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Vorstandswahl 1. FC KölnKandidatenteams streiten um die Zukunft des Stadions

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Gut gelaunt: Die Teams Adenauer, Stobbe und Stroman (v.l.n.r.) nach drei Stunden sachlicher Debatte in der Wahlkampfarena der „fans 1991“.

Gut gelaunt: Die Teams Adenauer, Stobbe und Stroman (v.l.n.r.) nach drei Stunden sachlicher Debatte in der Wahlkampfarena der „fans 1991“.

Bis zu 4500 Zuschauer verfolgten via Livestream die Wahlkampf-Arena der „fans 1991“, bei der die drei Kandidatenteams für die Wahl zum neuen Vorstand des 1. FC Köln erstmals direkt aufeinandertrafen und diskutierten.

Drei Teams stellen sich am 27. September auf der Mitgliederversammlung (MV) des 1. FC Köln zur Vorstandswahl. Die mit 15.700 Mitgliedern größte Fanorganisation des FC „fans 1991“ hat die neun Kandidaten nun zum ersten Mal zusammengebracht und die Teams „Stobbe“, „Stroman“ und „Adenauer“ drei Stunden lang zu sechs Themengebieten Stellung beziehen lassen. Nach der kontroversen Diskussion um eine hybride MV taten sich weitere Unterschiede auf:

Sportliche Kompetenz

Der ehemalige Co-Trainer von Christoph Daum, Roland Koch, der im Team von Sven Adenauer den erkrankten Thorsten Kiesewetter vertrat, hält sportliche Kompetenz des Vorstands im Zusammenspiel mit der Geschäftsführung für zwingend erforderlich. Der Sportwissenschaftler und Trainer Ulf Sobek plädierte für um Präsidentschaftskandidat Jörn Stobbe des FC-Mitgliederrats in die gleiche Richtung und forderte Diskussionen auf Augenhöhe zwischen Vorstand und Sportchef: „Es hat bislang jemand gefehlt, der das von der Pike auf gelernt hat.“ Ex-FC-Spielerin Tugba Tekkal vertrat für das von Unternehmer Wilke „Team Stroman“ die Auffassung, dass der Vorstand keine operativen Entscheidungen treffen dürfe, er die Geschäftsführung aber mit Wertschätzung und Vertrauen kontrollieren und Ziele vorgeben und messen müsse.

Talentebindung

Für Tekkal beginnt die Talentbindung damit, dass sich die jungen Spieler wertgeschätzt und gesehen fühlen, es eine Nahbarkeit des Vorstands gibt. Wilke Stroman will mehr Geld für die Toptalente in die Hand nehmen: „Wir müssen mutiger sein bei den Verträgen und unternehmerische Angebote machen.“

Sobek möchte die FC-Akademie „groß machen“, den Talenten einen klaren Karriereplan aufzeigen und sie mit sogenannten Übergangstrainern als Menschen ganzheitlich fördern und resilienter machen. „Es darf nicht sein, dass junge Spieler beim FC fallen gelassen wird.  Wenn ein Spieler dann geht, was nicht zu verhindern ist, soll er mit einem Blumenstrauß durch die Tür gehen.“ Roland Koch erinnerte an den schmerzhaften Abgang von Florian Wirtz nach Leverkusen: „Der FC hat die beste Jugendarbeit in Deutschland. Wir müssen die Talente frühzeitig erkennen, ihr persönliches Umfeld umgarnen und jedes Jahr eine Wildcard für einen Nachwuchsspieler im Profikader vergeben.“

Stadionaus- und Neubau:

Das Team Adenauer verfolgt angesichts der großen Nachfrage an Tickets für FC-Heimspiele die Vision des Baus eines neuen Stadions, das in der „Nähe von Köln“ entstehen soll: „Es soll nicht nur ein Fußballstadion mit einer Kapazität von 80.000 werden, sondern auch ein Magnet für Touristen.“ Der Neubau, der wohl eine Milliarde Euro an Kosten verschlingen würde, soll klimaneutral und ein „Vorbild für Stadien in der ganzen Welt sein“. Bis zum Ende des laufenden Pachtvertrages im Jahr 2034, will das Team Adenauer den Komfort im RheinEnergiestadion verbessern. Der geplante Neubau soll wohl auch als Druckmittel gegenüber der Stadt Köln dienen.

Wir pokern nicht um den Standort Müngersdorf.
Jörg Alvermann, Team Stobbe

„Wir pokern nicht um den Standort Müngersdorf“, sagte Jörg Alvermann aus dem Team Stobbe, das für einen Ausbau des Stadions plädiert. „Wir müssen größer denken und bei einem Ausbau auch an eine Olympia-Bewerbung für 2048 oder ein Halbfinale bei einer WM oder EM denken“, sagte Jörn Stobbe, der mit seinem Vorstandsteam den Kauf des Stadions vorantreiben will.

Für das Team Stroman stellte Carsten Wettich klar, dass ein Neubau „auf der grünen Wiese“ nicht infrage käme. Mit dem neuen Vorstand und neuem Oberbürgermeister, müsse das Thema „Zukunft des Stadions“ zügig angegangen werden: „Das Stadion soll ein ganzjähriger Anlaufpunkt für Sport, Kultur und Unterhaltung werden, ein Leuchtturm für Köln“, sagte der amtierende Vizepräsident.

Kurzfristig wollen die drei Teams alle Möglichkeiten einer Kapazitätserhöhung prüfen und die Verteilungsproblematik der im Tagesverkauf verfügbaren Tickets (rund 15.000) angehen.

Ausbau Geißbockheim:

Jörg Alvermann stieg in den Kommunalwahlkampf ein und erklärte, dass die Kölner CDU den Ausbau verhindere: „Es geht darum, das Vertrauen in die Politik zurückzugewinnen. Die Gleueler Wiesen sind ein Spielball der Politik.“ Team Stobbe hält auch an Plan B fest, der zusammen mit Breitensportvereinen den Ausbau der Plätze  an der Kampfbahn und von BW Köln vorsieht. Für Tugba Tekkal geht es darum, alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen und respektvoll miteinander umzugehen: „An diesem Ort kommen alle zusammen, Frauen, Männer, Jungs und Mädchen.“

Rechtsform

Während Team Stobbe prüfen möchte, ob eine Rückkehr aus der KGAA in den e.V. möglich ist, plädiert Team Stroman für einen Wechsel in eine GmbH. Die Marke FC müss aber auf jeden Fall in den e.V. zurück. „Die Frage ist für uns nicht so wichtig ist. Wir erden das von Experten prüfen lassen“, sagte Sven Adenauer.