Der 1. FC Köln feiert am Samstag seine Saisoneröffnung und trifft einen Tag später auf den niederländischen Zweitligisten Vitesse Arnheim, dem nach dem Entzug der Profilizenz ein tiefer Fall droht.
Vorletzter Test für den 1. FC KölnKwasniok nähert sich seiner Startelf an

Ab ins Dribbling: Offensiv-Neuzugang Marius Bülter bei seiner ersten Trainingseinheit am Geißbockheim.
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Die Vorfreude ist groß bei Lukas Kwasniok. Schließlich ist es nicht irgendein Termin, der für den 1. FC Köln am Samstag auf dem Programm steht. Wenn der Bundesliga-Rückkehrer ab 11.11 Uhr zur Saisoneröffnung auf die Stadionvorwiesen einlädt, werden wie in all den Jahren Zehntausende FC-Fans erwartet. „Endlich darf ich so etwas mal erleben. Das ist es etwas ganz Besonderes und Spezielles“, freut sich der volksnahe neue FC-Trainer auf die schunkelnde Menge.
Kwasniok ist solche Dimensionen bislang nicht gewohnt. Auf seinen vorherigen Stationen in Paderborn, Saarbrücken und Jena war der Andrang vergleichsweise überschaubar. Ein traditioneller Programmpunkt in Köln ist das gemeinsame Singen der Hymne. Kwasniok will nicht unvorbereitet sein, wenn er auf der Bühne steht, den Schal in die Höhe hält und das Lied der „Höhner“ erklingt. „Ich bin fleißig am Üben“, berichtet der 44-Jährige, schränkt aber ein: „Ich bitte darum, mir nachzusehen, dass mir die Hymne noch nicht in Perfektion in Fleisch und Blut übergegangen ist.“
Ich bin fleißig am Üben, bitte aber darum, mir nachzusehen, dass mir die Hymne noch nicht in Perfektion in Fleisch und Blut übergegangen ist.
Einen Tag später überprüft der FC dann in einem weiteren Testspiel, inwiefern Kwasnioks Spielidee der Mannschaft bereits in Fleisch und Blut übergangen ist. Gegner hinter verschlossenen Türen im Franz-Kremer-Stadion ist der vom deutschen Trainer Rüdiger Rehm betreute niederländische Zweitligist Vitesse Arnheim (15.30 Uhr, Livestream auf fc.de). Zwei Wochen vor dem ersten Pflichtspiel im DFB-Pokal bei Zweitliga-Absteiger Jahn Regensburg will Kwasniok die auf viermal 30 Minuten ausgeweitete Spielzeit nutzen, um der Findung seiner Startelf einen weiteren Schritt näherzukommen. „Wir werden die Spielzeit erhöhen, jeder bekommt 60 Minuten, um sich immer mehr einer vermeintlichen Startelf anzunähern“, kündigt er an.
Kwasniok fordert einen dominanten Auftritt von seiner Mannschaft. „Intensität nach Ballverlusten und Gegenpressing – das werden unsere Schwerpunktthemen sein, weil wir davon ausgehen, dass wir den Gegner fußballerisch bespielen werden. Das ist auch der Ansatz für das Spiel“, erklärt der FC-Trainer, und weiter: „Gleichzeitig wollen die Holländer immer auch einen gepflegten Ball spielen, daher musst du gegen den Ball gut arbeiten. Deshalb ist es ein perfektes Testspiel.“
Wir werden die Spielzeit erhöhen, jeder bekommt 60 Minuten, um sich immer mehr einer vermeintlichen Startelf anzunähern.
Für Marius Bülter soll es der erste Einsatz im FC-Trikot werden. Der frisch verpflichtete Neuzugang aus Hoffenheim nahm am Freitag erstmals am Training seiner neuen Mannschaft teil. Der 32-Jährige („Direkt bei der ersten Anfrage habe ich mir gedacht, das könnte passen“) soll mit seiner Erfahrung von 146 Bundesligaspielen Führungsaufgaben übernehmen und mit seiner Variabilität die Offensive bereichern.
Neben Übungen auf dem Kleinfeld stand bei Bülters erster Einheit am Geißbockheim das Einstudieren von Eckballvarianten im Mittelpunkt. Leart Pacarada, der am Donnerstag umgeknickt war und die Einheit vorzeitig beenden musste, konnte lediglich ein individuelles Programm absolvieren. Jacob Christensen wirkte zumindest teilweise wieder mit; nach langer Verletzungspause hatte der Däne zuletzt mit muskulären Beschwerden zu kämpfen.
FC-Gegner Vitesse Arnheim droht Sturz in die Bedeutungslosigkeit
Trotz alledem könnte die Aussagekraft des vorletzten Testspiels in diesem Sommer mit Vorsicht zu genießen sein. Das liegt zum einen daran, dass Vitesse vor einer Woche bei Drittligist Wehen Wiesbaden (0:4) deutlich unterlag. Vor allem aber bangt der hoch verschuldete Traditionsclub aus der Provinz Gelderland mehr denn je um seine Zukunft. Wegen erneuter Verstöße gegen Lizenzbestimmungen hat der niederländische Fußballverband KNVB dem Pokalsieger von 2017 die Profilizenz aberkannt – und zwar bereits zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres.
Im Gegensatz zum Vorjahr aber lehnte der Berufungsausschuss einen Einspruch des abgeschlagenen Tabellenletzten der vergangenen Zweitliga-Saison ab. In einer Stellungnahme zeigte sich Vitesse „am Boden zerstört“ und kündigte an, den Gang vor ein Zivilgericht zu prüfen. Arnheim waren in den vergangenen beiden Spielzeiten beispiellose 57 Punkte abgezogen worden. Auch deshalb stieg Vitesse vor einem Jahr zum ersten Mal seit 35 Spielzeiten aus der Eredivisie ab.