Die drei Kandidatenteams für den neuen Vorstand beim 1. FC Köln vertreten in der Frage nach dem Umgang mit Pyrotechnik im Stadion und Genehmigung von Choreographien kontroverse Standpunkte.
1. FC Köln Vorstandswahlen„Wir sind doch keine Geschmackspolizei“

Die umstrittene Choreo der Ultras des 1. FC Köln auf der Südtribüne beim Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf.
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Ein Aufschrei ging nach dem Zweitliga-Heimspiel des 1. FC Köln gegen Fortuna Düsseldorf am 23. Februar 2025 durch die Nation. Eine mit hämischen Gelächter über die Stadion-Lautsprecher untermalte Choreographie, in der die Symbolfigur der Kölner Ultra-Gruppierung „Wilde Horde“ der symbolischen Göttin Fortuna ein Messer an den Hals hält und unter der stand „Glück ist kein Geschenk der Götter“, sorgte für große Empörung.
Anlass hierfür war aber nicht nur die Choreo in der Südkurve an sich, sondern vor allem die Tatsache, dass der 1. FC Köln mit seinem damaligen Geschäftsführer Christian Keller die Choreo genehmigt hatte. Ein Vorgang, der sogar NRW-Innenminister Herbert Reul auf den Plan rief, der den FC und Keller öffentlich rügte. „Ich erwarte da von den Verantwortlichen des Vereins, dass sie auch einschreiten. Stattdessen wird die Sache auch noch heruntergespielt. Das ist der nächste Skandal.“
Nun war Christian Keller dafür bekannt, dass er vorzugsweise den Dialog mit der Südkurve suchte, als sich gegen die Ultras zu stellen und sie zu bekämpfen. Beim Thema Pyrotechnik etwa legte sich der Ex-Geschäftsführer eher mit dem DFB und seinem Strafenkatalog als mit den eigenen Anhängern an, die dem Verein durch die immer höher werdenden Geldstrafen finanziell schadeten. Das Verhältnis zwischen den Ultras und den Vereinsverantwortlichen ist ohnehin ein Dauerbrenner unter den vielen Themen, die der 1. FC Köln in seiner langen Geschichte hervorgebracht hat und es ist davon auszugehen, dass das auch nach den Vorstandswahlen am 27. September so bleibt.
Kandidaten-Teams diskutieren bei den„ fans 91“
Das erste direkte Duell der drei Kandidaten-Teams bei den „fans 1991“ ließ keine Zweifel daran, dass es erhebliche Unterschiede in der Bewertung der Choreographien und im künftigen Umgang mit Pyrotechnik gibt. „Ich finde die Choreo geschmacklos und hätte sie nicht zugelassen“, kritisierte Sven Adenauer, der das Team von Martin Hollweck und Thorsten Kiesewetter anführt: „Der FC steht für Werte und diese Darstellung passt nicht zu diesen Werten.“
Uns geht es darum, dass wir der Vorstand für alle Fans des FC sein wollen und mit allen sprechen.
Wilke Stroman, der zusammen mit Tugba Tekkal und dem noch amtierenden Vizepräsidenten Carsten Wettich den künftigen Vorstand des FC stellen möchte, drückte es etwas milder, aber ebenso unmissverständlich aus: „Ich fand die Choreo auch drüber. Uns geht es aber darum, dass wir der Vorstand für alle Fans des FC sein wollen und mit allen sprechen. Wir werden offen auf alle zugehen und über unser Format ‚auf ein Kölsch mit‘ mit allen regelmäßig in den Dialog eintreten.“
Ein deutlicher Seitenhieb in Richtung des Teams, das der Mitgliederrat für die Wahlen zum Vorstand nominiert hat und das in der Nähe der Südkurven-Interessen gesehen wird. Jörn Stobbe, Jörg Alvermann und Ulf Sobek positionieren sich in den Fragen der Choreos und der Pyrotechnik auch recht deutlich auf der Seite der Südkurve und kündigten eine Fortsetzung des von Christian Keller aufgesetzten Dialogs an: „Für mich war die Choreo ein Comic. Wir sind als Vorstand bei der Beurteilung doch keine Geschmackspolizei. Es interessiert doch allein, ob es rechtlich erlaubt ist oder nicht“, sagte Alvermann und Stobbe schloss sich an: „Choreo ist Kunst und muss provozieren.“
Den Vorschlag des Teams Adenauer, man solle mit den Ultras „dealen“ und sie in ihrem Verhalten gegenüber der Mannschaft während der Spiele „schulen“, entgegnete Alvermann: „Ich werde als Vorstand nicht hingehen und meinen Fans im Stadion vorschreiben, wie sie sich ihrer Mannschaft gegenüber zu verhalten haben. Wenn wir, mit erhobenem Zeigefinger, unserem Stadion sagen, wie es sich bei Pyro zu verhalten hat, dann werden wir scheitern.“
Choreos und Pyo in der Kurve sind Teil der Fan-Kultur und diese Fan-Kultur bezeichnete Carsten Wettich als „besonderen Teil der besonderen Stimmung beim FC“. Deshalb gehe es auch künftig darum, alle Beteiligten zusammenzubringen und im Dialog zu bleiben.