Der Ton auf der Mitgliederversammlung des 1. FC Köln wird rauer. Der Mitgliederrat hat den scheidenden Vorstand mit einer Generalabrechnung verabschiedet.
MitgliederversammlungMitgliederrat des 1. FC Köln greift Vorstand frontal an - Mäßige Entlastung für beide Gremien

Distanziertes Verhältnis: Mitgliederratschef Fabian Schwab (l.) und der scheidende FC-Präsident Werner Wolf (r.) auf der Mitgliederversammlung.
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Der Mitgliederrat des 1. FC Köln hat den scheidenden Vorstand um Werner Wolf, Eckhard Sauren und Carsten Wettich auf der Mitgliederversammlung im Rhein-Energie-Stadion massiv angegriffen. „Die Zusammenarbeit war schwierig, schleppend und größtenteils nicht konstruktiv“, kritisierte der Gremiums-Vorsitzende Fabian Schwab und konstatierte: „Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit war nicht möglich.“
Die auf Vorschlag des Mitgliederrats erfolgte Nichtentlastung des Vorstands auf der Mitgliederversammlung 2024 habe bei Wolf, Sauren und Wettich „zu Enttäuschung und persönlichen Befindlichkeiten“ geführt. Die daraus erfolgte Kritik des Trios sei „vermessen und realitätsfremd“ gewesen. Danach habe sich die Zusammenarbeit vonseiten des Vorstands auf „das absolut Notwendige“ konzentriert.
Die Amtszeit war eine Achterbahnfahrt und kein konstanter Weg nach oben.
Weitere Kritik übte der Mitgliederrat am Umgang des Vorstands mit der Geschäftsführung. Die Vertragsverlängerung mit Ex-Sportchef Christian Keller müsse „rückblickend kritisch betrachtet werden“, meinte Schwab. Die Suche nach einem Nachfolger für Ex-Marketingchef Markus Rejek bezeichnete er als „schleppend“: „Wir hätten eine straffere Entscheidungsfindung für notwendig erachtet.“ Die Installation von Philipp Liesenfeld als Rejek-Nachfolger sei „trotzdem richtig“ gewesen.
Weiter kritisierte Schwab, dass der Vorstand den Jahresbericht im Vorfeld nicht zur Verfügung gestellt habe. „Somit ist die satzungsgemäße Berichtspflicht für uns nicht möglich.“ Schwabs Fazit: „Die Amtszeit war eine Achterbahnfahrt und kein konstanter Weg nach oben.“
Die vergangenen sechs Jahre waren die intensivsten und prägendsten Zeiten meines Lebens.
Zuvor hatte sich Werner Wolf sichtlich gerührt von den Mitgliedern verabschiedet. „Die vergangenen sechs Jahre waren die intensivsten und prägendsten Zeiten meines Lebens. Ich wollte dem Verein etwas zurückgeben. Heute gebe ich mein Amt demütig und dankbar zurück“, sagte der 69-Jährige, der den FC für die Zukunft gut aufgestellt sieht: „Ich freue mich, einen kernsanierten, wirtschaftlich gesunden und sportlich schlagkräftigen Verein zu übergeben.“ Als die Mitglieder sich von ihren Plätzen erhoben, kämpfte Wolf mit den Tränen. „Ab jetzt bin ich einfach nur noch Fan. Vielen Dank für unvergessliche sechs Jahre.“
Die Entlastung beider Gremien fiel durchwachsen aus. Eckhard Sauren erreichte mit 79,41 Prozent noch das beste Ergebnis, gefolgt von Werner Wolf (77 Prozent). Der zur Wiederwahl antretende Carsten Wettich kam auf magere 60,86 Prozent. Der Mitgliederrat erhielt ebenfalls nur 69,09 Prozent. Bei der für den Abend zu erwartenden Wahl des neuen Vorstands duellieren sich mit den Teams „Stobbe“, „Stroman“ (um Carsten Wettich) und „Adenauer“ erstmals in der FC-Geschichte drei Mannschaften.
