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4:4 gegen Karlsruhe1. FC Köln verspielt 3:0 und 4:2-Führung

Lesezeit 5 Minuten
Denis Huseinbasic (l) sitzt auf dem Rasen und teilt seine Enttäuschung nach dem 4:4 gegen Karlsruhe mit Julian Pauli.

Denis Huseinbasic (l) sitzt auf dem Rasen und teilt seine Enttäuschung nach dem 4:4 gegen Karlsruhe mit Julian Pauli.

Der defensiv anfällige 1. FC Köln musste sich trotz einer 3:0-Führung gegen den Karlsruher SC mit einem Remis begnügen.

Leart Pacarada sah nicht aus, wie jemand, der gerade Geschichte geschrieben hatte. Vier Torvorbereitungen in einer Halbzeit hatte es seit Erfassung der Spieldaten in der 2. Fußball-Bundesliga noch nie gegeben. Der Linksverteidiger des 1. FC Köln hinterließ aber vielmehr einen zerknirschten, fassungslosen Eindruck und seine Gemütslage war absolut nachvollziehbar.

„Ich sehe aus wie jemand, der nach einem 3:0-Vorsprung zwei Punkte verloren hat“, kommentierte Pacarada das wilde 4:4 (4:2) gegen den Karlsruher SC, das wieder einmal bediente Kölner zurückließ. Der 29-Jährige stand dabei sinnbildlich für den Nachmittag in Müngersdorf: vorne hui und hinten pfui.

Der FC musste erneut ohne Dejan Ljubicic auskommen, der sich am Freitag nach dem Training mit Halsschmerzen abgemeldet hatte und sich noch am Wochenende die Mandeln herausnehmen ließ. Trainer Gerhard Struber bot deshalb die gleiche Startelf wie beim 2:2 in Düsseldorf auf, also mit Tim Lemperle offensiv rechts und Luca Waldschmidt als zweiter Spitze neben Damion Downs. Florian Kainz stand erstmals in dieser Saison im Kader.

KSC-Mannschaft geht zu Fuß ins Stadion

Die Partie begann mit zehn Minuten Verspätung, weil der Karlsruher Mannschaftsbus bei der Anfahrt auf der Aachener Straße im Stau stecken geblieben war. Die KSC-Profis mussten die letzten Meter zum Rheinenergiestadion zu Fuß zurücklegen. „Wir haben kurz überlegt, die Straßenbahn zu nehmen, aber die Haltestellen waren zu weit weg. Ich bin das erste Mal zu Fuß in ein Stadion gekommen“, berichtete Trainer Christian Eichner,

Bei den Gästen fehlte mit Marcel Franke der zweikampfstärkste Akteur in der Innenverteidigung. Christoph Kobald rückte in die KSC-Startelf und stand sofort im Mittelpunkt. Nach einem Ballgewinn setzte Pacarada Waldschmidt in Szene. Der Angreifer ließ Kobald stehen und schweißte den Ball aus spitzem Winkel von links zum 1:0 unter das Tordach (3.). Nur vier Minuten später entwischte Downs Kobald nach einem 40-Meter-Pass von Pacarada und tunnelte Gästekeeper Max Weiß zum 2:0.

Doppelpack von Damion Downs

Zwei Torschüsse, zwei Tore: Die Kölner legten die lange vermisste Effizienz an den Tag. Nachdem Torhüter Jonas Urbig gegen Marvin Wanitzek (11.) und Kapitän Timo Hübers mit einem Block gegen Leon Jensen (12.) den Karlsruher Anschlusstreffer verhinderten, schnürte Downs mit dem vierten FC-Torschuss per Schlenzer von der Strafraumgrenze seinen Doppelpack (15.). Pacarada hatte den vierten Saisontreffer des 20-Jährigen vorbereitet. „Nach einer Viertelstunde wollten wir in den Bus zurück, am besten an der Stelle, an der wir ausgestiegen sind“, scherzte Eichner über die schläfrige Leistung seines Teams.

Das 3:0 war aber Gift für die Kölner, die die Intensität rausnahmen, nicht mehr in die Zweikämpfe kamen und keine Kontrolle über das Spiel bekamen. „Ich hatte heute nie das Gefühl, dass wir defensiv stabil stehen“, sagte Pacarada. Karlsruhe hatte schon vor dem 0:3 seine Stärken gezeigt, kam immer wieder in die gefährlichen Räume und wusste die Schwächen auf den beiden Außenverteidiger-Positionen des FC zu nutzen Kapitän Wanitzek erwies sich dabei als eiskalter Vollstrecker.

Marvin Wanitzek als eiskalter Vollstrecker

Beim 3:1 (19.) kam Pacarada bei einer Flanke von Sebastian Jung zu spät und in der Mitte legte Hübers unfreiwillig für Wanitzek auf. Das 3:2 konnte fallen (27.), weil der defensiv anfällige Pacarada diesmal Dzenis Burnic nicht stellen konnte. Dessen Flanke kam zu Wanitzek, den der indisponierte Rechtsverteidiger Jan Thielmann aus den Augen verloren hatte.

Die Struber-Elf hätte fast sogar den Ausgleich kassiert. Der Kopfball von Fabian Schleussener klatschte aber nur an die Latte (41.). Was Leart Pacarada defensiv fehlte, hatte er vorne. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte legte der 29-Jährige seinen vierten Treffer aus, als er den einlaufenden Tim Lemperle mit einer flachen Hereingabe am Fünfer für das 4:2 fand (45.+2).

Lemperles drittes Saisontor und der Pausentee gaben den Geißböcken aber keine Sicherheit und Ruhe. Karlsruhe nutzte die defensiven Unzulänglichkeiten des FC weiter konsequent. Leon Jensen durfte nach einem Eckball ungestört am kurzen Eck zum 4:3 einköpfen (52.). Drei Minuten später brach erneut heilloses Chaos in der Kölner Abwehr aus. Nachdem Schleussener zunächst noch am Ausgleich gehindert werden konnte, traf Wanitzek von links aus dem Hintergrund durch Freund und Feind hindurch zum 4:4 (54.).

Wir waren heute beim Torschuss effizient, haben dem Gegner aber zu viel Raum gegeben und waren in unseren Grundlagen, die uns sonst auszeichnen, nicht gut.
Gerhard Struber, Trainer 1. FC Köln

Gerhard Struber erlöste Thielmann (56.) und brachte auch noch Marvin Obuz für Downs (63.). Der Wahnsinn von Müngersdorf nahm sich nun eine Auszeit. Beifall von den Rängen im 50.000 Zuschauern ausverkauften Rheinenergiestadion gab es erst, als Struber dem 19-jährigen Jaka Cuber Potocnik nach 75 Minuten zu seinem Profidebüt verhalf. Der Slowene konnte der Partie aber ebenso wenig wie die beiden anderen Joker Obuz und Steffen Tigges eine Wende geben, die Pacarada hinterher trotz der vier Gegentore zum Lachen gebracht hätte.

„Wir waren heute beim Torschuss effizient, haben dem Gegner aber zu viel Raum gegeben und waren in unseren Grundlagen, die uns sonst auszeichnen, nicht gut. Wir waren zu passiv und haben nicht gut gemeinsam verteidigt. Wir hatten nicht die Kontrolle und Dominanz der letzten Spiele“, analysierte Gerhard Struber angesichts von bereits 13 gegentoren zerknirscht.


Statistik:

1. FC Köln: Urbig - Thielmann (56. Carstensen), Hübers, Pauli, Paqarada - Martel, Huseinbasic, Lemperle (75. Tigges), Maina - L. Waldschmidt (75. Cuber Potocnik), Downs (63. Obuz). - Karlsruher SC: Weiß - S. Jung, Kobald, Beifus, La. Günther (71. Herold) - N. Rapp, L. Jensen (86. Heußer), Burnic, Wanitzek - Zivzivadze (79. Pfeiffer), Schleusener (86. Hunziker). - SR.: Brand (Gerolzhofen). - Zuschauer: 50.000 (ausverkauft). - Tore: 1:0 Waldschmidt (3.), 2:0 Downs (7.), 3:0 Downs (15.), 3:1 Wanitzek (19.), 3:2 Wanitzek (27.), 4:2 Lemperle (45.+2), 4:3 L. Jensen (52.), 4:4 Wanitzek (55.). - Gelbe Karten: Burnic, Wanitzek, La. Günther.