Nach dem 2:2 in Kopenhagen muss Bayer 04 direkt wieder ran: Gegen Gladbach fehlen drei defensive Mittelfeldspieler, doch Trainer Kasper Hjulmand bleibt gelassen.
Bayer 04 gegen GladbachHjulmand sucht nach drei Spielen in neun Tagen die Balance

Intensiver Kampf: Leverkusens Robert Andrich (l.) und der Kopenhagener Mads Emil Madsen schenkten sich zum Auftakt in die neue Saison der Königsklasse nichts.
Copyright: IMAGO/Eibner
„Es ist ein Privileg, all diese Spiele zu spielen“, sagte Kasper Hjulmand 15 Stunden nach dem 2:2 (0:1) beim FC Kopenhagen und zwei Tage vor dem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach. Der neue Trainer von Bayer Leverkusen ist für seine emotionale Intelligenz bekannt und platzierte diesen Satz bewusst. Nach dem ersten Champions League-Spiel in seiner dänischen Heimat und vor seinem zweiten Bundesligaspiel am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) müsste der 53-Jährige eigentlich gestresst sein. Erst vergangene Woche hatte er die Mission unter dem Bayer-Kreuz begonnen und sieht sich in der Verantwortung, eine komplett neu zusammengestellte Mannschaft nach seinen Prinzipien umzuformen und auf höchstem Niveau wettbewerbsfähig zu machen.
Herausforderungen und Veränderungen bei Bayer Leverkusen unter Hjulmand
Bayer-Trainer Hjulmand lobt die Widerstandsfähigkeit der Profis Bei der Spieltags-Pressekonferenz in der BayArena blieb Hjulmand aber gewohnt ruhig und ließ sich nichts anmerken. Der Däne nimmt Situationen, die er nicht ändern kann, wie sein Vor-Vorgängers Xabi Alonso professionell an. Dazu ist der ehemalige Nationaltrainer eine ehrliche Haut und kam nicht umher, die ungünstigen Umstände mit drei Spielen binnen neun Tagen (angefangen mit seiner siegreichen Premiere gegen Frankfurt) zu beschreiben: „Wir haben nicht viel Zeit auf dem Trainingsplatz“, gab er zu und ergänzte: „Es sind eher Meetings, Videos und so viel wie möglich auf dem Rasen, aber auch nicht zu viel, wir wollen die Mannschaft nicht überladen.“ Überladen werden seine Profis dieser Tage eher mit positiven Eingebungen, garniert mit gezielter Kritik. Zum wackeligen Unentschieden im „Parken“ am Donnerstag meinte der neue Cheftrainer etwa, dass er die Moral seines Teams loben müsste. „Nach zwei Rückständen in diesem Stadion zurückzukommen, ist nicht einfach.“
Grimaldos Freistoßkünste glänzen in Europa
Gerade weil er sein Team ohne vorheriges Training von einer Dreier- auf eine Viererkette umgestellt und dazu noch ein neues Zwei-Stürmer-System vorgegeben hatte, schätzte er die Leistung hoch ein. Mit seinem dritten direkt verwandelten Freistoß in zwei Partien stach vor allem Alejandro Grimaldo heraus. „Das ist top, top in Europa“, schwärmte Hjulmand nach dem Doppelpack gegen Frankfurt auch von Grimaldos Kunst beim zwischenzeitlichen 1:1 (82.). „Wie selbstbewusst er den Ball trifft und es so einfach aussehen lässt, obwohl dieser Topspin-Schuss so schwer ist, das ist Weltklasse.“
Defensivschwierigkeiten offenbaren Schwächstellen im Umschaltspiel
Das erste Tor aus dem Spiel heraus erzwang Joker Claudio Echeverri, indem er Gegenspieler Hatzidiakos anschoss (90.+2). Auch das erkannte der Übungsleiter lobend an. Dann widmete er sich der defensiven Anfälligkeit: „Wenn wir so viel Ballbesitz haben wie im Parken, dann muss es einen Rhythmus- und Intensitätswechsel geben, wenn wir den Ball verlieren.“ Nicht nur bei den beiden Gegentoren zum 0:1 von Jordan Larsson (9.) und zum 1:2 von Robert Silva (86.) war das Bayer-Kollektiv im Umschaltspiel kalt erwischt worden. Auch am Sonntag dürfte mit den schwach gestarteten Gladbachern (0:0 gegen Hamburg, 0:1 in Stuttgart und 0:4 gegen Bremen) ein tiefstehender und auf Konter eingestellter Gegner kommen.
„Das ist das Schwierigste im Fußball, einen tiefstehenden Block zu bespielen“, sagte Hjulmand. „Koordinierte Läufe“ mehrerer Spieler, die die Räume „gleichzeitig und richtig anlaufen“ – dafür brauche es Automatismen. Wohlwissend, dass diese nur bei gleichbleibendem Personal schnell einzuschleifen sind, wandte der Däne eine andere List an.
Personalprobleme im Mittelfeld erfordern kreative Lösungen
Zwar herrscht im defensiven Mittelfeld ohne die gesperrten Robert Andrich und Ezquiel Fernandez (beide Gelb-Rot gegen Frankfurt) sowie Exequiel Palacios (Adduktoren-OP) ein massiver Engpass. „Es gibt aber andere Möglichkeiten“, brachte Hjulmand nicht nur den gesetzten Aleix Garcia, Malik Tillman oder Axel Tape in die Sechser-Verlosung, sondern nannte mit Lucas Vazquez und Ibrahim Maza auch positionsfremdere Kandidaten.
Obgleich bei den Gladbachern nach dem Trainerwechsel von Gerardo Seoane zu Eugen Polanski unklar ist, wie sie personell und taktisch in der BayArena auftreten werden, kann auch die Werkself „verschiedene Charaktere“ aufbieten und den Drittletzten am Sonntag gewissermaßen überraschen.
Voraussichtliche Aufstellungen:
Bayer 04 Leverkusen: Flekken; Quansah, Badé, Tapsoba; Vazquez, Tillman, Aleix Garcia, Grimaldo, Ben Seghir; Schick. – Borussia Mönchengladbach: Nicolas; Scally, Elvedi, Diks, Ullrich; Reitz, Engelhardt, Honorat, Stöger, Reyna; Machino. – SR.: Zwayer (Berlin).