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0:2 bei Chelsea LondonLeverkusens Begegnung mit der Realität

4 min

Hat noch viel Arbeit vor sich: Der neue Bayer-Trainer Erik ten Hag.

Die verdiente Niederlage bei der Generalprobe an der Stamford Bridge offenbart die Schwachstellen des neu formierten Bayer-Kaders. Ernest Poku soll aus Alkmaar an die Dhünn wechseln.

Den „härtesten Test“ hatte Erik ten Hag erwartet und auch bekommen. Bei Bayer Leverkusens Generalprobe in London wurde er vom FC Chelsea mit der Realität konfrontiert. Das 0:2 (0:1) beim Clubweltmeister zeigte, dass die Werkself nach dem Verlust von fünf Führungsspielern noch sehr weit von den eigenen Ansprüchen entfernt ist. „In unserem Kader haben wir noch nicht die richtige Anzahl an Spielern“, gab ten Hag vor dem Pflichtspielstart des Vizemeisters am kommenden Freitag (18 Uhr, Sky) im DFB-Pokal bei Sonnenhof Großaspach zu bedenken. Mit Ironie ergänzte er: „Chelsea, die haben das. Die haben zwei Kabinen voll.“

Im Kern lieferte der Niederländer so den Grund für die misslungene Generalprobe und sähte berechtigte Zweifel vor dem Saisonstart. Die Leverkusener waren ohne die verletzten Malik Tillman (Wade), Arthur (Sprunggelenk), Jonas Hofmann und Exequiel Palacios (beide Oberschenkel) angetreten. Auch wenn Chelsea erst seit wenigen Tagen wieder im Training ist, konnte sich die mit sieben U19-Spielern aufgefüllte Werkself bei Mark Flekken bedanken, dass dieser Schlimmeres verhindert hatte. Der vom FC Brentford gekommene Keeper übernahm gegen seinen ehemaligen Premier-League-Konkurrenten die Rolle als Nummer eins.

In unserem Kader haben wir noch nicht die richtige Anzahl an Spielern.
Erik ten Hag, Bayer-Trainer

Lukas Hradecky hatte sich am Freitagabend nach sieben Jahren in Leverkusen verabschiedet und verdingte sich beim Debüt für die AS Monaco gegen Inter Mailand. Für den 35-jährigen Finnen, der immerhin drei Millionen Euro in die Clubkasse gespült haben soll, wird Janis Blaswich aus Leipzig unter das Bayer-Kreuz wechseln. In seinem finalen Statement stellte der langjährige Kapitän in Aussicht, „vielleicht“ als Stammkeeper von Champions League-Konkurrent Monaco „noch einmal nach Leverkusen zurückzukehren“.

Sein drei Jahre jüngerer Nachfolger musste indes die Lehrstunde an der Stamford Bridge verarbeiten. Von einem „schwierigen Spiel gegen einen schwierigen Gegner“ sprach Flekken und analysierte treffend: „In der ersten Halbzeit haben wir nicht wirklich den Druck vorne draufbekommen, wie wir es wollten. Die zweite Halbzeit war eigentlich in Ordnung, aber nach vorne ging halt sehr wenig.“

Tatsächlich hatte sich Chelsea im Minutentakt Chancen erspielt. Eine davon verwertete Estevao per Abstauber zum 1:0 (18.). Bis auf einen gefährlichen Grimaldo-Freistoß (40.) und einen Abschluss des sonst in der Luft hängenden Stürmers Patrik Schick (58.) gab es keine offensive Entlastung. So war der Treffer zum Endstand von Joao Pedro schmeichelhaft (90.+1). Während beide Chelsea-Tore von Neuzugängen erzielt wurden, warten die Leverkusener weiter auf die Genesung von Malik Tillman als offensiven Hoffnungsträger aus Einhoven.

Florian Wirtz hatte so einen großen Einfluss auf das Spiel. Wir müssen zusammenarbeiten, um ihn zu ersetzen. Das ist fast unmöglich, aber wir werden es versuchen.
Erik ten Hag

„Florian Wirtz hatte so einen großen Einfluss auf das Spiel“, trauerte ten Hag dem Neu-Liverpooler nach und skizzierte die Mammutaufgabe für sein Team. „Wir müssen zusammenarbeiten, um ihn zu ersetzen. Das ist fast unmöglich, aber wir werden es versuchen.“ Zu den wenigen positiven Erkenntnissen des Cheftrainers zählte, dass sein Team im Chancen-Hagel von Chelsea „zusammengehalten“ und es im dritten Spiel binnen einer Woche zumindest versucht hatte. „Das war ein sehr guter Test für die Saison“, hielt der 55-Jährige fest und muss nun auf die Genesung seiner vorhandenen Belegschaft hoffen – und auf weitere Transfers.

Unmittelbar bevor steht der Wechsel von Ernest Poku von AZ Alkmar. Der niederländische U21-Nationalspieler kommt für zehn Millionen Euro plus Boni an die Dhünn, erhält einen Vertrag bis 2030 und wird am Montag zum Medizincheck erwartet. Der 21-Jährige, der als Frimpong-Ersatz auf der rechten Schiene gedacht ist, spielte am Sonntag zum Eredivise-Auftakt von Alkmaar noch mit und bereitete beim 4:1 gegen Groningen das 1:0 vor.

Schon länger wird vom Leverkusener Interesse an Maghnes Akliouche berichtet. Der 23-jährige Algerier soll vom neuen Hradecky-Klub Monaco kommen und könnte mehr offensive Kreativität bringen. Er gilt als technisch versiert, dribbelstark und sehr guter Passspieler. Loic Badé (25) vom FC Sevilla soll die Innenverteidigung stärken. Im Fall des französischen Nationalspielers geht es noch um die Höhe der Ablösesumme, die aus Bayer-Sicht 25 Millionen Euro betragen soll.