ein Luftloch und der Ball landete vor den Füßen von Maximilian Beier. Der Nationalspieler zog mit dem 27. Dortmunder Torschuss aus zwölf Metern ab und hatte das Glück gepachtet. Sebulonsen fälschte so ab, dass der Ball knapp an Schmied vorbei Martel durch die Beine flog und dann zum 1:0-Sieg ins Netz rauschte (90.+6). „Ein absolutes Scheiß-Tor. Was soll ich dazu sagen. Drei Mann sind vor mir, der Ball war nicht zu sehen. Extrem bitter“, kommentierte der überragende Marvin Schwäbe die Szene.
Und Lukas Kwasniok musste mit diesem Samstagabend hadern, mit der schweren Verletzung von Timo Hübers und der schmerzhaften Niederlage: „Es war eine Doppel-Null. Wir verlieren einen wichtigen Spieler und das Spiel. Das Leben ist schön, von fair war nie die Rede. Nur weil du dich aufopferst, heißt es noch nicht, dass du auch belohnt wirst. Heute war einer dieser Tage.“
Statistik:
Borussia Dortmund: Kobel; Anton, N. Schlotterbeck, Bensebaini; Ryerson, Groß (68. Sabitzer), F. Nmecha (85. Bellingham), Svensson (85. Brandt); Adeyemi (79. Silva), Chukwuemeka (68. Beier) – Guirassy.
1. FC Köln: Schwäbe; Hübers, Martel, Özkacar (55. Heintz); Sebulonsen, Johannesson (73. Ache), Huseinbasic (73. Schmied), Lund; J. Kaminski, S. El Mala (73. Maina); Bülter (46. Krauß). – SR.: Brand (Gerolzhofen). – Zuschauer: 81.365. – Tor: 1:0 Beier (90.+6). – Gelbe Karten: Beier; Johannesson, Sebulonsen.
