Abstiegs-Endspiel in MainzTimo Schultz kündigt beim 1. FC Köln personelle Veränderungen an

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Experiment vorerst beendet: Jan Thielmann (l.) wird am Sonntag in Mainz wohl nicht wieder als Rechtsverteidiger für den 1. FC Köln auflaufen.

Experiment vorerst beendet: Jan Thielmann (l.) wird am Sonntag in Mainz wohl nicht wieder als Rechtsverteidiger für den 1. FC Köln auflaufen.

Das Kellerduell in Mainz ist die letzte Chance für den 1. FC Köln, um das Ruder im Abstiegskampf herumzureißen. Gelingen soll dies mit mehreren Umstellungen gegenüber der Pleite gegen Darmstadt.

Die 0:2-Heimniederlage gegen den SV Darmstadt wirkt noch immer nach. Als Timo Schultz am Freitag zur Pressekonferenz vor dem nächsten Abstiegs-Endspiel am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) beim 1. FSV Mainz 05 erschien, war dem Trainer des 1. FC Köln eine gewisse Verunsicherung anzumerken. Thomas Kessler nahm neben Schultz Platz und der Leiter Lizenzbereich beim FC sah auch schon mal besser gelaunt aus. Die deprimierende Pleite gegen das abgeschlagene Schlusslicht der Fußball-Bundesliga ist den Geißböcken ordentlich auf den Magen geschlagen. Im Abstiegskampf gibt es dagegen nur eine wirksame Medizin. Der FC muss am 31. Spieltag in Mainz gewinnen und damit den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze herstellen.

Die schwer verdaulichen Nachwirkungen der neunten Heimniederlage dieser Saison haben auch Schultz' Überlegungen im Hinblick auf die nächste Aufgabe bestimmt. Ein „einfach weiter so“ soll und wird es nicht geben: „Wenn man immer die gleichen Sachen macht, dann erhält man meistens auch die gleichen Ergebnisse“, sagte der Trainer und kündigte umfassende Korrekturen an: „Natürlich wird sich nach einem Auftritt wie gegen Darmstadt personell und von der Herangehensweise etwas ändern.“

Jan ist es eine Allzweckwaffe. Perspektivisch kann er sicher einen richtig guten Rechtsverteidiger spielen. Wir haben ihn da ohne gezielte Vorbereitung ein bisschen ins kalte Wasser geschmissen.
Timo Schultz, FC-Trainer, über Jan Thielmann

Vorstellbar ist etwa, dass Schultz das Experiment mit Jan Thielmann als Rechtsverteidiger für beendet erklärt. Die Idee hatte ihren Charme, ist aber nicht durchgeschlagen. Vielmehr fehlte den Kölnern das aggressive Anlaufverhalten ihres U21-Nationalspielers, der sich von Haus aus rechts vorne am besten aufgehoben fühlt. „Jan ist es eine Allzweckwaffe. Perspektivisch kann er sicher einen richtig guten Rechtsverteidiger spielen. Wir haben ihn da ohne gezielte Vorbereitung ein bisschen ins kalte Wasser geschmissen“, ruderte Schultz zurück. Es ist davon auszugehen, dass der erfahrene Benno Schmitz in Mainz hinten rechts startet und Thielmann wieder auf dem rechten Flügel stürmt. Den Eindrücken des Spiels gegen Darmstadt folgend dürfte neben Kapitän Florian Kainz und Luca Waldschmidt auch Sargis Adamyan als Startelf-Kandidat beträchtlich wackeln.

Will Timo Schultz seinen Spielern, von denen er am Sonntag Mut im Spiel einfordert, ein Vorbild sein, könnte seine Wahl auf Damion Downs als Stürmer fallen. Der 19-Jährige zeigt jedenfalls im Training regelmäßig seine beidfüßigen Abschluss-Qualitäten. Der FC-Trainer musste sich am Freitag in diesem Zusammenhang die Frage gefallen lassen, warum Downs nach seinem umjubelten Derbytor zum 3:3-Ausgleich bei Borussia Mönchengladbach nur noch auf drei Kurzeinsätze mit 48 Minuten Spielzeit kam. So richtig beantwortete der 46-Jährige die Frage nicht, ließ sich aber zumindest entlocken, dass für den Youngster am Sonntag Minuten dazukommen könnten: „Er ist mittlerweile eine absolute Alternative und auch am Wochenende sicherlich ein Kandidat, um auf dem Platz zu stehen.“

Wir müssen Mainz nicht nur Paroli bieten, sondern müssen am Sonntag die bessere Mannschaft sein. Da brauchen wir nicht drüber reden. Wir müssen liefern.
Thomas Kessler, FC-Lizenzspielerleiter

Das größte Thema blieb auch am Freitag aber die Frage, wie jeder einzelne Kölner Spieler seine PS auf den Platz kriegen kann, anstatt sich wie in den Heimspielen gegen Bremen, Darmstadt und auch Bochum in Verunsicherung und Angst zu verlieren. „Mir als Trainer ist erstmal wichtig, dass ich eine Fußballmannschaft auf dem Platz sehe, die mutig und aggressiv nach vorne spielt, die den Ball haben will und die mit aller Macht versucht, das Spiel zu gewinnen“, sprach Timo Schultz die Versäumnisse vom vergangenen Samstag noch einmal deutlich an.

Woher aber soll dieser Mut kommen? Der FC-Coach hofft auf eine „Scheißegal-Mentalität“ bei seinen Spielern, die er unmittelbar nach dem Darmstadt-Spiel ins Leben rief und versucht seitdem herbeizureden: „Wir haben keinen Grund mehr, uns zu viele Gedanken zu machen oder in Negativszenarien zu denken. Die Spieler sollen einfach loslegen, mit voller Überzeugung viel riskieren und das Spiel am Ende als Sieger verlassen.“

Worte, die sich in den vergangenen Wochen immer wieder wiederholt haben, ohne dass sich gerade gegen Darmstadt Entscheidendes geändert hat. „Wir wissen ganz genau, dass wir uns so eine Leistung nicht mehr erlauben. Wir müssen Mainz nicht nur Paroli bieten, sondern müssen am Sonntag die bessere Mannschaft sein. Da brauchen wir nicht drüber reden. Wir müssen liefern“, fand Thomas Kessler die passenden Schlussworte.

Voraussichtliche Aufstellungen:

FSV Mainz 05: Zentner; Kohr, van den Berg, Hanche-Olsen (Fernandes); Caci, Barreiro, Amiri, Mwene; Gruda, Onisiwo; Burkardt. – 1. FC Köln: Schwäbe; Schmitz, Hübers, Chabot, Finkgräfe; Martel, Huseinbasic; Thielmann, Waldschmidt, Kainz; Tigges.

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