Der 1. FC Köln hat sich nach einer enttäuschenden Leistung bei Borussia Mönchengladbach mit 1:3 geschlagen geben müssen. Eine Reaktion zeigten die Geißböcke erst nach dem 0:3-Rückstand.
Niederlage im Derby1. FC Köln hadert mit dem Videoassistenten

Die Vorentscheidung: Der Gladbacher Kevin Diks erhöht mit einem umstrittenen Handelfmeter auf 2:0.
Copyright: IMAGO/Revierfoto
Der 1. FC Köln hat nach einem furiosen Saisonstart einen bitteren Rückschlag hinnehmen müssen. Nach der bis dato schwächsten Saisonleistung verlor der Aufsteiger das Derby bei Borussia Mönchengladbach am Samstagabend verdient mit 1:3 (0:1). Durch die vierte Saisonniederlage rutschte die Mannschaft von Lukas Kwasniok zur Länderspielpause auf den neunten Rang ab und verpasste es, ihren Vorsprung auf die Abstiegsplätze der Fußball-Bundesliga weiter auszubauen.
„Die Dramaturgie des Spiels war heute nicht auf unserer Seite. Deswegen gehen wir als Verlierer vom Platz“, haderte Kwasniok mit gleich zwei Videobeweisen zu Ungunsten seiner Mannschaft. Philipp Sander (45.+2), Kevin Diks (62./Handelfmeter) und Haris Tabakovic (64.) erzielten die Tore für die wiedererstarkte Borussia, die durch den zweiten Sieg in Folge die Abstiegsregion verließ. Der eingewechselte Luca Waldschmidt betrieb per Foulelfmeter (90.+2) nur noch etwas Ergebniskosmetik für den FC. „Wir sind enttäuscht“, sagte Sportdirektor Thomas Kessler. „Wir hatten das Momentum heute überhaupt nicht auf unserer Seite.“
Die Dramaturgie des Spiels war heute nicht auf unserer Seite. Deswegen gehen wir heute als Verlierer vom Platz.
Die Kölner begannen im Vergleich zum 4:1-Sieg gegen den Hamburger SV mit einer neuen Doppelspitze. Zwei Tage nach seiner erstmaligen Nominierung für die Nationalmannschaft durfte sich Said El Mala im Duell mit seinem früheren Jugendclub von Beginn an zeigen. Außerdem kehrte Marius Bülter in die Startelf zurück. Im Gegenzug nahmen Linton Maina und Ragnar Ache zunächst auf der Bank Platz. Hinter El Mala und Bülter bekleidete erneut Florian Kainz die Zehnerposition.
Die Gastgeber hatten zunächst etwas mehr vom Spiel, den ersten Abschluss aber verzeichnete der FC. Denis Huseinbasic und Isak Johannesson kombinierten Bülter frei, der aus halblinker Position das kurze Eck anvisierte. Moritz Nicolas tauchte ab und klärte zur Ecke (10.). Auf der Gegenseite wurde es in der 16. Minute erstmals gefährlich. Nach einer Flanke von links kam Tabakovic wohl noch leicht an den Ball und zwang Marvin Schwäbe aus kurzer Distanz zu einem starken Reflex.
Danach verflachte die Partie. Beiden Mannschaften fehlte es an Mut, Tempo und Ideen, weshalb sich das Geschehen hauptsächlich im Mittelfeld abspielte. „Wir hatten in der ersten Halbzeit viele Ballbesitzphasen, aber keine Lösungen im letzten Drittel“, fasste Kapitän Schwäbe das Kölner Problem zusammen. Als sich das Spiel ohne wirkliche Höhepunkte der Pause entgegenschleppte, wurde es praktisch aus dem Nichts turbulent. Nach einem Zweikampf im Kölner Strafraum zwischen Kristoffer Lund und Tabakovic sank der Gladbacher Torjäger zu Boden. Schiedsrichter Deniz Aytekin zögerte kurz, ließ unter wilden Pfiffen des Heimpublikums zunächst aber weiterspielen.
1. FC Köln: Schwäbe pariert Elfmeter - und ist wenig später doch geschlagen
Doch dann meldete sich Videoassistent Benjamin Cortus zu Wort und schickte Aytekin an den Bildschirm. Nach Ansicht der Videobilder – Honorat war vor Lund an den Ball gekommen und dann mit seinem Gegenspieler zusammengeprallt – revidierte Aytekin seine Entscheidung und verhängte einen Elfmeter. Schwäbe roch die richtige Ecke, tauchte nach rechts ab und parierte gegen Tabakovic. Nach der folgenden Ecke lag der FC dennoch zurück. Die Kölner bekamen das Spielgerät nach mehreren Kopfbällen nicht richtig geklärt, weshalb Sander aus halblinker Position unhaltbar für Schwäbe ins lange Eck abschließen konnte (45.+2).
Kwasniok reagierte auf den harmlosen Auftritt seines Teams und wechselte zur Pause zweimal aus. El Mala und Kainz blieben in der Kabine, Sebastian Sebulonsen und Ragnar Ache ersetzten das Duo. Jakub Kaminski wechselte im Zuge der Umstellungen zurück auf seine stärkere linke Seite. Zunächst wirkte es auch so, als würde der FC den Druck erhöhen können. Drei Minuten nach Wiederbeginn lenkte Bülter eine Flanke auf das Tordach.
Doch dann wurde dem FC zum zweiten Mal der Videobeweis zum Verhängnis. Nach einem weiten Gladbacher Einwurf sprang Lund der Ball unglücklich an die Hand. Das Spiel lief wie schon vor dem ersten Elfmeter erst einmal weiter, ehe Aytekin auf Intervention des „Kölner Keller“ erneut auf den Punkt zeigte. Kevin Diks erhöhte auf 2:0 – auch wenn Schwäbe abermals das richtige Eck geahnt hatte (62.). Zwei Minuten später war das Derby endgültig entschieden. Cenk Özkacar verursachte mit einem Ballverlust gegen Honorat einen Konter, an dessen Ende Tabakovic nur noch ins leere Tor einschieben brauchte.
Immerhin bäumten sich die Kölner noch einmal auf. Kaminski verpasste mit einem Fernschuss ans Lattenkreuz den schnellen Anschluss (65.). Dann setzte Ache einen Kopfball zu zentral auf Nicolas (68.). Huseinbasic probierte es noch einmal aus der Distanz (81.), ehe Ache in der Nachspielzeit einen Foulelfmeter herausholte und Waldschmidt den Kölner Ehrentreffer erzielte (90.+2). „Der Spielverkauf, der in der vergangenen Woche noch auf unserer Seite war, ist diesmal sehr unglücklich für uns gewesen“, sagte ein geknickter Bülter. „Wir sind in der zweiten Halbzeit gut reingekommen, kassieren dann aber zwei Tore in drei Minuten. Danach war unsere Reaktion gut.“ Doch das war an diesem Abend nur ein schwacher Trost für die Kölner.
Borussia Mönchengladbach: Nicolas; Sander (63. Friedrich), Elvedi, Diks; Scally, Reitz (90.+6 Fraulo), Neuhaus (75. Reyna), Engelhardt, Ullrich; Honorat (76. Machino), Tabakovic. – 1. FC Köln: Schwäbe; Schmied, Martel, Özkacar (67. Waldschmidt); Kaminski, Johannesson (80. Castro-Montes), Huseinbasic, Kainz (46. Ache), Lund Hansen (67. Maina); Bülter, S. El Mala (46. Sebulonsen). – SR.: Aytekin (Oberasbach). – Zuschauer: 54.042 (ausverkauft). – Tore: 1:0 Sander (45.+2), 2:0 Diks (61./Handelfmeter), 3:0 Tabakovic (64.), 3:1 Waldschmidt (90.+2/Foulelfmeter). – Gelbe Karten: Reitz, Diks; Huseinbasic, Ache, Sebulonsen. – Besonderes Vorkommnis: Schwäbe (Köln) hält Foulelfmeter von Tabakovic (45.+2).
