Tim Lemperle hat seinen Vertrag beim 1. FC Köln kürzlich bis 2025 verlängert. Im Gespräch mit Tobias Carspecken erklärt er, warum er seine Zukunft bei den Geißböcken sieht.
Tim Lemperle im InterviewFC-Youngster hat „riesige Lust auf mehr Einsatzzeit“

Wartet noch auf seinen ersten Startelf-Einsatz in der Bundesliga: FC-U21-Nationalspieler Tim Lemperle.
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Herr Lemperle, warum ist der 1. FC Köln auch in den nächsten beiden Jahren der richtige Club für Sie?
Lermperle: Weil ich hier mit Verantwortlichen zusammenarbeite, die mir einen extrem guten Weg aufgezeigt haben und bei denen ich in der täglichen Zusammenarbeit ein gutes Gefühl habe. Ich bin mir sicher, dass ich hier die nächsten Schritte in meiner Entwicklung gehen kann.
Wie sieht dieser Weg aus?
Das Ziel lautet, den vollständigen Durchbruch als Bundesliga-Profi zu schaffen. Ich hoffe natürlich, dass mir das so schnell wie möglich gelingt und dass ich mich durch Einsatzminuten weiter empfehlen kann. Vielleicht gibt es aber nochmal einen Zwischenschritt.
Wann käme ein Leihgeschäft in Betracht?
Wir müssen schauen, wie es bis zum Saisonende weitergeht. Es geht darum, wie mich der Trainer einschätzt und wie viele Minuten man mir in der nächsten Saison zutraut. Aber das sind Themen, die wir im Sommer besprechen.
Auch wenn ich nicht immer die erhofften Minuten bekommen habe, denke ich, dass ich eine gute Entwicklung genommen habe. Das Feedback von den Trainern bestätigt das.
Trainer Steffen Baumgart hat dagegen betont, dass der Vertrag mit Ihnen nicht verlängert worden wäre, um Sie zu verleihen.
Es ist für einen Spieler natürlich schön zu hören, wenn der Trainer Lust hat, mit dir zusammenzuarbeiten. Das gibt mir einen zusätzlichen Motivationsschub.
In der Vergangenheit hat der FC Ihnen dagegen zu einer Leihe geraten. Warum sind Sie geblieben?
Weil ich bisher immer – und speziell im vergangenen Winter – das Gefühl hatte, weiter beim FC meine Chance suchen zu wollen. Außerdem dauert es ja auch immer ein paar Monate, bis man sich bei einem Wechsel an ein neues Umfeld gewöhnt hat. Ich werde hier weiter alles reinhauen und mein Bestes geben. Und dann schauen wir.
Würden Sie sich im Nachhinein nochmal genauso entscheiden?
Auch wenn ich nicht immer die erhofften Minuten bekommen habe, denke ich, dass ich eine gute Entwicklung genommen habe. Das Feedback von den Trainern bestätigt das. Deswegen bin ich sehr zuversichtlich, dass meine Entwicklung nicht stagniert.
Was stimmt Sie zuversichtlich, in Köln den endgültigen Durchbruch zu schaffen?
Auf dem Weg dorthin ist sicher noch ein Stück zu gehen. Das Umfeld hier gibt mir aber ein gutes Gefühl, es beim FC zu packen.
Wie haben sich die Vertragsverhandlungen entwickelt?
Natürlich macht man sich Gedanken, ob ein Wechsel vielleicht die bessere Option wäre, wenn man nur die Spielzeit betrachtet. Aber als ich für mich die Entscheidung getroffen habe, beim FC bleiben zu wollen, sind wir uns schnell einig geworden. Und ich bin davon überzeugt, dass es die richtige Entscheidung ist.
Es ist ein großes Ziel von mir, meinen ersten Startelf-Einsatz zu erreichen. Ich möchte da so schnell wie möglich hinkommen. Dafür haue ich in jedem Training alles raus.
Welche Rolle spielt dabei auch der neue Kölner Weg, auf junge Spieler zu setzen?
Eine ganz entscheidende Rolle. Das ist einer der Hauptgründe, warum ich meinen Vertrag verlängert habe.
Haben Sie bei Ihrer Entscheidung auch U21-Nationaltrainer Antonio Di Salvo einbezogen?
Es gibt bestimmt Spieler, die auch ihren Nationaltrainer in solch eine Entscheidung miteinbeziehen. Es schadet ja auch nicht, eine zusätzliche Meinung einzuholen. Bei mir war das allerdings nicht der Fall.
Sportchef Christian Keller lobt Sie als „hochveranlagt“, sagt aber auch, dass Sie noch „diverse Entwicklungsfelder“ hätten. Wo können Sie sich verbessern?
Es gibt immer wieder Aktionen, in denen ich noch zu unerfahren agiere. Zum Beispiel, dass ich die Bälle zu leicht hergebe, wenn ich einen Gegenspieler im Rücken habe. Das ist momentan mein größtes Problem. Außerdem will ich in der ein oder anderen Situation noch klarer werden.
Nach 24 Bundesliga-Einsätzen warten Sie noch auf Ihre erste Startelf-Berufung. Wie schwer fällt es Ihnen, Geduld zu bewahren?
Es ist ein großes Ziel von mir, meinen ersten Startelf-Einsatz zu erreichen. Ich möchte da so schnell wie möglich hinkommen. Dafür haue ich in jedem Training alles raus.
Haben Sie in puncto Geduld an sich arbeiten müssen?
Ich bin ja jetzt schon etwas länger bei den Profis dabei. In der Anfangszeit ist es mir schwerer gefallen, geduldig zu bleiben. Ich kam als Jugendspieler hoch, der es gewohnt war, in jedem Spiel von Anfang an zu spielen. Das war eine Umstellung. Man lernt aber, sich bei den Profis jede Minute hart erarbeiten zu müssen.
Den Oktober und November haben Sie wegen einer Sprunggelenkverletzung verpasst, dann kam die lange WM-Pause. Ist Ihnen die Decke auf den Kopf gefallen?
Das war eine schwierige Zeit. Verletzt zu sein, ist nie schön. Man freut sich dann aber umso mehr, wenn man wieder einen Ball am Fuß hat.
Meine Lust auf mehr Einsatzzeit ist riesig. Auf dem Platz zu stehen, macht jedem Fußballer am meisten Spaß. Man trainiert schließlich in erster Linie für den Wettkampf.
Sind Sie wieder auf dem Leistungsstand von vor Ihrer Verletzung?
Das würde ich so unterschreiben.
Wie groß ist Ihr Drang nach längeren Spielminuten?
Meine Lust auf mehr Einsatzzeit ist riesig. Auf dem Platz zu stehen, macht jedem Fußballer am meisten Spaß. Man trainiert schließlich in erster Linie für den Wettkampf.
Im Training machen Sie derzeit einen hervorragenden Eindruck. Wie sind Sie damit umgegangen, gegen Union Berlin trotzdem nur eine Minute zum Einsatz gekommen zu sein?
Wer das Spiel verfolgt hat, der hat gesehen, wie gut unsere Jungs taktisch in den Abläufen drin waren. Zudem war Union ein schwieriger Gegner mit sehr erfahrenen Spielern. Es war nachvollziehbar, dass der Trainer auf Wechsel weitgehend verzichtet hat.
Der FC ist in sechs der sieben Rückrundenspiele ohne Tor geblieben. Welche Gründe haben Sie ausgemacht?
Wir hatten die ein oder andere Chance, aus der man ein Tor hätte erzielen können – auch wenn die ganz klaren Möglichkeiten zuletzt gefehlt haben. Wir müssen wieder konsequenter werden, vor allem bei den zweiten Bällen.
Haben Sie den Eindruck, dass sich die Gegner besser auf die Spielweise des FC eingestellt haben?
Es kann gut sein, dass die Gegner unsere Abläufe inzwischen besser kennen. Es ist aber auch so, dass wir aktuell nicht das nötige Spielglück haben. Wir sind zuletzt zweimal früh in Rückstand geraten. Dann macht der Gegner weniger für das Spiel und stellt sich hinten rein. Das macht es für uns nicht einfacher.
Wie geht die Mannschaft mit der Durststrecke um?
Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir uns mit der guten Moral, die unsere Truppe hat, aus dieser Phase herausarbeiten werden. Die Jungs sind alle positiv gestimmt. Alle haben ein Ziel – den Klassenerhalt – vor Augen. Das gilt es, schnellstmöglich zu erreichen.
Ist die Offensivkrise auch eine Chance für Sie persönlich?
Ich versuche, mich in jedem Training zu zeigen. Das ist das Wichtigste. Unabhängig davon, was meine Konkurrenz macht.
Was stimmt Sie zuversichtlich, dass der FC bald wieder zum Toreschießen findet?
Wir arbeiten gut im Training und haben unsere Abläufe. Zumindest gelingt es uns da, die Chancen zu verwerten. Der Trainer gibt uns zusätzliche Tipps. Deswegen bin ich guter Dinge, dass wir am Samstag in Dortmund wieder knipsen werden.
Haben Sie eine Erklärung für die Diskrepanz zwischen Training und Spiel?
Das ist schwierig zu beantworten, weil wir die Intensität, die uns auszeichnet, in den Spielen immer auf den Platz bringen. Momentan sind es Kleinigkeiten. Wir müssen uns das Spielglück wieder erarbeiten, das ist keine Floskel. Aber das kriegen wir wieder hin. Wir sind eine fleißige Truppe.
Die Situation ist nicht die einfachste. Wir können nochmal unten reinrutschen. So etwas geht manchmal schneller als gedacht. Wir wollen da so schnell wie möglich wieder rauskommen.
Ist die Torkrise auch eine Frage fehlender Überzeugung?
Ich weiß nicht, ob das der entscheidende Punkt ist. Jeder ist zu 100 Prozent dabei und will den Bock mit aller Macht umstoßen.
Wie ordnen Sie die sportliche Lage ein?
Die Situation ist nicht die einfachste. Wir können nochmal unten reinrutschen. So etwas geht manchmal schneller als gedacht. Wir wollen da so schnell wie möglich wieder rauskommen.
Wie kann der FC in Dortmund bestehen?
Uns erwartet ein sehr guter und formstarker Gegner, der seit der WM-Pause nur ein Spiel (0:2 im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League bei Chelsea London, Anm. d. Red.) verloren hat. Wir wollen wieder über unsere Intensität kommen und alles reinfeuern, um den Dortmundern wehtun zu können.
Zur Person Tim Lemperle, geboren am 5. Februar 2002 in Frankfurt am Main, wechselte im Sommer 2017 vom FSV Frankfurt in die Jugend des 1. FC Köln, mit dem er 2019 Deutscher U17-Meister wurde. Der U21-Nationalspieler steht bei 29 Profi-Einsätzen (zwei Tore) für den FC. Seinen Vertrag hat das Offensiv-Talent kürzlich bis 2025 verlängert. (tca)