Drei Teams wollen den neuen Vorstand des 1. FC Köln bilden. Worin unterscheiden sie sich und wer hat die größten Chancen.
Vorstandswahlen 1. FC KölnDrei Teams haben das gleiche Ziel

Nachfolger gesucht: der aktuelle Vorstand des 1. FC Köln mit (v.l.) Carsten Wettich, Werner Wolf und Eckhard Sauren.
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Der Wahlkampf ist endgültig eröffnet. Nachdem der Mitgliederrat des 1. FC Köln am Mittwoch seine Kandidaten für die Wahl zum Vorstand vorgeschlagen hat, steht fest, dass mindestens drei Teams auf der nächsten Mitgliederversammlung im September gegeneinander antreten wollen. Sicher ist aktuell nur, dass das vom Mitgliederrat ausgewählte Trio mit Präsidentschaftskandidat Jörn Stobbe sowie Jörg Alvermann und Ulf Sobeck auch zur Wahl antreten kann. Das Aufsichtsgremium des FC darf laut Satzung genau ein Team vorschlagen.
Der amtierende FC-Vizepräsident Carsten Wettich und seine Mitstreiter, der Unternehmer Wilke Stroman (Präsidentschaftskandidat) sowie Ex-FC-Spielerin Tugba Tekkal (Vizepräsidentin) müssen wie das „Team Adenauer“ mit Landrat Sven-Georg Adenauer als Präsidentschaftskandidat, Unternehmensberater Thorsten Kiesewetter und Fleischermeister Martin Hollweck eine hohe Hürde überspringen, um sich den Mitgliedern zur Wahl stellen zu dürfen. Beide Teams benötigen bis zum 31. Juli rund 4500 Unterschriften der rund 150.000 FC-Mitglieder. Erst danach dürfen laut Satzung Teams von der Wahlkommission bis zum 15. August zugelassen werden. Jedes Mitglied darf für jedes Team einmal abstimmen. Kinder unter sieben Jahren dürfen nur durch die Unterschrift eines Erziehungsberechtigten mitmachen.
Welche Ziele und Strategien verfolgen die drei Teams?
Die Ziele unterscheiden sich allenfalls im Detail. Allen Teams geht es darum, den Fahrstuhl zwischen 1. und 2. Liga anzuhalten, den 1. FC Köln dauerhaft in der Bundesliga zu etablieren und Schritt für Schritt nach dem Vorbild von Eintracht Frankfurt und dem VfB Stuttgart sportlich nach oben zu führen. Der FC soll frei von Investoren, selbstbestimmt bleiben und mitgliederzentriert geführt werden. Das Geißbockheim soll als Heimat des Clubs weiter modernisiert und wie seit vielen Jahren geplant ausgebaut werden. Alle drei Teams wollen aus der vom aktuellen Vorstand erfolgreich in Gang gesetzten finanziellen Konsolidierung heraus, mit Augenmaß vor allem in den sportlichen Bereich investieren, dabei Kaderwerte entwickeln und den eigenen Nachwuchs noch intensiver fördern. Oben auf der Agenda steht zudem das anstehende Thema Eigenvermarktung, die den Club finanziell potenter und insgesamt noch eigenständiger machen soll. Das Ziel der drei Teams ist es natürlich auch, den Club zu einen, seine Werte zu leben und weiterzuentwickeln.
Worin unterscheiden sich die drei Teams?
Das Team Stroman und das Team des Mitgliederrats um Jörn Stobbe haben öffentlich kommuniziert, dass sie sowohl die bestehende Rechtsform 1. FC Köln als GmbH & Co. KGaA als auch die Satzung ändern wollen. Eine Rückführung in eine GmbH später sogar möglicherweise in einen e. V. ist das Ziel. Die Satzung soll vor allem mit Blick auf die verwirrende Gremien-Vielfalt reformiert werden. Das Trio des Mitgliederrats spricht zudem davon, die Rechte der Mitglieder auch in den Gremien weiter auszubauen. Geplant ist möglicherweise, dass künftig mehr gewählte Vertreter des Mitgliederrats im Gemeinsamen Ausschuss sitzen. Bislang ist das Aufsichtsgremium für den Vorstand durch seine beide Vorsitzenden vertreten. Aktuell sind dies Fabian Schwab und Stacy Krott.
Das Team Stroman ist das einzige Team, das mit einer Frau in ihren Reihen antritt und in seinem Konzept auch die Entwicklung des Frauenfußballs beim FC in der Bundesliga sowie im Nachwuchs klar positioniert. Die Menschenrechtsaktivistin und Sozialaktivistin Tugba Tekkal hat damit ein Alleinstellungsmerkmal. Ein deutlicher Unterschied liegt auch in der Altersstruktur der drei Teams. CDU-Politiker Sven-Georg Adenauer (65), Thorsten Kiesewetter (53) und Martin Hollweck (57) stellen das älteste Trio. Jörn Stobbe (59), Ulf Sobeck und Jörg Alvermann (beide 53) sind nur unwesentlich jünger. Wilke Stroman (44), Tugba Tekkal (40) und Carsten Wettich (45) könnten der jüngste Vorstand in der FC-Historie werden. Mit Wettich hat das Team Stroman zudem als einziges Trio ein aktuelles Vorstandsmitglied in seinen Reihen. Das könnte den Übergang leichter machen und ein Signal für Kontinuität im Aufbruch sein.
Wer unterstützt, welches der drei Teams?
FC-Idol Lukas Podolski hat sich früh auf die Seite des Teams seines Freundes Stroman gestellt. Auch Henning May, Frontmann der Kölner Band AnnenMayKantereit hat sich öffentlich als Unterstützer geoutet. Vieles spricht zudem dafür, dass der scheidende Präsident Werner Wolf und Vizepräsident Eckhard Sauren ihren Vorstandskollegen Carsten Wettich unterstützen. Immerhin war es lange der Plan, dass sich das amtierende Trio ein drittes Mal zur Wahl stellt. Das Team Stobbe darf sich der Unterstützung von großen Teilen der aktiven Fanszene sicher sein. Der Südkurve e. V. hat vor der Mitgliederversammlung 2024 eine umfassende Empfehlung für die Wahlen zum Mitgliederrat ausgesprochen. Alle zwölf empfohlenen Kandidaten wurden auch gewählt, alle anderen nicht. Es würde den aktuellen Mitgliederrat also diskreditieren, wenn sich die Südkurve gegen das vom Gremium in einem aufwendigen Prozess ausgewählte Vorstandstrio ausspricht. Interessant wird in diesem Zusammenhang zu beobachten bleiben, wie Lukas Podolski sich als Idol der Kurve im weiteren Verlauf des Wahlkampfs positioniert.
Welches Trio hat die größten Chancen Vorstand zu werden?
Auf dem Papier hat das Team des Mitgliederrats die größten Chancen, weil es auf jeden Fall zur Wahl steht und sich der Unterstützung der Südkurve sicher sein darf. Dem Team Adenauer bleiben Außenseiterchancen, wenn es tatsächlich 4500 Unterschriften sammeln kann. Dem Team Stroman ist es aufgrund der prominenten Unterstützung eher zuzutrauen, die nötigen Unterschriften zu sammeln. In diesem Fall ist es das von Carsten Wettich zusammengestellte Trio ein mehr als ernstzunehmender Konkurrent. Vieles wird dann vom Wahlkampf und der Präsentation auf der Mitgliederversammlung im Rheinenergiestadion abhängen.