Der 1. FC Köln hat mit dem 0:1 bei Hannover 96 bereits seine neunte Saisonniederlage kassiert. Trainer Gerhard Struber rückt sich mit einer bestimmten Aussage selbst in den Fokus.
Ohne Mut und Ideen1. FC Köln lässt weiter keine Entwicklung erkennen

FC-Trainer Gerhard Struber zeigte sich arg enttäuscht von der Leistung seiner Mannschaft in Hannover.
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Timo Hübers hatte sich sehr auf dieses Spiel gefreut. Für den Kapitän bedeutete der Zweitliga-Auftritt des 1. FC Köln am Sonntag bei Hannover 96 die Rückkehr in seine fußballerische Heimat und die Erinnerung an „eine wirklich gute Zeit“. Als der FC-Kapitän bei herrlichem Frühlingswetter den Platz in der mit 49.000 Zuschauern ausverkauften Heinz von Heiden Arena betreten hatte und die weiße Wand mit 15.000 FC-Fans in der Südkurve erblickte, dürfte er wie alle Kölner Gänsehaut gehabt haben. Dann war da noch die Aussicht des Tabellenführers auf einen Sieg und sieben Punkte Vorsprung auf Platz drei. Was bedeutet hätte, dass die Geißböcke am Samstag (20.30 Uhr/Sky und Sport1) im Heimspiel gegen Schlusslicht Jahn Regensburg am 32. Spieltag der Saison 2024/25 eine rauschende Wiederaufstiegsfeier in Gang hätten setzen können. Viel mehr Vorfreude ging nicht.
Timo Hübers stand am Ende dieses Fußballnachmittags aber keineswegs mit einem breiten Grinsen in den Katakomben der WM-Arena von 2006. Der Kapitän musste vielmehr genervt von der Tatsache sein, dass er einen ganz schwachen Auftritt und eine 0:1-Niederlage erklären musste. Trotz der glorreichen Aussicht auf eine Samstagabendparty auf den Kölner Ringen machte der FC nach dem wieder etwas mutigeren Auftritt beim 3:1-Heimsieg gegen Münster einen Schritt zurück, anstatt zwei nach vorne. „Hannover hat es gut gemacht und mutiger als wir gespielt. 96 ist viel mehr mit Eins-gegen-Eins-Duellen durchs Zentrum gegangen und dann immer wieder auf unsere Kette zugelaufen“, dozierte Hübers. Die Kölner standen tiefer als gegen Münster und liefen den Gegner nicht so hoch und aggressiv an. Auf die Frage, ob der Matchplan ein anderer als gegen die Preußen gewesen wäre, sagte der Abwehrchef fast schon trotzig: „Es war auch ein anderer Gegner.“
Wir machen in den einfachen Dingen individuell Fehler und brechen dadurch immer wieder unseren Spielrhythmus.
Nichts war zu sehen von Gerhard Strubers Ankündigungen, dass seine Mannschaft trotz der Entlassung von Hannovers Trainer André Breitenreiter unter Woche bei sich bleiben müsse, „wir einmal mehr unsere Tugenden zeigen wollen“. Abgesehen von der Frage, um welche Tugenden es sich denn nun genau handelt, wirkte es eher so, als ob sich der Trainer und sein Team mehr am Gegner als an sich selbst ausrichtete. Tim Lemperle hing als zweite Spitze rechts weiter zurück als gegen Münster und im hohen Anlaufen fehlte die Überzeugung. „Wir haben unsere Auslöser nicht geschlossen bekommen und hatten kaum hohe Ballgewinne. Wir haben es probiert, aber gemerkt, dass wir nicht so richtig Druck drauf bekommen. Deswegen war es wieder passiver“, beschrieb Timo Hübers die mannigfaltigen Probleme.
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FC: Keller sieht individuelle Fehler
Für Christian Keller lagen die Gründe im individuellen Bereich: „Wir machen in den einfachen Dingen individuell Fehler und brechen dadurch immer wieder unseren Spielrhythmus.“ Man mochte dem FC-Sportchef mit Blick auf die Leistung der Mittelfeldspieler Eric Martel, Dejan Ljubicic, Luca Waldschmidt und Florian Kainz gerne sofort recht geben, die Dinge liegen aber wohl tiefer. Wie ist es sonst zu erklären, dass eine Mannschaft so wenig Freude am eigenen Fußballspiel hat und 15.000 weit gereisten und erwartungsfrohen Fans eine solch enttäuschende Leistung zeigt?
Es steckt einfach viel mehr in dieser Mannschaft als das, was sie auf den Platz bekommen hat.
„Wir waren generell in Ballbesitz fahrig und in unserer Positionierung nicht sauber genug“, erklärte Gerhard Struber die rätselhafte Vorstellung seines Teams in der ersten Hälfte. Die Geschichte der zweiten Hälfte war nach dem Platzverweis von Leart Pacarada (50.) und dem Tor von Lars Gindorf (57.) schnell erzählt. Wobei die Frage erlaubt sein muss, ob man nicht auch mit zehn Spielern bei einem Standard des Gegners den Rückraum abdecken kann. Gindorf konnte sich bei seinem Treffer jedenfalls nicht über Zeit und Raum 18 Meter zentral vor dem Kölner Tor beschweren. Die Kölner regten sich in Person von Hübers und Struber zwar zurecht über die schwache, „etwas übermütige“ Leistung des unerfahrenen Schiedsrichters Timo Gansloweit auf, erkannten aber auch, dass dies nicht die Ursache für die bereits neunte Niederlage dieser Saison war.
„Es steckt einfach viel mehr in dieser Mannschaft als das, was sie auf den Platz bekommen hat“, sagte der FC-Trainer nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Eine Aussage, die ihn selbst in den Fokus rückt. Dem 48-jährigen Österreicher gelingt es in der Rückrunde offenbar nicht mehr, Konstanz in die Leistungen seines Teams zu bringen. Ganz zu schweigen davon, dass auch nach 31 Spieltagen fußballerisch keine Entwicklung zu erkennen ist. „Die Liga ist so ausgeglichen, dass es keiner Mannschaft richtig gelingt, Dominanz aufzubauen. Es geht darum, in den Phasen, in denen es weniger gut läuft, stabil zu bleiben und die Dinge gut einzuordnen“, sagte Struber und merkte, dass er sich wiederholen musste: „Wir wissen, dass es nicht das erste Mal in dieser Saison ist und das gefällt uns auch nicht. Wir versuchen, mehr und mehr Stabilität reinzukriegen und müssen dieses Spiel einmal mehr schnell abhaken.“
Der Stabilitätsversuch muss nach 31 Spieltagen wohl als gescheitert angesehen werden. Der FC hat aber dank der gleichfalls inkonstanten Konkurrenz mit vier Punkten Vorsprung vor den letzten drei Spielen immer noch alles in der eigenen Hand. Das war wirklich die einzige gute Nachricht nach dem verpassten Fußballfest in Hannover.