Das mächtige Gremium des 1. FC Köln reagiert mit deutlichen Worten auf die Kritik zweier Kandidatenteams an einer Mitgliederversammlung in reiner Präsenzform.
Diskussion um VorstandswahlenMitgliederrat des 1. FC Köln verschärft den Ton - Team Stroman kontert

Plädiert für eine Mitgliederversammlung in reiner Präsenzform: Der Mitgliederrat des 1. FC Köln um seine beiden Vorsitzenden Fabian Schwab und Stacy Krott.
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Der Ton wird rauer rund um den Wahlkampf beim 1. FC Köln. Nach den Forderungen der Teams „Stroman“ und „Adenauer“, die für den 27. September angesetzten Vorstandswahlen in Form einer hybriden Mitgliederversammlung durchzuführen, hat der Mitgliederrat mit scharfen Worten reagiert. Das Gremium, welches mit dem „Team Stobbe“ ein eigenes Kandidatentrio ins Rennen schickt, kritisierte den Vorstoß als „eine Untergrabung demokratischer Entscheidungen und eine Instrumentalisierung des Themas im Wahlkampf“.
Weiter heißt es in der am späten Dienstagabend nur auf Anfrage versendeten Stellungnahme: „Die Mitgliederversammlung, als höchstes Organ unseres Vereins, hat das Thema ‚hybride Mitgliederversammlung‘ bereits ausführlich behandelt und demokratisch darüber abgestimmt, ob dieses Format künftig Standard werden soll. Dabei wurde ein entsprechender Antrag von 77 Prozent der anwesenden Mitglieder abgelehnt – und zwar auf der hybriden Mitgliederversammlung 2021, bei der bemerkenswerterweise rund zwei Drittel der Teilnehmenden online zugeschaltet waren.“
Wir kritisieren, dass das Thema von den Teams Stroman und Adenauer im Wahlkampf instrumentalisiert und immer wieder aufgeladen wird.
Bei der Mitgliederversammlung im Herbst, die an einem Samstag im Rhein-Energie-Stadion abgehalten wird, haben die FC-Mitglieder erstmals die Wahl zwischen drei Vorstandsteams. „Aus Sicht des Mitgliederrates besteht keine neue Faktenlage, nur weil drei Teams zur Wahl stehen. Wir sind weiterhin der Überzeugung, dass die Präsenzversammlung Inklusion und echte Beteiligung am besten ermöglicht, während hybride Formate vor allem das Stimmrecht, nicht aber das Rede- und Auskunftsrecht stärken“, fuhr der Mitgliederrat fort und stellte klar: „Aus unserer Sicht sind die getroffenen demokratischen Beschlüsse gegen das Hybrid-Format begründet und wir stehen weiterhin hinter dieser Entscheidung.“
Mitte Mai hatte der Mitgliederrat mitgeteilt, dem Wunsch des noch amtierenden Vorstands nach einer hybriden Mitgliederversammlung nicht zuzustimmen, sondern eine Zusammenkunft in reiner Präsenzform zu bevorzugen. Das Thema sei „ausführlich“ zwischen den beiden dafür zuständigen Gremien diskutiert worden. „Auf dieser Basis trafen wir als Mitgliederrat eine Entscheidung, die der Vorstand respektiert und seither bei uns auch nicht weiter thematisiert hat. Auch vor diesem Hintergrund empfinden wir es als befremdlich, dass die Thematik unter anderem von einem aktuellen Vorstandsmitglied nun über die Öffentlichkeit an uns herangetragen wird“, erklärte der Mitgliederrat weiter.

Plädiert für eine Mitgliederversammlung in Hybridform: Das „Team Stroman“ um Unternehmer Wilke Stroman (M.), Ex-FC-Spielerin Tugba Tekkal und den amtierenden Vizepräsidenten Carsten Wettich.
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Das „Team Stroman“, bestehend aus Präsidentschaftskandidat Wilke Stroman, dem aktuellen Vizepräsidenten Carsten Wettich und Tugba Tekkal, hatte seine Forderungen nach einer Hybrid-Veranstaltung am Dienstag mit einem Schreiben bei den Gremien hinterlegt und praktisch zeitgleich die Öffentlichkeit in Teilen darüber informiert. Das „Team Adenauer“ unterstützt das Vorhaben. „Wir kritisieren, dass das Thema von den Teams Stroman und Adenauer im Wahlkampf instrumentalisiert und immer wieder aufgeladen wird“, monierte der Mitgliederrat.
Dafür spreche, dass „unmittelbar mit Versand des Briefs an Vorstand und Mitgliederrat das Thema bereits auf den Social-Media-Kanälen der Kandidatenteams veröffentlicht und bereits am Vortag an die Medien gespielt wurde, ohne den angesprochenen Gremien überhaupt die realistische Möglichkeit einer Antwort zu geben“. Der Mitgliederrat forderte dagegen „auch von den Wahlkämpfenden, dass diese unsere demokratischen Strukturen respektieren. Hier wird durch öffentlichen Druck versucht, demokratische Beschlüsse im eigenen Sinne zu verändern“.
Wenn bereits jede Diskussion in der Mitgliedschaft zu wichtigen Themen unterbunden werden soll, hielten wir das hingegen für bedenklich.
Die Reaktion des „Team Stroman“ folgte prompt. „Die Entscheidung über das Format der Mitgliederversammlung liegt nach der Satzung beim Vorstand, der für eine hybride MV die Zustimmung des Mitgliederrats benötigt. Wir akzeptieren daher natürlich die satzungskonforme Entscheidung des Mitgliederrats, weiterhin bei der reinen Präsenz-MV zu bleiben, auch wenn wir diese weiterhin bedauern“, erklärte das Trio am Mittwoch.
In den Gesprächen mit den Mitgliedern habe das Format der Versammlung jedoch „einen breiten Raum eingenommen“. Dies sei „für uns in diesem Ausmaß überraschend“ gewesen. Angesichts dieser Resonanz habe das Trio es „für unsere Pflicht gehalten“, das Anliegen an die Gremien heranzutragen. „Wir möchten keine demokratischen Entscheidungen untergraben“, betonten Stroman und seine Mitstreiter. Sie sagten aber auch: „Wenn bereits jede Diskussion in der Mitgliedschaft zu wichtigen Themen unterbunden werden soll, hielten wir das hingegen für bedenklich.“