Überraschung in Neu-Isenburg: Christian Keller ist am Freitag in den Aufsichtsrat der Deutschen Fußball Liga gewählt worden. Der Geschäftsführer des 1. FC Köln setzte sich in einer Kampfabstimmung gegen Klaus Filbry durch.
Aufsichtsrat der DFLFC-Geschäftsführer Christian Keller gewinnt Wahl

Köln: Christian Keller, Geschäftsführer der 1. FC Köln
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Der Vorsitzende der Geschäftsführung des SV Werder Bremen galt im Vorfeld der DFL-Mitgliederversammlung als Favorit auf die Nachfolge von Fredi Bobic. Bobic hatte aufgrund seines Ausscheidens aus der Geschäftsführung von Hertha BSC sein Amt im DFL-Aufsichtsrat niedergelegt.
FC-Geschäftsführer tritt Nachfolge von Bobic an
Nach der Wahl von Christian Keller besteht der sechsköpfige Aufsichtsrat damit aus dem Vorsitzenden Hans-Joachim Watzke (Borussia Dortmund), dem Stellvertretenden Vorsitzenden Oliver Leki (SC Freiburg), der sein Amt derzeit aufgrund seiner Funktion als DFL-Geschäftsführer ruhen lässt, Rüdiger Fritsch (Darmstadt 98), Stephan Schippers (Borussia Mönchengladbach) und Ralf Huschen (SC Paderborn). Die Abstimmung der 18 Erst- und 18 Zweitligisten fiel bei zwei Enthaltungen mit 18:16 zugunsten von Christian Keller aus. Dies berichtete zuerst der Kölner Stadtanzeiger.
Christian Keller hatte schon damit überrascht, dass er sich vom FC Augsburg und dem FC St. Pauli für die Wahl aufstellen ließ. Die Intention des 44-Jährigen lag darin, in der Diskussion um einen möglichen Investoreneinstieg bei der DFL ein Gegengewicht zu setzen und den Kritikern dieser Pläne zumindest erst einmal eine Stimme zu geben.
Christian Keller als Speerspitze einer Bewegung
Filbry dagegen setzt sich für den vom DFL-Präsidium und dem Aufsichtsrat vorgeschlagenen Einstieg eines Investors ein. Im Raum steht, dass der Geldgeber sich für einen Zeitraum von 20 bis 25 Jahren rund 15 Prozent der künftigen DFL-Erlöse sichert und dafür sofort drei Milliarden Euro ausschüttet. Ein Großteil dieser Summe soll an die 36 DFL-Clubs gehen. Keller hatte dieses mögliche, aber noch nicht endgültige ausgearbeitete Vorgehen in einem Interview mit der FAZ kritisch zur Diskussion gestellt. Ebenso wie FC-Vize-Präsident Eckhard Sauren, der in der „Süddeutschen Zeitung“ gegen die Pläne argumentiert hatte.
Anstatt einfach zuzusehen, wie die Liga für schnelles Geld einen Teil ihrer wichtigsten Einnahmequelle verkauft, nahm sich Keller im Namen des 1. FC Köln in die Verantwortung und bildete die Speerspitze einer Bewegung, deren Ziel es auch ist, dass sich die DFL wieder als Zusammenschluss aller 36 Mitglieder versteht und die Entscheidungen nicht von einzelnen Gruppen getroffen werden. Die Mitgliederversammlung im Kempinski Hotel Gravenbruch in Neu-Isenburg gab ein gutes Beispiel für mittlerweile etablierte Vorgehensweisen innerhalb der DFL ab. Filbry hatte sich in einer vor solchen Wahlen üblichen Vorabstimmung unter den 18 Bundesligisten einer Mehrheit gegenüber Keller versichert.
Die Initiative „Fanintensive Vereine“, der Eintracht Frankfurt, Schalke 04, der VfB Stuttgart, der VfL Bochum, Hertha BSC, Fortuna Düsseldorf der Hamburger SV und der 1. FC Nürnberg angehören, hatte den Werder-Chef ins Rennen geschickt. In der Vergangenheit war es dann so, dass der Gegenkandidat, in dem Fall Christian Keller, zur Abstimmung aller 36 Clubs nicht mehr angetreten war. Der FC-Geschäftsführer hielt sich aber nicht an dieses ungeschriebene Gesetz und gewann die Wahl. Offensichtlich mit den Stimmen der Zweitligisten. Keller hatte vor seinem Wechsel nach Köln am 1. April 2022 mehr als acht Jahre lang die Geschäfte von Jahn Regensburg geführt – ein Zweitligist.
„Zu einer Wahl in einer Demokratie gehören immer Gewinner und Verlierer. Ich gratuliere Christian Keller zu seiner Wahl in den Aufsichtsrat der DFL und wünsche ihm für die Aufgabe alles Gute und viel Erfolg“, sagte Klaus Filbry dem Portal „Deichstube“. Christian Keller ließ seine Wahl in das Gremium unkommentiert. Die Diskussionen über den angedachten Investoreneinstieg dürften nun kontroverser und intensiver geführt werden und der aktuell kommissarisch geführten DFL die Chance geben, ihre Gesprächs- und Entscheidungskultur neu zu gestalten.