Die Namen toter Arbeiter prangen auf roten Trikots, die Trikotnummer ist das Alter, in dem sie gestorben sind. Mit Installationen und Farbfotos dokumentiert die Ausstellung „Forgotten Team“ die Lebensbedingungen der Arbeiter. Und das Leid der Menschen, die Söhne, Väter oder ihre Männer verloren haben.
1. FC Köln zur WM in KatarFotos zeigen Leben der Arbeiter in Brettersiedlungen

Abgeschirmt leben die Arbeiter in Katar in Brettersiedlungen. Die Foto-Ausstellung 'Forgotten Team' im Sportmuseum dokumentiert die Bedingungen, unter denen sie lebten.
Copyright: Nabil Hanano
„Passed away“, verstorben. Ein Stempelabdruck in einem Pass, darunter das Foto eines jungen Mannes, der mit 26 Jahren gestorben ist. Im Schlaf. So heißt es oft in den Texten neben den Farbfotos, die ab jetzt im Sport- und Olympiamuseum zu sehen sind. Sie zeigen Menschen, die in Katar WM-Stadien und Hoteltürme gebaut haben. Und auch, wie sie über Jahre hinweg gelebt haben. Der Fotograf Mohamed Badarne war von 2017 bis 2022 immer wieder in Katar und Nepal. Er hat das Leid der Menschen festgehalten, die Väter, Männer, Söhne und Töchter verloren haben. Und mit Arbeitern gesprochen, die es geschafft haben, zurückzukehren.
Badarne ist es gelungen, in die abgeschirmten Barackensiedlungen der Arbeiter zukommen.
„Badarne ist es gelungen, in die abgeschirmten Barackensiedlungen der Arbeiter zukommen“, erklärt Museumssprecher Ernst Jansen. Dort entstanden beeindruckenden Dokumentarfotos. Sie zeigen Stockbetten aus dünnen Metallstreben, die Arbeiter haben auf zweieinhalb Quadratmetern ihre Habe untergebracht. Wechselkleidung ballt sich an den Haken über jeder Matratze, auf der Leine darüber trocknet Wäsche. Die Männer sitzen aufrecht, manche lachen auch in die Kamera. Oder zeigen auf ihren Handydisplays Fotos von ihren Eltern oder Geschwistern. Viele sehen sehr jung aus.
Kopfbälle im Baustellenlicht
Einer übt im gleißenden Baustellenlicht Kopfbälle, andere spielen in den schmalen Gängen zwischen der Bretterbuden Fußball. Fast alle sind fortgegangen aus ihrer Heimat Nepal, um ihre Familie zu unterstützen. „Doch von ihrem Lohn mussten sie meist jahrelang die Reisekosten abzahlen, und ihre Unterkunft“, sagt Jansen. „Vielen wurden auch die Papiere abgenommen, solange sie Schulden hatten.“ Wieviele Arbeiter in Katar starben, ist strittig. Von manchen brachte Mohammed Badarne die Namen mit. Sie stehen auf roten Trikots, die an einer großen Stange hängen. Auf dem von Sanib Raya steht eine 28. So alt war er, als er in Katar starb.
1. FC Köln ergriff Initiative
Die eindrucksvolle Ausstellung „Forgotten Team“ geht auf die Initiative der Verantwortlichen des 1. FC Köln zurück. „Sie wollten Position beziehen zu Katar und haben den Kontakt zum Fotografen vermittelt“, so Jansen.
Eines der Fotos zeigt ein blaues X-Trail Rad. Es steht auf Stützrädern vor einem ockergelben Haus, rotgemusterte Tücher hängen darüber auf der Leine. Das Rad war das letzte Geschenk eines Vaters an seinen Sohn.
Gegenüber hängt das Porträt eines alten Mannes, sein Blick geht starr nach innen. Sein Sohn hat die Stadien mitgebaut. Er wurde tot gefunden. In dem Text neben dem Bild steht: „Der Wunsch meines Sohnes war es, ein Haus zu bauen und eine Familie zu gründen. Alle unsere Träume wurden zerstört.“
Die Ausstellung ist bis zum 15. Januar 2023 geöffnet, der Besuch ist im Eintrittspreis des Sport & Olympia Museums enthalten. FC-Mitglieder erhalten in diesem Zeitraum 20 Prozent Rabatt auf den Eintrittspreis