Linton Maina zählt beim 1. FC Köln zu den alten Hasen. Der 26-Jährige geht bei den Geißböcken in seine vierte Saison und hat vor, noch länger zu bleiben.
Linton Maina vom 1. FC Köln„So ein Aufstieg macht süchtig“

FC-Angreifer Linton Maina im Trainingslager der Kölner im österreichischen Bad Waltersdorf.
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Herr Maina, Lukas Kwasniok hat die Zeit im Trainingslager als die schönste der gesamten Saison bezeichnet. Können Sie das aus Spielersicht bestätigen?
Die schönste Zeit der Saison ist es jetzt nicht gerade, weil es ja auch anstrengend ist (lacht). Es ist aber eine coole Zeit, weil wir uns alle besser kennenlernen. Wir lernen, den neuen Trainer besser zu verstehen und er versteht uns mehr. Ich verbringe gerne Zeit mit den Jungs und dem Staff, aber wenn man mich fragt, bin ich lieber zu Hause.
Wie froh sind Sie, wenn die Vorbereitungszeit vorbei ist?
Sehr froh, denn ich liebe die Abläufe während der Saison, mit normalem Training unter der Woche und der Vorfreude auf ein Spiel. Ich freue mich, wenn es wieder losgeht.
Aber Sie sind ein Fan dieser Mannschaft. Es ist immer wieder zu hören, die Gemeinschaft in diesem Team sei etwas Besonderes.
Ein großer Pluspunkt für uns diese Saison wird der Zusammenhalt sein. Der Großteil der Truppe spielt schon zwei, drei Jahre zusammen und wir haben viel durchgemacht in dieser Zeit mit dem Abstieg und dem direkten Wiederaufstieg. Das hat uns so zusammengeschweißt, als würden wir schon sechs, sieben Jahren zusammenspielen. Wir kennen uns alle in- und auswendig.
Was auch an der Transfersperre liegt. Hätten Sie sich im vergangenen Jahr nicht ein paar neue Gesichter gewünscht?
Also ich freue mich nach wie vor, Marvin oder Kainzi zu sehen. Jeder fühlt sich wohl in diesem Team und jeder mag den anderen.
Sie sind in dieser Zeit zu einem Führungsspieler gereift. Wie ist es dazu gekommen, dass Sie nach den Spielen die Ansagen im Kreis machen?
Es hat nach dem 1:0-Sieg bei Hertha BSC angefangen und war eher zufällig. Ich bin gebürtiger Berliner und weil es meine Stadt ist, habe ich nur gesagt, dass wir am Abend alle zusammen etwas machen können. Ich hatte da etwas organisiert. So hat es angefangen und ist dann auch wegen unserer Siegesserie zu einem Ritual geworden. Nach dem zweiten Sieg (1:0 gegen Fürth, Anm. der Redaktion) hat mir Trainer Gerhard Struber nach den Spielen immer den Auftrag gegeben, in den Kreis zu gehen und etwas zu sagen.
Er hat einen guten, sinnvollen Plan und im Vergleich zur vergangenen Saison eine andere Spielidee.
Die Transfersperre ist Geschichte und es gibt wieder Neuzugänge. Wie gut ist Eure gewachsene Gemeinschaft darin, neue Jungs zu integrieren?
Wir sind eine offene Mannschaft in einem offenen Verein, der jeden gut aufnimmt. Und wir nehmen die Neuen nicht nur gut auf, sondern wollen es auch. Wir nehmen es uns als Team zu Herzen, dass jeder sich wohlfühlt. Ich glaube, dass es Neuzugänge bei uns leicht haben, sich zu integrieren.
Neu ist auch der Trainer. Wie ist Ihr erster Eindruck von Lukas Kwasniok?
Er hat einen guten, sinnvollen Plan und im Vergleich zur vergangenen Saison eine andere Spielidee. Deswegen hakt es aktuell noch an manchen Stellen. Wir müssen uns gegenseitig besser verstehen lernen, um die Dinge so schnell und so gut wie möglich auf den Platz zu bekommen.
Schneller als in der vergangenen Spielzeit in der 2. Liga, die alles andere als leicht war, oder?
Abzusteigen und keine neuen Spieler zu bekommen, darf man nicht unterschätzen. Wir haben das bestmöglich angenommen und hatten dann einen schwierigen Start in die Saison. Den Wiederaufstieg zu schaffen, war echt schwierig. Wir Spieler können es gut einschätzen, was wir als Mannschaft geschafft haben. Auf diesen Aufstieg können wir in 20 Jahren noch stolz sein, obwohl es keine gute Saison war. Wir waren zur richtigen Zeit immer da.
Brauchte es aus Ihrer Sicht zwei Spieltage vor Saisonende noch den Impuls des Trainerwechsels?
Am Ende hat es geklappt und dann sagt jeder, es war das Richtige. Ich glaube, dass wir es auch mit Gerry Struber über die Ziellinie gebracht hätten. Er und Sportchef Christian Keller haben einen Riesenanteil an diesem Aufstieg. Friedhelm Funkel kam in einem Moment, in dem alle ein bisschen gezweifelt haben. Er hat es geschafft, uns das nötige Vertrauen zu gegen. Am Ende hat alles gepasst und sollte wohl so sein.
Sie haben nach dem 4:0 gegen Kaiserslautern und dem Aufstieg verkündet, dass Sie beim FC bleiben. Hätten Sie Ihren Vertrag auch im Fall des Nicht-Aufstiegs verlängert?
Es hing mit dem Aufstieg zusammen. Was aber nicht heißt, dass ich auf jeden Fall gegangen wäre. Mit dem Aufstieg war es aber ganz safe. Die Entscheidung ist sechs Wochen vor Saisonende gefallen. Ich war ja verletzt und wollte der Mannschaft ein Zeichen geben, weil ich davon überzeugt war, dass wir es packen.
Der Klub hat die neue Laufzeit Ihres Vertrages nicht kommuniziert. Wie lange bleiben Sie noch beim 1. FC Köln?
Auf jeden Fall die nächste Saison (lacht). Gerne auch noch ganz viele weitere. Ich fühle mich beim FC und in Köln extrem wohl und kann mir gut vorstellen, ziemlich lange hier zu leben.
Nach dem Abstieg haben Sie sich trotz einer Ausstiegsklausel ganz am Ende auch dazu entschieden zu bleiben. Warum?
Es war nicht klar, wer von den Spielern bleibt und wer neuer Trainer wird. Deshalb habe ich abgewartet, aber immer auf einen Verbleib geschielt. Ich hatte kein Problem damit in die 2. Liga runterzugehen und wollte Verantwortung übernehmen. Auch, weil ich die Liga kannte und meine Erfahrung aus den drei Jahren in Hannover einbringen wollte.
Sich nicht an die Absprache zu halten, war das Schlimme an der Sache.
Zur vergangenen Saison gehört auch die Geschichte an Karneval, als Sie und ein paar Teamkollegen an Weiberfastnacht entgegen der Absprache feiern gegangen sind.
Ich habe mich nicht an die Abmachung gehalten, die Konsequenzen daraus gezogen und mich bei der Mannschaft entschuldigt. Sich nicht an die Absprache zu halten, war das Schlimme an der Sache und das wird nicht wieder vorkommen. Für die Mannschaft und für mich ist das Thema längst abgehakt. Mich wundert manchmal schon, dass immer noch darüber gesprochen wird. Wahrscheinlich gehört das in Köln einfach dazu.
Wie die Euphorie nach einem Aufstieg. Wie nehmen Sie die aktuelle Aufbruchstimmung rund um den FC wahr?
Es ist wieder eine Veränderung, mit dem neuen Trainer, Thomas Kessler als Sportdirektor und den Neuzugängen. Es passieren viele Dinge, wie die Veränderungen am Geißbockheim oder dass wir einen neuen Ausrüster bekommen. Ich spüre, dass da etwas heranwächst und wir uns etwas vornehmen. Wir wollen den FC vom Image des Fahrstuhl-Klubs befreien. So ein Aufstieg macht süchtig und Lust darauf, zu erreichen, was man sich vornimmt.
Was können Sie dazu beitragen, dass es für den 1. FC Köln eine gute Saison 2025/26 wird?
Ich will genauso weitermachen wie vergangene Saison und Verantwortung auf und neben dem Platz übernehmen. Ich bin mittlerweile 26 Jahre alt, seit 2022 beim FC und fühle mich wohl hier. Ich weiß inzwischen, wie der Verein und die Menschen hier ticken. Und natürlich will ich meine Qualitäten auf den Platz bringen, noch bessere Entscheidungen im letzten Drittel finden, mein Spiel insgesamt weiter verbessern und die Idee des Trainers auf den Platz bringen.
Auf Ihrer Position, der linken Außenbahn, gibt es mit Florian Kainz und den Neuzugängen Said El Mala und Jakub Kaminski viel Konkurrenz. Wie schätzen Sie die Situation ein?
Stimmt, wir sind einige Spieler auf der Position. Konkurrenzkampf ist wichtig und muss da sein. Ich glaube, dass alle, die links spielen, auch rechts spielen können. Der Trainer hat da viele Möglichkeiten und das ist doch gut. Wir als Spieler müssen den Konkurrenzkampf annehmen und das Positive draus ziehen. Für mich ist der Konkurrenzkampf jedenfalls sehr wichtig.