Der 1. FC Köln hat durch zwei Tore in der Nachspielzeit das Aus im DFB-Pokal beim Drittligisten Jahn Regensburg gerade so noch abgewendet.
1. FC KölnZwei Glücksmomente in der Nachspielzeit

FC-Glücksmomente: Die Geißböcke feiern vor der Fankurve ihren Last-Minute-Sieg im DFB Pokal bei Jahn Regensburg.
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Als dem 1. FC Köln der dritte Pokal-K.o. bei Jahn Regensburg seit 2021 drohte, schaltete der Fußball-Bundesligist kurzerhand in den Manchester United-Modus um. 0:1 lag der FC zurück, als die sechsminütige Nachspielzeit bis auf 13 Sekunden abgelaufen war. Dann retteten Eric Martel und Isak Johannesson die Geißböcke innerhalb von 110 Sekunden mit einem doppelten „Lucky Punch“ und machten mit dem 2:1 (0:0)-Erfolg beim untröstlichen Drittligisten den Einzug in die zweite Runde des DFB-Pokals (28./29. Oktober) perfekt.
„Fußball ist grausam und es hat mir einen Moment lang leid getan für meinen Kumpel Michael Wimmer“, versuchte FC-Coach Lukas Kwasniok seinen Regensburger Kollegen zu trösten. Am Ende überwog bei dem 44-Jährigen aber die Freude über die beiden glücklichen Momente in der Nachspielzeit: „Inhaltlich nehmen wir wenig mit, aber emotional sehr viel. Wenn ich mir als neuer Trainer einen Sieg hätte malen dürfen, dann hätte er aus emotionaler Sicht genau so ausgesehen. Die fußballerische Umsetzung war nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Was auch am starken Gegner lag, der uns kaum ins Spiel kommen gelassen hat.“
Cenk Özkacar direkt in der Startelf
Kwasniok hatte vor dem Drama seinen Worten Taten folgen lassen und konsequente Entscheidungen bei der Kader-Nominierung getroffen. Neben Imad Rondic und Jacob Christensen mussten mit Leart Pacarada, Denis Huseinbasic und Dominique Heintz drei Leistungsträger aus der vergangenen Saison in Köln bleiben.
Ein Fingerzeig des FC-Trainers, dass es für dieses Trio bezüglich künftiger Einsatzzeiten eng werden dürfte und ein Wechsel im Raum steht. Auch für Innenverteidiger Julian Pauli war kein Platz im Aufgebot. Der 19-Jährige soll wohl für ein Jahr in die 2. Bundesliga nach Fürth ausgeliehen werden.
Mit Rav van den Berg und Cenk Özkacar standen dafür die beiden jüngsten Neuzugänge direkt im 20-Kader. Özkacar, und das war die wohl größte Überraschung, gehörte nach nur vier Tagen Training Kwasnioks Startelf an. Wahrscheinlich auch, um ihm eine Woche vor dem Start in die Bundesliga beim 1. FSV Mainz 05 Spielpraxis zu geben.

Die Choreo der FC-Ultras vor dem Spiel in Regensburg erinnerte Fans an den Doublesieg 1978.
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Der vom FC Valencia ausgeliehene Innenverteidiger war im Vergleich zur 4:0-Generalprobe gegen Atalanta Bergamo einer von vier neuen Spielern. Ron Robert Zieler hütete als Kapitän das FC-Tor, Linton Maina besetzte die linke Schiene und Luca Waldschmidt lief als falsche Neun auf. Neben Torwart Marvin Schwäbe nahmen dafür Tom Krauß, Kristoffer Lund und Jan Thielmann auf der Bank Platz.
Sie erlebten, wie die 4000 mitgereisten Kölner Fans das Jahnstadion in ihre Hand nahmen und mit einer gewaltigen Choreo an den Doublesieg von 1978 erinnerten. Der FC-Jahrgang 2025 gab sich gleich viel Mühe bei dem Versuch, an die glorreichen Zeit anzuknüpfen. Sieben Eckbälle und 77 Prozent Ballbesitz standen nach 20 Minuten für die Gäste in der Statistik, eine Torchance sprang trotz der klaren Überlegenheit nicht heraus.
Kölner Chancenarmut trotz 77 Prozent Ballbesitz
Die Chancenarmut auf FC-Seite hielt bis auf einen Kopfball von Sebastian Sebulonsen (29.) bis zum Pausenpfiff an. Der Kwasniok-Elf fehlten im letzten Drittel Tempo, Intensität und Ideen. Und defensiv kann immer mal etwas passieren. Zum Beispiel, wenn man wie Timo Hübers den Ball im Zentrum als letzter Mann verliert und froh sein muss, dass Jahn-Stürmer Lucas Hermes nur einen harmlosen Abschluss aus diesem kapitalen Bock generieren konnte (37.).
Das 0:0 zur Pause ging trotz der optischen Dominanz des FC in Ordnung, weil Regensburg um ein Leben kämpfte und gute Mittel hatte, mit einem dosierten Pressing und viel Kampfgeist auf dem ganzen Feld. Die Kölner Euphorie hatte einen ersten Dämpfer zu verkraften.
Kwasniok verzichtete trotzdem zunächst auf Wechsel und musste nach einer Stunde feststellen, dass seine Ansprache in der Kabine nichts verändert hatte. Ein zu hoch angesetzter Versuch von Waldschmidt aus 14 Metern (49.) – mehr war nicht. Der FC-Coach wartete weiter und dann passierte es. Eric Martel verlor an der Seitenlinie unglücklich einen Zweikampf, was Regensburg in der Folge auf links eine Zwei-gegen-Eins-Überzahl bescherte. Weil Waldschmidt mit Abstand an Benedikt Bauer vorbeilief, ohne ihn zu attackieren, fasste sich der Linksverteidiger ein Herz und donnerte den Ball aus 18 Metern rechts unten zum 1:0 ins Eck (66.).
Wir haben bis zur letzten Sekunde dran geglaubt. Ich bin sehr stolz auf das Team.
Nun war es Zeit für Wechsel, die Kwasniok schon vor dem Rückstand vorbereitet hatte. Erst kamen Lund und Thielmann (68.), dann Said El Mala, Florian Kainz, Kristoffer Lund und Ragnar Ache. Der zweite Schub von der Bank brachte die erwünschte Wirkung. El Mala brachte mit seinen Dribblings von links Schwung und Gefahr, Kainz ordnete im Zentrum und entlastete Johannesson und Ache sorgte für Präsenz im gegnerischen Strafraum.
Als die Uhr fast abgelaufen war, legte Ache erst einen Johannes-Pass per Kopf auf Eric Martel ab. Der Ex-Regensburger traf wuchtig zum Ausgleich. 110 Sekunden später bediente Ache nach einer El Mala-Flanke Johannesson und im FC-Lager brach die pure Ekstase aus. „Es ist immer schwierig in Regensburg. Sie spielen Mann-gegen-Mann und defensiv gut. Wir haben Ragnar im Strafraum gebraucht, weil wir ohne ihn zu wenig Flanken in den Strafraum gebracht haben. Wir haben bis zur letzten Sekunde dran geglaubt, ich bin sehr stolz auf das Team“, sagte der Siegtorschütze.

Emotional: Isak Johannesson bejubelt einen 2:1-Siegtreffer.
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Und alle Kölner durften sich ein bisschen wie die Spieler von Manchester United fühlen, nachdem sie dem FC Bayern München auf ähnlich dramatische Art und Weise 1999 mit zwei Toren in der Nachspielzeit noch den sicher geglaubten Champions League-Triumph entreißen konnten.
Statistik:
Jahn Regensburg: Gebhardt; Wurm, Strauss, Mätzler; Oliveira (83. Stolze), Ziegele, Geipl, Bauer; Kühlwetter, Asante 75. Forkel); Hermes (90. Eichinger). — 1. FC Köln: Zieler; Schmied, Hübers, Özkacar (68. Lund); Sebulonsen, Martel, Johannesson, Maina (68. Thielmann); Bülter (75. Kainz), Waldschmidt (75. Ache), Kaminski (75. El Mala). — SR.: Dingert (Lebecksmühle). — Tor: 1:0 Bauer (66.), 1:1 Martel (90.+6), 1:2 Johannesson (90.+8). — Zuschauer: 13.396. — Gelbe Karten: Strauss, Maina, Hübers.