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1. FC Köln empfängt SchlusslichtStruber fordert Wiedergutmachung - Racioppi nur noch Nummer drei

Lesezeit 4 Minuten

Will wieder ein anderes Gesicht von seiner Mannschaft sehen: FC-Trainer Gerhard Struber.

Der 1. FC Köln steht im Kampf um den Aufstieg gegen den designierten Absteiger Jahn Regensburg in der Siegpflicht. Bei einem Winterzugang deutet sich derweil ein schneller Abgang an.

Die Stimmung auf dem Podium war spürbar angespannt. Gerhard Struber schaute mit ernster Miene in den Saal, als er am Tag vor dem so bedeutsamen Heimspiel am Samstagabend (20.30 Uhr/Sky, Sport1) gegen den designierten Absteiger Jahn Regensburg über die Lage beim 1. FC Köln berichtete. Die Szenerie mutete etwas kurios an, weil die Ausstrahlung des Österreichers nicht so recht zu seinem eigentlichen Vorhaben passte. Struber wollte Vorfreude vermitteln, wirkte aber eher krampfhaft bemüht, als er sagte: „Es ist nicht Last, es ist Lust. Es geht darum, wieder Spaß für das Spiel zu entwickeln und nicht ins Zweifeln zu kommen. Wir können gemeinsam zeigen, was in uns steckt. Dafür gilt es, Lust aufzubauen, Spaß reinzulassen und mit voller Ernsthaftigkeit, aber auch einer gewissen Lockerheit in das Spiel zu gehen und es intensiv zu leben. Das erwarte ich von meinen Jungs.“

Bei der 0:1-Niederlage in Hannover war nichts davon zu sehen gewesen. Und das, obwohl die Konkurrenz des Zweitliga-Tabellenführers im Vorfeld einmal mehr reihenweise gepatzt hatte. Doch statt die Steilvorlage zu nutzen, brachten sich die Geißböcke mit einem weiteren mutlosen Auftritt selbst um die Chance, am Samstag vor eigenem Publikum den Aufstieg perfekt machen zu können. „Dass es kein Zuckerguss war in Hannover, ist uns allen bewusst. Wir waren selbstkritisch mit uns und wissen, dass uns das kein weiteres Mal passieren darf“, erklärte Gerhard Struber. Es war ein Rückfall in ein bereits bekanntes Muster, das sich wie ein roter Faden durch das Kölner Aufstiegsvorhaben zieht. „Es fällt uns schwer, konstant auf gutem Level zu agieren“, räumt Struber ein.

Ich erwarte eine Reaktion. Es gilt, die nächste Chance am Schopf zu packen.
Gerhard Struber, FC-Trainer

Für die Pflichtaufgabe gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten fordert Kölns Trainer ein gänzlich anderes Gesicht von seiner Mannschaft. „Ich erwarte eine Reaktion. Es gilt, die nächste Chance am Schopf zu packen. Dafür sind wir verantwortlich. Wir stehen in der Verpflichtung, Wiedergutmachung zu betreiben, was Überzeugung und Mut angeht“, unterstrich Gerhard Struber und sprach von einer Frage des Wollens: „Es liegt an uns, mit welcher taktischen Disziplin, Überzeugung und Energie wir in das Spiel gehen. Ich habe ein sehr gutes Gefühl und hohes Vertrauen in meine Mannschaft, dass wir mit Volldampf einsteigen und gemeinsam mit unseren Fans ein Gesicht zeigen, das uns gerecht wird.“

Damit die Bundesliga-Rückkehr nach einem tristen April mit gerade mal vier Punkten aus vier Spielen nicht doch noch in akute Gefahr gerät, zählt für die Kölner im vorletzten Heimspiel der Saison nichts anderes als ein Sieg. Zumal die letzten beiden Aufgaben in Nürnberg und gegen Kaiserslautern deutlich stärkere Kontrahenten als Regensburg bereithalten. „Es geht darum, auf höchstem Level anzuschieben. Dafür braucht es jeden Einzelnen im Kader – auch wenn es gegen den Letzten geht“, fordert Struber.

Es geht um die aktuelle Leistungsfähigkeit. Philipp (Pentke) hat das in den letzten Wochen im Training sehr gut gemacht, auch wenn er in dieser Woche schon 40 Jahre alt geworden ist
Thomas Kessler, FC-Lizenzspielerleiter

Bei diesem Vorhaben kann der FC-Trainer erneut auf eine „hohe Verfügbarkeit“ in seinem Kader bauen. Linksverteidiger Leart Pacarada fehlt zwar gelb-rot-gesperrt, doch dafür steht Linton Maina nach seiner Anfang März erlittenen Sprunggelenkverletzung vor dem Comeback. Womöglich rückt der beste Vorlagengeber der Kölner gleich auf Anhieb in die Startelf. „Linton ist voll belastbar und an diesem Wochenende ein ganz wichtiger Kaderspieler für uns“, erklärte Struber, der der Frage nach personellen Änderungen als Reaktion auf die schwache Darbietung in Hannover weitgehend auswich.

Marvin Schwäbe hat das Abschlusstraining am Freitag verpasst, soll gegen Regensburg aber im Tor stehen können. „Marvin hat sich ein bisschen unwohl gefühlt. Es schaut so aus, dass bis morgen wieder alles gut ist“, gab Gerhard Struber Entwarnung bei seinem Stammtorwart. Pikanterweise wird – wie schon in Hannover – mit Philipp Pentke die eigentliche Nummer drei auf der Bank Platz nehmen. Dabei wäre Anthony Racioppi, der nach dem Winterabgang von Jonas Urbig zu Bayern München als neuer Schwäbe-Vertreter verpflichtet wurde, grundsätzlich verfügbar.

Zuletzt hatte Racioppi bei einem Einsatz im Regionalligateam allerdings gleich zweimal schwer gepatzt. „Es geht um die aktuelle Leistungsfähigkeit. Philipp hat das in den letzten Wochen im Training sehr gut gemacht, auch wenn er in dieser Woche schon 40 Jahre alt geworden ist“, erklärte Thomas Kessler. Der Lizenzspielerleiter des FC sieht in der erneuten Nichtberücksichtigung Racioppis zwar „noch kein Indiz für den Sommer“. Ob dieser Entwicklungen würde es aber überraschen, sollten die Kölner ihre Kaufoption für die Leihgabe von Hull City aktivieren.

Voraussichtliche Aufstellungen:
Köln:
Schwäbe; Thielmann, Hübers, Heintz, Finkgräfe; Martel; Ljubicic, Huseinbasic, Maina; Lemperle, Downs. – Regensburg: Pollersbeck; Wurm, Ballas, Ziegele; Viet, Handwerker; Kühlwetter; Ernst, Hein; Adamyan, Ganaus. – SR.: Winter (Hagenbach).