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Vorstand 1. FC KölnMitgliederrat stellt ein Team aus drei Einzelkandidaten zusammen

Lesezeit 6 Minuten
der Mitgliederrat mit dem Vorsitzenden Daniel Schwab und seine Stellvertreterin Stacy Krott stellen ihre Kandidaten für den im Herbst zu wählenden Vorstand vor: Jörn Stobbe Mitte, als Präsident, Prof. Dr. Ulf Sobek links, und Dr. Jörg Alvermann rechts als Vizepräsidenten,

Das Team des Mitgliderrates des 1. FC Köln: Jörn Stobbe (Mitte), als Präsident, Prof. Dr. Ulf Sobek (links), und Dr. Jörg Alvermann (rechts) als Vizepräsidenten. 

Der Mitgliederrat des 1. FC Köln hat sein Vorstandsteam nominiert. Jörn Stobbe, Ulf Sobek und Jörg Alvermann haben sich am Mittwoch der Öffentlichkeit vorgestellt.

Der Mitgliederrat des 1. FC Köln wollte es sich nicht nehmen lassen, die Nachricht exklusiv zu verbreiten – und wenn es mitten in der Nacht ist. Immerhin war es dem Aufsichtsratsgremium gelungen, seinen langwierigen und intensiven Auswahlprozess für ein neues Vorstandstrio so durchzuführen, dass so gut wie keine Informationen an die Öffentlichkeit gedrungen waren. Der 11. Juni 2025 war gerade eine halbe Stunde alt, als der Mitgliederrat weißen Rauch aufstiegen ließ und über eine Pressemitteilung mit Jörn Stobbe als Präsidentschaftskandidat sowie Jörg Alvermann und Ulf Sobek als Vizepräsidenten seinen Vorschlag für die Vorstandswahlen im September präsentierte.

„Für mich ist es ein Riesenzeichen, dass das mit der Vertraulichkeit geklappt hat“, lobte Stobbe den Auswahlprozess. Der 59-Jährige bildete sicherlich die größte Überraschung bei der Nominierung des Mitgliederrates. Zum einen, weil über seine   Person im Gegensatz zu   Sport- und Steuerrechtler Alvermann sowie Sportwissenschaftler Sobek im Vorfeld nicht spekuliert worden war. Es hatte sich lange das Gerücht gehalten, das Alexander Wüerst als langjähriger Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Köln für das Amt des Präsidenten kandidieren würde. „Es gab Gespräche, aber Herr Wüerst war kein Kandidat“, erklärte Fabian Schwab, Vorsitzender des FC-Mitgliederrats, am Mittwoch.

Stobbes Nominierung überraschte aber vor allem aufgrund seiner Vorgeschichte. Der Immobilienmanager soll schon mehrfach damit geliebäugelt haben, in das operative Geschäft beim FC einzusteigen. Das erste Mal, als es darum ging, 2013 den Posten des Geschäftsführers Finanzen zu besetzen. Den Zuschlag erhielt Alexander Wehrle. Stobbe ging in den FC-Aufsichtsrat, dem   er bis 2018 als Mitglied angehörte und dessen Vorsitz er von 2019 bis 2021 innehatte.

Stobbe hat Vergangenheit als Investor im Fußball

Als der Mitgliederrat mit Stefan Müller-Römer an der Spitze 2019 sein Vorstandsteam   nominierte und sich letztlich für Werner Wolf, Eckhard Sauren und Jürgen Sieger entschied, gehörte auch Stobbe zu den Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten, konnte sich aber nicht gegen Sauren durchsetzen. Als es schließlich im Jahr 2022 um die Nachfolge von Alexander Wehrle als Geschäftsführer ging, soll Stobbe erneut seinen Hut in den Ring geworfen haben.

Der 2,06 Meter große ehemalige Handballer von TuSEM Essen stand bei der Vorstellung am Mittwoch im Presseraum des Rheinenergiestadions nicht nur aufgrund seiner Körpergröße im Fokus der ersten Fragen. Immerhin hatte sich der fünffache Familienvater zumindest indirekt als Investor im Fußball engagiert.   Eine Tätigkeit, die so gar nicht zum FC passt, hat sich der Club doch auf die Fahnen geschrieben, frei von Investoren zu bleiben.

„Das war ein Hauptthema, dem ich im Auswahlprozess Rede und Antwort stehen musste“, war Stobbe auf die unausweichliche Frage vorbereitet. Im Mitgliederrat hatte es laut Fabian Schwab zu Anfang des Auswahlprozesses Stimmen gegeben, die aufgrund seiner Investorentätigkeit noch nicht einmal ein Gespräch mit Stobbe in Erwägung gezogen hatten. Der Präsidentschaftskandidat hatte über seine Familie Anteile an Kickers Offenbach erworben und zusammen mit Christopher Garbe auch versucht, eine Beteiligungsgesellschaft für den Hamburger SV zu gründen.

Der FC braucht keine Investoren und wird unter mir auch keine bekommen.
Jörn Stobbe, Präsidentschaftskandidat beim 1. FC Köln

„Ich selbst habe nicht investiert. Meine Familie hat passiv geholfen“, erklärte Stobbe das Engagement in Offenbach. Die Beteiligung der Kickers endete im April. Nach Auskunft von Fabian Schwab war Stobbes Beteiligung in Offenbach auch der Grund dafür, dass die Nominierung des Vorstandstrios erst nach Mitternacht amtlich werden konnte: „Die Wahlkommission hat das sehr genau geprüft.“ Stobbe selbst machte am Mittwoch klar, dass es mit ihm als Präsidenten keine Investoren beim FC geben wird: „Da gebe ich ein klares Commitment ab. Der FC braucht keine Investoren und wird unter mir auch keine bekommen. Ich werde den FC vor Investoren schützen.“

Fragen warf auch die Zusammenstellung des Mitgliederratsteams auf, da es sich um drei Kandidaten handelt, die sich unabhängig voneinander initiativ bei dem Gremium beworben haben. „Die drei bringen enorme Expertise in unseren Schlüsselthemen Sport, Finanzen und Recht mit. Sie haben gemeinsam ein Konzept entwickelt, welches uns überzeugt hat und in seiner Gesamtheit den besten Eindruck hinterlassen hat. Darüber hinaus vertreten alle drei die Werte unseres FC und sind menschlich wie fachlich mehr als geeignet, das Vorstandsamt zu bekleiden“, hob Schwab hervor.

Vom Mitgliederrat „gegrillt“ worden

Die drei Kandidaten, die nach eigener Aussage vom Mitgliederrat im Auswahlprozess „gegrillt“ worden seien, hätten zudem als Team überzeugt. „Alle drei haben einzeln bei uns einen guten Eindruck hinterlassen. Für uns galt es aber herauszufinden, ob sie auch als Team funktionieren“, betonte Schwab und fügte hinzu: „In den weiteren Gesprächsrunden haben sie uns auch als Team überzeugen können. Sie haben auf Anhieb harmoniert, sehr gut zusammengearbeitet und einen unglaublich motivierten und authentischen Eindruck hinterlassen“, schwärmte Schwab.

„Ich habe ein Talent dafür, Menschen zusammenzuführen und kriege es immer wieder hin, Menschen davon zu überzeugen, dass sie an einem Strang ziehen“, beschrieb Jörn Stobbe seine Fähigkeiten und verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass ihm dies auch bei FC und seinen vielen Gremien gelingen wird. Dafür will sich der mit seiner Familie in Königsstein lebende Manager auch eine Wohnung in Köln suchen.

Ulf Sobek ist mit der U17 des FC Meister geworden

An seiner Seite steht Ulf Sobek, der sich im Vorstand als Vizepräsident vorrangig um die sportlichen Themen kümmern soll. Für den 53-jährigen Sportwissenschaftler und Fitnesscoach der U21-Nationalmannschaft ist es der dritte Anlauf, in den Vorstand des 1. FC Köln zu kommen. Nach dem Ausscheiden von Jürgen Sieger kam er bei der Nachbesetzung im Jahr 2020 als Kandidat nicht an Carsten Wettich vorbei.

2022 bewarb sich Sobek, der 2011 mit der U17 des FC als Teil des Trainerteams Deutscher Meister wurde, mit Philipp Herpel und Stefan Jung beim Mitgliederrat, wurde aber nicht nominiert. „Ich bin seit 47 Jahren FC-Fan und möchte unseren Verein weiterbringen. Es geht nicht nur darum zu schauen, was auf dem Platz passiert, sondern auch wie die Rahmenbedingungen gestaltet sind“, begründete Sobek sein Engagement.

Der Mitgliederrat ist das Aufsichtsorgan für den  Vorstand und sollte daher auch Aufsichtsrat heißen.
Jörg Alvermann, Vorstandskandidat beim 1. FC Köln

Der anerkannte Sportrechtler Jörg Alvermann ist seit 20 Jahren FC-Mitglied und treuer Begleiter des Clubs bei Heim- und Auswärtsspielen. Der 53-Jährige lebt in Sülz und ist nicht nur als U19-Trainer bei Blau-Weiß Köln tief in der Stadt verwurzelt. Alvermann, der im Vorstand für rechtliche und finanzielle Themen steht, kündigte grundlegende strukturelle Änderungen an. Diese betreffen sowohl die Rechtsform als auch die in die Jahre gekommene Satzung. Zu den Ideen gehört, die KGaA aufzulösen und den FC in einen e.V. zurückzuführen.

„Satzung und Rechtsform sind historisch entstanden und passen in ihrer aktuellen Form nicht mehr zu der Struktur des Vereins“, erklärte Alvermann. Er verwies zudem auf die unübersichtliche Gremienvielfalt, die es zu verschlanken gelte, um für mehr Transparenz in der externen Kommunikation zu sorgen. Zudem soll der Mitgliederrat, den Alvermann für den ehrenamtlich durchgeführten Auswahlprozess ausdrücklich lobte, einen Namen erhalten, der seine Aufgabe beschreibt: „Der Rat ist das Aufsichtsorgan für den Vorstand und sollte daher auch Aufsichtsrat heißen.“