Der 1. FC Köln wählt am Samstag einen neuen Vorstand. Die Kandidaten Jörn Stobbe und Carsten Wettich stehen im Fokus.
Vorstandswahlen 1. FC KölnSüdkurve e.V. empfiehlt das „Team FC“

Auf der Mitgliederversammlung des 1. FC Köln wird am Samstag ein neuer Vorstand gewählt.
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Der Endspurt im Kampf um die Besetzung des neuen Vorstands beim 1. FC Köln ist eingeläutet. Fünf Tage sind es noch, dann steht fest, wer auf Präsident Werner Wolf und die Vizepräsidenten Eckhard Sauren sowie Carsten Wettich folgt. Drei Teams mit jeweils drei Kandidaten stellen sich am Samstag auf der Mitgliederversammlung im Rheinenergiestadion zur Wahl. Ein Szenario, das es so beim FC noch nicht gegeben hat, weil bislang immer nur ein Trio zur Wahl stand. Und zudem ein Vorgang, der erstmals einen Wahlkampf in Gang gesetzt hat, an dessen Ende die Frage beantwortet werden muss, ob er dem Klub eher genutzt oder geschadet hat.
Im Laufe des Wahlkampfes blieb es nicht aus, dass sich die Gremien und Gruppierungen innerhalb des Klubs öffentlich dazu äußerten, wen sie für das geeignetste Team halten und gerne am Samstag als Gewinner sehen würden. Die scheidenden Vorstände Wolf und Sauren unterstützen etwa das „Team Next Level FC“, das ihr Vorstandskollege Wettich mit dem Unternehmer Wilke Stroman und der Menschenrechtlerin Tugba Tekkal als einziger Frau unter den neun Bewerbern bilden. Stroman erhielt zudem in gleich zwei Interviews mit dem Kölner Stadt-Anzeiger Zuspruch von FC-Legende Lukas Podolski, mit dem er freundschaftlich und geschäftlich verbunden ist.
Während das „Team Adenauer“ mit Adenauer-Enkel Sven-Georg, Unternehmensberater Thorsten Kiesewetter und Metzgermeister Martin Hollweck auf prominenten Zuspruch verzichten musste und vor allem mit seinen Äußerungen zum Aus- oder Neubau des Stadions für Aufsehen sorgte, durfte sich das „Team FC“ mit dem Immobilien-Fachmann Jörn Stobbe, dem Juristen Jörg Alvermann sowie dem Sportwissenschaftler und Fußballtrainer Ulf Sobek über eine breite Unterstützung aus dem Klub heraus freuen.
Wir sind zu dem Schluss gelangt, dass das Team FC die notwendigen Kriterien erfüllt, um den 1. FC Köln als Vorstand führen zu können.
Das „Team FC“ steckt nicht nur in der Rolle des per Satzung vom Mitgliederrat nominierte Trios, es erhielt auch eine mehrheitliche Empfehlung des FC-Beirats, wo Lionel Souque, Chef von Hauptsponsor Rewe, Mitglied ist.
Wenig überraschend fiel am Sonntagabend schließlich das Votum des Vereins „Südkurve 1. FC Köln“ aus, dem Dachverband der aktiven Fanclubs des FC: „Wir sind zu dem Schluss gelangt, dass das Team FC die notwendigen Kriterien erfüllt, um den 1. FC Köln als Vorstand führen zu können“, heißt es in der Verlautbarung des Vereins. Man habe „monatelang die Inhalte aller Kandidatenteams intensiv geprüft, die jeweiligen strategischen Ausrichtungen unter die Lupe genommen, die Auftritte bei Fanclubs, in Podcasts und in den Medien verfolgt sowie persönliche Gespräche mit allen Teams geführt“, um sich eine abschließende Meinung zu bilden.
Das ein oder andere Fragezeichen
Eine Meinung, die so zu erwarten war, denn der „Südkurve e.V.“ hatte vor den Mitgliederratswahlen 2024 ebenfalls eine Wahlempfehlung gegeben, nach der alle zwölf vorgeschlagenen Kandidaten auch in das Gremium einzogen. Eine Entscheidung, die möglich war, weil die aktive Fanszene die größte Fraktion auf der nur von etwa 1000 Mitgliedern durchgeführten Wahl stellte.
Stephan Schell hatte sich bereits am Freitag beim Podcast „FC-Thekenphilosophen“ in einer persönlichen Stellungnahme für das „Team FC“ ausgesprochen und war dem Vorwurf begegnet, dass das vom Mitgliederrat nominierte Trio auch das Team der Ultras sei: „Das sind sie definitiv nicht.“ Schell ließ bei seiner Empfehlung keine Zweifel an der inhaltlichen Qualifikation von Stobbe, Alvermann und Sobek, habe persönlich bei Stobbe aber noch „das ein oder andere Fragezeichen“.
Stobbe ist neben Carsten Wettich der Kandidat, über den in der Öffentlichkeit am meisten und kontroversesten diskutiert wird. Über Wettich aufgrund seiner Wandlung vom Mitgliederrat zum Vizepräsidenten und den in diesem Amt getroffenen Entscheidungen. Stobbe aufgrund seiner Tätigkeiten im Umfeld anderer Fußballklubs.
Stobbe hilft Arminia Bielefeld
Der 59-Jährige hatte schon immer einen Hang zum Fußball. 2013 wollte er Geschäftsführer beim 1. FC Köln werden, als Alexander Wehrle den Zuschlag erhielt. Der FC-Vorstand war 2019 auch schon mal sein Ziel, den Vorzug erhielt damals aber Eckhard Sauren. Ein Jahr zuvor half Stobbe Arminia Bielefeld mit seinem Geschäftsführerkollegen bei Union Investment, Rainer Kobusch, mit einer Pro bono-Expertise beim Verkauf der Schüco Arena auf die Sprünge. Markus Rejek stand damals mit in der Verantwortung bei der Arminia. Der ehemalige FC-Geschäftsführer äußerte sich gegenüber der Rundschau lobend über die Zusammenarbeit, durch die Stobbe auch Kenntnis vom „Bündnis Ostwestfalen“ bekam.
Zu dem 2019 beginnendem Engagement bei Kickers Offenbach sagte Stobbe, dass er selbst nicht investiert war: „Meine Familie ist passiv dabei gewesen ist, um Hilfestellung zu geben.“ Frank Ruhl, der von 2012 bis 2013 Präsident in Offenbach war und von dem Stobbe 2019 die Hälfte seiner bei 24,5 Prozent liegenden Anteile am Verein erwarb, sagte auf Anfrage: „Die Aussage von Herrn Stobbe, dass er den OFC vor mir retten musste, ist Unsinn. Es musste niemand vor mir gerettet werden. Ich war damals einer der größten Unterstützer der Kickers.“
Ruhl berichtete, dass der Kontakt über den ehemaligen FC-Torjäger Dieter Müller zustande gekommen sei: „Da ist Person A als Anteilseigner durch Person B ersetzt worden. Herr Stobbe ist als reiner Investor aufgetreten. Ich vermute, dass er zudem als damaliger Vertreter von Becken Immobilien im Zusammenhang mit dem Projekt „Kaiserlei“ Kontakte zur Stadtgesellschaft in Offenbach gesucht hat.“
Ich gebe ein klares Commitment ab. Der FC bleibt investorenfrei.
Stobbe war von 2019 bis 2021 auch Aufsichtsratsvorsitzender beim 1. FC Köln. Ein Amt, das er zum 30. Juni 2021 niederlegte, um danach als 50-prozentiger Gesellschafter des „Hamburger Bündnis für Sport (HBS)“ mit Christopher Garbe von Groß-Investor Klaus-Michael Kühne für 30 Millionen Euro Anteile am Hamburger SV übernehmen zu wollen. Ein Deal, der dem Vernehmen nach kurz vor dem Notartermin scheiterte, weil das HBS die nötigen Mittel doch nicht zusammenbekommen hatte.
„Ich gebe ein klares Commitment ab: Der FC bleibt investorenfrei“, hatte Stobbe bei der Vorstellung des „Team FC“ gesagt und zu seinen vergangenen Engagements gestanden. Er wird dies wohl auch am Samstag auf der Mitgliederversammlung tun und weitere Fragen beantworten müssen. Wettich erwartet wohl ebenfalls ein Kreuzverhör.
Auch deshalb wird die Entscheidung über die neue Besetzung des Vorstands wohl in der Diskussion auf der MV am Samstag fallen. Dort müssen sich alle Kandidaten in der realen Atmosphäre des FC beweisen. Aktuell kann davon ausgegangen werden, dass mehr als 7500 Mitglieder an der Versammlung teilnehmen werden, was eine Rekordbeteiligung in der Geschichte des FC bedeuten würde.