Baumgarts Mütze als KultWieso der Verkaufsschlager an der Elbe uns Kölner so schmerzt

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Steffen Baumgart

Der gebürtige Rostocker Baumgart ist nun wieder Nordlicht - natürlich mit Mütze.

Die Schieber-Mütze war in Köln sein Markenzeichen - und ist es nun in Hamburg. Das ist schmerzvoll.

Verlassen zu werden, ist schmerzvoll, besonders wenn die Zeit des gemeinsamen Glücks noch frisch ist. Wenn es rote Rosen geregnet hat und die rote Laterne kein Gedanke wert war, weil sie immer woanders baumelte. Weil es eine Zeit war, in der die Stürmer trafen wie Amor mit seinem Pfeil — immer mitten ins Herz. Und all das lag doch sicher an diesem vor Energie nur so strotzenden Mann an der Seitenlinie. Immer zu luftig bekleidet, aber stets herzerwärmend. Und vermutlich ging doch all die magische Kraft nicht nur von seinen kauzigen Kabinenansprachen aus, sondern auch von der so belanglos grau gefärbten Schiebermütze mit dem Aufdruck „72“ (sein Geburtsjahr).

Es war alles zu schön, um wahr zu sein, und natürlich gehörte so ein Utensil für viele zum Stadionbesuch wie ein Smoking zum Wiener Opernball. Doch nun ist er weg, der ständig unter Dampf stehende Übungsleiter und mit ihm die Mütze. Oder schlimmer: Beide sind woanders (in Hamburg), und der Coach trägt die 72'er- Schieberkappe nun mit Raute. Wenig überraschend ist die knappe Kopfbedeckung auch an der Elbe ein Verkaufsschlager und vorübergehend ausverkauft. Das wiederum fühlt sich in Köln doppelt blöd an.

Sollte es doch nicht einzigartig gewesen sein, was hier passiert ist? War es nicht eine ganz besondere Zeit und ist nicht der Club ohnehin ein ganz besonderer? Spürbar anders? Eifersucht ist ein ehrliches Gefühl, und daher muss die Frage erlaubt sein: Kann denn Paderborn wie Köln und Hamburg sein? Und welcher Club muss denn nun als nächstes Schiebermützen vorbestellen? Dortmund oder doch eher Schalke oder gar der SC Verl? Und ist es eigentlich o.k., mit dem neuen Club die gleiche Liebesgeschichte noch einmal zu schreiben?

Wir denken, nein. Aber ganz objektiv sind wir nicht.

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